Acht Jahre lang hat Robert D. Skulpturen des berühmten Bildhauers nachgemacht. Wegen dieser Fälschungen hat der 56-Jährige am Mittwoch vom Landgericht eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten aufgebrummt bekommen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart - Acht Jahre lang hat Robert D. quasi am laufenden Band Giacometti-Skulpturen gefälscht. Schließlich stellte er mit 1300 Exemplaren mehr Arbeiten her als der weltberühmte Schweizer Künstler selbst. Denn in Alberto Giacomettis (1901 – 1966) Werksverzeichnis sind nur etwa 500 der filigranen Bronzefiguren enthalten. Für mehr als acht Millionen Euro wurden etwa 200 Plagiate des Fälschers aus den Niederlanden an leichtfertige Kunstsammler verkauft. Doch reich geworden ist Robert D. mit seinen Skulpturen nicht. Mittlerweile steht der Niederländer so gut wie mittellos da und vor einem Scherbenhaufen. Wegen seiner Fälschungen hat der 56-Jährige am Mittwoch am Landgericht eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren und drei Monaten erhalten. Und ihm drohen hohe Schadenersatzforderungen der Giacometti-Stiftung in Zürich.

 

Zwei weitere Haupttäter wurden bereits verurteilt

Mit Robert D. ist nun der letzte Haupttäter einer dreiköpfigen Fälscherbande verurteilt worden, die mehr als 20 Kunstliebhaber an der Nase herumgeführt hat. Ein Kunsthändler aus Mainz und ein sogenannter Reichsgraf, die eine geradezu unglaubliche Legende um die Herkunft der vermeintlichen Giacomettis gestrickt hatten, wanderten bereits im Jahr 2011 für mehr als sieben und neun Jahre hinter Gitter. Robert D. hatte indes Wind davon bekommen, dass die Polizei ihm auf den Fersen war und verlegte im Jahr 2010 seinen ersten Wohnsitz nach Thailand, wo er sich zuvor schon seit mehreren Jahren immer wieder aufgehalten hatte.

Die Aufgaben innerhalb der Bande waren klar aufgeteilt: Während der Kunsthändler aus Mainz und der „Reichsgraf“, der in Wahrheit früher Lokheizer in der DDR gewesen war, die Geschichte in die Welt setzten, wonach Albertos Bruder Diego die mehr als 1300 Skulpturen wegen des Perfektionswahns des Künstlers heimlich vor der Zerstörung bewahrt habe, und die Skulpturen auf dem Kunstmarkt anboten, modellierte Robert D. eifrig Skulpturen. Der Fälscher bezeichnete die Kunst Giacomettis als „super, genial, einfach“.

Richter ist von der Qualität der Plagiate beeindruckt

Der Vorsitzende Richter Roderich Martis war hingegen auch vom Schaffen des Fälschers aus den Niederlanden beeindruckt: „Die Qualität der Arbeiten reichte von einer hohen Ähnlichkeit bis quasi zur Identität eines echten Giacometti-Skulptur.“ Martis attestierte Robert D. bei den Betrügereien aber zugleich einen hohen Tatbeitrag: „Wenn der Angeklagte die Skulpturen nicht hergestellt hätte, wäre die Betrugsmasche nicht möglich gewesen“, so Martis.

Robert D. selbst hatte in dem Prozess freimütig eingeräumt, die Skulpturen gefälscht zu haben. Zudem gab er eine Unterlassungserklärung ab, in der er der Giacometti-Stiftung und Erben des Künstlers zusichert, künftig keine Plagiate herzustellen und auch keine zum Verkauf anbieten zu wollen. Denn bislang preist Robert D. auf seiner Homepage noch „Original Giacometti-Reproduktionen“ an – zum Preis von mehreren Hundert Euro bis zu etwa 2000 Euro. Die geschädigten Kunstsammler hatten indes zwischen 4000 und mehrere 100 000 Euro bezahlt. Besonders betroffen waren zwei Kunstsammler aus Wiesbaden und Stuttgart, die jeweils rund vier Millionen Euro in Plagiate investierten. Als der Schwindel aufflog, brach für sie eine Welt zusammen.

Robert D. wurde mit seinen Fälschungen nicht reich

Robert D. räumte in dem Prozess ein, die Legende um Giacomettis Bruder gekannt zu haben. Der Mainzer Kunsthändler habe ihm immer wieder Geld für seine Plagiate bezahlt. Der Niederländer sprach von 690 000 bis 840 000 Euro, die er überwiesen, in bar ausbezahlt, in Form von anderen Kunstwerken sowie eines Gebrauchtwagens erhalten habe. Abzüglich seiner Kosten, vor allem für das Material, die Nutzung einer Bronzegießerei in seinem Heimatland und für einen Helfer, habe er etwa 150 000 Euro Gewinn gemacht. Die Richter gehen indes von 400 000 Euro aus.

Derweil ist der Kunstfälscherfall noch nicht abgeschlossen. In München müssen sich zurzeit vier Angeklagte verantworten, weil sie 2009 versucht haben sollen, mit einem vermeintlichen „Walking Man“ von Giacometti, der ebenfalls von Robert D. stammt, das große Geld zu machen. Und in Stuttgart soll bald ein Prozess gegen einen Österreicher beginnen, der auch einige Plagiate vertrieben haben soll.