Der geräuschlose Arbeiter Mitt Romney kommt in den Umfragen US-Präsident Barack Obama schon jetzt gefährlich nahe. Sein Rennen gegen Obama hat ein wenig die Züge des Wettlaufs vom Hasen mit dem Igel.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Washington - Nach all der Aufregung um den erbitterten Vorwahlkampf hat Mitt Romney die letzte formale Hürde vor der Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten erstaunlich geräuschlos genommen. Die Tatsache, dass er nach der Vorwahl in Texas nun die nötigen Delegierten für den Nominierungsparteitag im Sommer in der Tasche hat, ist den amerikanischen Medien nur noch eine kleine Meldung wert gewesen. Aber spätestens seitdem sein schärfster Rivale, der religiös-konservative Ex-Senator Rick Santorum, kurz nach Ostern aufgegeben hatte, war Romneys Nominierung nur noch Formsache. Doch dass der erste mormonische Präsidentschaftskandidat der amerikanischen Geschichte zurzeit so wenig Schlagzeilen macht, ist dennoch bemerkenswert – und gut für seine Chancen im November.

 

Entgegen allen Prognosen haben sich die Republikaner schnell hinter ihren Kandidaten gestellt. Das Ziel, den von manchen Konservativen geradezu verhassten Obama loszuwerden, überlagert alles. Romney, der sich im innerparteilichen Clinch gelegentlich zu radikalen rechten Tönen hinreißen ließ, setzt darauf, dass in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes diese Ausrutscher bei den Amerikanern längst vergessen sind. Diese Wahl wird vom Thema Wirtschaft entschieden. Und an diesem Punkt ist der oft als wankelmütig verschriene Romney sich seit Beginn des Wahlkampfes absolut treu geblieben.

Hase und Igel

Sein Rennen gegen Barack Obama hat ein wenig die Züge des Wettlaufs vom Hasen mit dem Igel. Der US-Präsident tourt zurzeit atemlos durch wahlentscheidende Bundesstaaten, um die angeblichen Erfolge seiner Wirtschaftspolitik anzupreisen. „Ich bin schon da“ kann der langsam und methodisch vorgehende Ex-Manager Romney hier sagen. Er hat schon immer über die Ökonomie geredet. Die Amerikaner mögen darüber streiten, ob er in seiner Zeit bei der Investmentgesellschaft Bain Capital nun ein kreativer Retter von Arbeitsplätzen oder ein gieriger Finanzhai gewesen ist. Aber unterm Strich ist jeder Tag, an dem sich der Wahlkampf um die Wirtschaftspolitik dreht, für Mitt Romney ein Gewinn.

Ein Wahlsieg von Barack Obama gilt in den USA als sehr wahrscheinlich, doch die Umfrageergebnisse sind knapp. Womöglich passt der Langweiler Romney ganz gut zu einer desillusionierten Nation? Selbst viele Fans von Obama haben den Kater noch nicht überwunden, den ihr in der täglichen Regierungspraxis grau gewordener Hoffnungsträger hervorgerufen hat.

Die Wähler wollen keine Visionen mehr, sondern Kompetenz. Im Gegensatz zu Romney, der einfach darauf verweisen kann, dass Obama viele Versprechen nicht eingelöst hat, sucht der US-Präsident noch nach einer griffigen Botschaft. „Hoffnung und Wandel“ wie 2008 kann es nicht mehr sein. Im Augenblick experimentiert Obama mit dem Schlagwort „Forward“, also „Vorwärts“. Nichtssagender geht es kaum. Im Vergleich dazu fällt die Vagheit von Romneys politischer Botschaft schon gar nicht mehr auf. Auch eine Angstkampagne Obamas gegen den angeblichen republikanischen Extremismus dürfte nicht einfach werden. Romney wird sich im Wahlkampf nicht zu weit nach rechts hinauslehnen. Er ist ein anpassungsfähiger Manager der Macht – und ist darin Obama ähnlicher, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Der Wahlkampf wird spannend.