Still war es geworden um Michael Keaton, der einst in der ersten Liga Hollywoods spielte. Jetzt wird der 63-Jährige wieder als heißer Oscarkandidat gehandelt.

Stuttgart - Michael Keaton ist zurück: In der düsteren Komödie „Birdman“ (ab Donnerstag in den Kinos) ist der 63-Jährige als abgehalfterter Ex-Superheldendarsteller zu sehen, der sich an einer Theaterinszenierung am Broadway versucht. Für die Rolle wurde Keaton bei den Golden Globes ausgezeichnet – und gilt nun als heißer Oscarkandidat.

 
Mr. Keaton, träumt man von einer Rolle wie der in „Birdman“ eigentlich sein halbes Leben?
Nein, so läuft das nicht in unserem Job. Also natürlich warten wir Schauspieler immer auf Rollen, die einem solch fantastische Möglichkeiten bieten, wie die in „Birdman“. Aber ansonsten nutzt man die Gelegenheiten einfach, wie sie sich bieten. Manche sind spannender als andere, aber das nimmt man wie es kommt. Bei „Birdman“ hätte ich auch schon vor zehn Jahren zugegriffen und würde es auch in zehn Jahren noch tun. Doch ich hatte nie die Muße, zuhause herumzusitzen und von der Rolle meines Lebens zu träumen.
Empfinden Sie den Film als Ihr großes Comeback?
Eben nicht! Ich habe ja immer gearbeitet und das Beste aus dem gemacht, was man mir angeboten hat. Dass einem große Kunst wie „Birdman“ selten unterkommt, dafür kann ich ja nichts. Gleiches gilt dafür, wie viele Menschen einen Film sehen oder eben nicht. Aber meinetwegen dürfen Sie gerne von meinem Comeback schreiben, selbst wenn ich nie weg war.
Wussten Sie denn von Anfang an, dass der Filme große Kunst werden würde?
Ich kannte die Filme von Alejandro González Iñárritu – „Amores Perros“, „21 Gramm“ oder „Babel“. Wahrscheinlich hätte ich ihm auch blind zugesagt, ohne zu wissen, worum es überhaupt geht. Naja, vielleicht nicht ganz. Aber das Drehbuch hätte schon sehr miserabel sein müssen, damit ich abgesagt hätte.
Was es allerdings nicht war.
Nein, man konnte sich auf Anhieb sicher sein, dass dieser Film ein besonderer wird. Denn auch wenn ich mit solchen Worten eigentlich vorsichtig bin, ist Alejandro eben wirklich ein großer Künstler. Und mit denen will man als Schauspieler ja unbedingt zusammenarbeiten.
Die Rolle scheint ihnen auf den Leib geschrieben zu sein: Wie Sie hatte dieser Riggan Thomson seinen größten Erfolg als Held einer Comicverfilmung.
Stimmt, aber in solche Parallelen interpretieren Sie sicher mehr hinein als ich. Was ich an dieser Stelle auf jeden Fall klarstellen kann: meine Persönlichkeit ist der von Riggan Thomson nicht besonders ähnlich. Natürlich bin ich, genau wie er, ein Mensch und habe meine Momente, in denen ich auch mal mies drauf bin. Aber unser Umgang mit dem Job des Schauspielers ist vollkommen anders. So viel Energie und Gedanken darauf zu verschwenden wie er, das wäre mir viel zu anstrengend. Seinen Narzissmus so sehr zu pflegen bedarf ganz schön viel Arbeit. Dafür bin ich zu faul.
Faul? Das sieht man einer Tour de Force wie in „Birdman“ aber nicht an!
Dass ich gerne entspannt drauf bin, heißt ja nicht, dass ich nicht meine Arbeit möglichst gut machen will. Ich möchte stolz darauf sein können. Und ich habe früh gelernt, dass in meinem Beruf nichts wichtiger ist als Mut. Wenn man sich nie etwas traut, dann blickt man irgendwann zurück und denkt: hätte ich doch damals. . !
Wann haben Sie denn in Ihrer Karriere Mut bewiesen?
Vor 25 Jahren zum Beispiel, als ich mich auf „Batman“ eingelassen habe. Denn vergessen Sie nicht, dass Comicverfilmungen damals ein echtes Risiko waren. Tim Burton, Jack Nicholson und ich wären dumm dagestanden, wenn der Film gefloppt wäre.