Fettnäpfchen hat Donald Trump noch nie ausgelassen - beliebt blieb er meistens trotzdem. Doch jetzt gestehen sogar Analysten der Republikaner ein, dass es für ihn sehr knapp im Wahlkampf werden könnte.

Des Moines - Drei Wochen vor der US-Wahl scheinen Donald Trumps jüngste despektierliche Äußerungen über Frauen den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in die Enge zu treiben. Selbst Beobachter aus seiner Partei räumen das ein. „Er ist auf dem Weg, völlig unterzugehen“, sagt der Meinungsforscher Whit Ayres, ein Berater des republikanischen Senators Marco Rubio aus Florida.

 

Wie mehrere andere Strategen aus den eigenen Reihen geht er inzwischen davon aus, dass sich die Demokratin Hillary Clinton die nötigen 270 Wahlmännerstimmen sichern kann. Natürlich kann sich bis zum 8. November noch viel ändern - und Trump hat nach wie vor starken Rückhalt. Doch Umfragen und nun auch die Prognosen republikanischer Analysten sehen den Milliardär aus New York ins Hintertreffen geraten.

Würde jetzt abgestimmt, gewänne Clinton die Staaten entlang der Westküste und im Nordosten ebenso wie die meisten im Gebiet der Großen Seen - eine Region, die Trump einst als Territorium für seine Anti-Freihandelsbotschaft ausgemacht hatte.

Trump schreckt Frauen mit Hochschulbildung ab

Schon vor dem ersten TV-Duell gegen Clinton Ende September tat Trump sich schwer, Unterstützung bei Frauen zu gewinnen. Dann kochten in der Debatte frühere respektlose Äußerungen über eine ehemalige Schönheitskönigin hoch. In einem Interview am Tag danach machte Trump die Sache nicht besser. Aber ein Video von 2005, in dem er damit prahlte, als Politstar erfolgreich zudringlich werden zu können, stellte alles in den Schatten.

Der 70-Jährige entschuldigte sich, tat die ganze Sache aber zugleich als „Scherze in der Umkleidekabine“ ab. Innerhalb weniger Tage meldeten sich indes mehrere Frauen, die Trump der Übergriffigkeit bezichtigten. Er wiederum nannte sie Lügner - und deutete an, dass einige gar nicht attraktiv genug für ihn seien.

Bei den weiblichen Wählern kommt das nicht gut an: „Sein ganzer Kurs könnte nicht besser darauf ausgerichtet sein, Frauen mit Hochschulbildung abzuschrecken“, sagt Meinungsforscher Ayres. Die Republikaner setzten lange auf gebildete Frauen in den Vorstädten, doch Trumps Gebahren scheint sie in Clintons Arme zu treiben. Zumindest aus den umkämpften Staaten Colorado und Virginia lassen Umfragen darauf schließen. Auch in Pennsylvania, in den letzten sechs Wahlen in Demokratenhand, geht Trumps Eroberungsstrategie nicht auf.

Trump muss um sicher geglaubte Stimmen kämpfen

„Er bekommt eines auf den Deckel von den Frauen in den Philly-Vororten“, sagt der republikanische Meinungsforscher Ed Goeas über das Umfeld der Stadt Philadelphia. Auch in Wisconsin wurde das Skandal-Video zum Stolperstein. Der von dort stammende Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, mit dem Trump und sein Vize Mike Pence auf Wahlkampf gehen wollten, lud den Präsidentschaftskandidaten wieder aus. Pence sagte anschließend selbst ab.

Trump kann sich weiter auf Staaten im Westen, der Mitte und im Süden stützen, aber trotzdem könnte er nach Prognosen auch aus seiner Partei unter 200 Wahlmännerstimmen bleiben. Um auf die nötigen 270 zu kommen, müsste er Florida und Ohio gewinnen ebenso wie North Carolina, Virginia und weitere umkämpfte Staaten.

Zudem müsste er sich die republikanisch orientierten Staaten Arizona, Georgia und Utah sichern. Doch selbst dort ist Trump mit seinen Äußerungen gefährlich angeeckt: Bei den Mormonen in Utah ist er äußerst unpopulär - und in Arizona haben Aussagen über kriminelle lateinamerikanische Einwanderer für Unmut gesorgt.

In Georgia, wo die Republikaner sieben der acht letzten Präsidentschaftswahlen für sich entschieden, könnten sich vor allem die gut gebildeten jungen Wähler spürbar abwenden, meint der republikanische Berater Chris Jankowski. Trump könnte schließlich selbst um die sicher geglaubten Stimmen der Weißen in Georgia kämpfen müssen, sagt er. „Dann weiß man, dass er am Ende ist.“