Auch wenn manche Stuttgarter ein mulmiges Gefühl bei ihrer Urlaubsplanung haben: die jüngsten Terroranschläge von Paris und Mali haben bisher keine Stornowelle in den Reisebüros zur Folge.

Stuttgart - In unruhigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Sicherheit. Und die scheint ja genau da am größten zu sein, wo man sich auskennt. Im Zweifel also zu Hause. So gesehen liegt die Vermutung nahe, dass der Terror von Paris und Mali, der mutmaßliche Bombenanschlag auf einen russischen Urlauber-Jet in Sharm El Sheik oder die konkreten Bedrohungen von Hannover und Brüssel die Reiselust der Menschen massiv bremsen.

 

Zumindest für Stuttgart gilt das allerdings nicht. In den Reisebüros der Landeshauptstadt ist in diesen Tagen weder die große Storno-Welle ausgebrochen, noch halten sich die Leute beim Buchen neuer Reisen für Weihnachten oder das kommende Jahr zurück.

Kirsten Durst vom DER Reisebüro ist zwar aufgefallen, dass nach den Pariser Anschlägen vom 13. November einige Kunden besorgt angerufen haben, aber eher um sich zu informieren. „Die wenigsten Stuttgarter möchten ihren Paris-Aufenthalt stornieren“, erklärt die Reiseexpertin, „das Gros stellt seine Reisepläne nicht grundsätzlich in Frage. Bei den Neubuchungen bemerken wir ebenfalls keine Zurückhaltung, auch nicht bei Reisen nach Paris.“

Ganz ähnlich sehen das auch andere Reisebüros, wobei Gabriele Reminder-Schray, die Regionalleiterin beim Euro Lloyd Reisebüro betont, dass die französische Metropole für sie eh nicht das ganz große Thema ist. „Da der TGV hier praktisch vor der Haustüre hält, organisieren sich viele Stuttgarter ihren Paris-Trip einfach selbst.“ Und auch im Reisebüro Martinek ist die Lust der Kunden auf Frankreich trotz des Terrors ungebrochen. „Wir hatten seit den Anschlägen keine Stornos, und auch die Städtereisen nach Paris laufen ganz normal“, sagt Expedientin Christa Schuster.

Trotz allem nach Paris

Die Stuttgarter wollen sich offenbar den Spaß am Reisen nicht nehmen lassen, bei der Zielwahl gibt es aber schon Änderungen im Vergleich zu früher. Besonders Ägypten leidet unter der unsicheren Lage im Norden des Sinai aber auch in Kairo. Und dies nicht erst seit dem mutmaßlichen Terroranschlag auf einen Airbus mit russischen Touristen am 31. Oktober. Schon die Ereignisse des Arabischen Frühlings von 2011 haben dem Land in puncto Touristik sehr geschadet. „Die Buchungen für Ägypten oder die Emirate sind schon seit Jahren rückläufig“, sagt Regine Schmid vom Reiseland Stuttgart. Eine allgemeine Reiseunlust der Stuttgarter beobachte die Tourismusexpertin aber nicht. „Die Leute buchen querbeet, meiden aber eben ganz bewusst manche Regionen.“

Die Karibik und Thailand profitieren

Dafür profitieren andere Gegenden: Laut Gabriele Reminder-Schray sind aktuell Ziele wie die Karibik, die Kanaren, Thailand, Dubai oder der Oman bei den Stuttgartern beliebt. Ägypten sei dagegen nur noch etwas für Taucher – und Tunesien im Moment so gut wie komplett aus dem Markt. Ganz anders dagegen Kreuzfahrten. Auch hier sei das Interesse ungebrochen, obwohl auch diese riesigen schwimmenden Hotels Ziele eines Terrorangriffs werden können. So wie 1985, als palästinensische Terroristen das italienische Kreuzfahrschiff Achille Lauro in der Nähe des ägyptischen Hafens Port Said kaperten und entführten.

Später erschossen sie einen teilweise gelähmten jüdischen US-Bürger und ließen vom Personal seine Leiche samt Rollstuhl über Bord werfen. Die Kaperung und anschließende Flucht der Entführer hielt die Welt wochenlang in Atem, aber das ist lange her. Aktuell haben die unruhigen Zeiten dagegen wenig Einfluss auf die Lust der Stuttgarter, in ihrer Urlaubszeit das Land zu verlassen. Eine totale Verunsicherung, wie es die Terroristen sicher gerne hätten, scheinen sie jedenfalls nicht zu erreichen. Der Schwabe reist weiter – und setzt damit auch ein richtiges Zeichen.