Ein neues Verfahren an der Tübinger Uniklinik lässt eine bessere Diagnose bei Prostatakrebs zu. Die neue Technologie verbindet Ultraschallaufnahmen der Prostata mit Bildern aus dem Magnetresonanztomographen.

Stuttgart - Mit Prostatakrebs kann man gut und lange leben. Oft raten Mediziner ihren Patienten abzuwarten und die Erkrankung zu beobachten. Dies wird als „aktive Überwachung“ bezeichnet. Dennoch verunsichert dieses Warten viele Männer. Von Prostata-Krebs ist im Laufe seines Lebens jeder zehnte Mann betroffen. An der Uniklinik Tübingen ist es nun möglich eine genauere Diagnose zu erstellen. Ein neues Gerät, das derzeit nur an fünf Kliniken weltweit getestet wird, lässt zwei Bilder miteinander verschmelzen. Dadurch entsteht ein präzises räumliches Bild von der Prostata.

 

Die neue Technologie verbindet Ultraschallaufnahmen der Vorsteherdrüse mit Aufnahmen aus einem Magnetresonanztomographen. Die Bilder werden digital übereinander projiziert. Auf diesen dreidimensionalen Abbildungen können die Tübinger Mediziner gesundes Gewebe von krankem besser unterscheiden. Genauere Bilder bedeuten für die Patienten bessere Diagnosen und geringere Risiken. Und vor allem: Auf dieser Basis sind künftig individuellere Therapieansätze möglich. Es kann beispielsweise schon früh und besser abgeschätzt werden, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.

Zudem können die Tübinger Mediziner bei einer Biopsie die Nadel sehr viel genauer setzen, als dies bisher möglich war. Genauer gesagt, ein Roboterarm kann dies. Bei der Biopsie wird ein Robotersystem eingesetzt. Dieses kann die Nadel millimetergenau und für den Patienten schonend navigieren. Bisher musste bei einer Biopsie mit der Nadel mehrmals in das Gewebe gestochen werden. Mit dem neuen Verfahren sind nur noch zwei Stiche notwendig. Zudem musste man bisher über den Enddarm in die Prostata gelangen, was häufig zu Entzündungen führt. Nun können die Ärzte über einen Hautabschnitt zwischen Hoden und Damm das Gewebe entnehmen und somit Infektionen vorbeugen. Der Patient wird bei dem Verfahren in eine leichte Narkose versetzt.

„Mit dieser neuen Technik können wir Prostatakrebs deutlich besser diagnostizieren“, sagt Stephan Kruck, Oberarzt aus der Urologischen Klinik. Er und seine Kollegen bezeichnen das Verfahren gar als „Quantensprung in der Nutzung moderner Bildgebungsverfahren“.