Donald Trump, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in den USA bewirbt, stellt sich immer mehr ins Abseits. Nach sexistischen Angriffen auf eine TV-Journalistin wurde er von einem Parteitreffen ausgeladen.

Washington - Michael Pemberton war enttäuscht. „Hier geht es doch nur um politische Korrektheit, ich hasse politische Korrektheit”, schimpfte der 65 Jahre alte Anhänger der US-Konservativen, der eigens aus Kentucky nach Georgia gereist war, um den leibhaftigen Donald Trump hören und erleben zu dürfen. Doch daraus wurde nichts. Der Möchtegern-Präsidentschaftskandidat der Republikaner war überraschend vom Organisator der Wahlkampfveranstaltung Red State in Atlanta ausgeladen worden.   Zuvor hatte sich Trump, der Immobilien-Milliardär mit dem losen Mundwerk eines Kneipenpöblers, wieder einmal sexistisch über Frauen geäußert.

 

Donald Trump wird langsam zum Problemfall

Die Streichung von der Rednerliste ist der erste Hinweis darauf, dass mehr und mehr US-Republikaner den bislang in den Umfragen führenden Trump als Problemfall wahrnehmen. Der konservative Senator Lindsey Graham, ebenfalls ein Präsidentschaftsbewerber, sagte am Wochenende, die verbalen Ausfälle Trumps schadeten der gesamten Partei und ihren Bemühungen, weibliche Wähler zu begeistern. Seit Langem schon werfen die US-Demokraten den Konservativen vor, einen „Krieg gegen die Frauen“ zu führen. Dieser pauschale Vorwurf bekam durch den Auftritt Trumps bei der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Kandidaten konkrete Nahrung. TV-Moderatorin Megyn Kelly hatte Trump um einen Kommentar zu sexistischen Äußerungen aus der Vergangenheit gebeten. Der Immobilien-Unternehmer habe schließlich einige Frauen mit den Worten „Hündin“, „fett“ und „ekelhaft“ belegt. Trumps Antwort war kein klares Dementi, er räumte die Vorwürfe aber auch nicht ein.

Er sagte lieber, er habe keine Zeit für totale politische Korrektheit. Diese Zeit habe auch das Land nicht, das er regieren wolle. Am Tag nach der TV-Debatte, die 24 Millionen Amerikaner einschalteten, beschwerte sich Trump sogar noch öffentlich, von Moderatorin Kelly besonders hart angegangen worden zu sein. In einem Interview mit dem Sender CNN erklärte er, Kelly sei ein nicht sehr intelligentes Leichtgewicht. Er respektiere sie nicht als Journalistin, sagte Trump und deutete an, Kelly habe offenbar Menstruationsprobleme: „Man konnte sehen, dass Blut aus ihren Augen kam. Blut kam aus wo auch immer.“

Das Wahlkampfteam reagiert trotzig

Für Trump-Kritiker wie Senator Graham und Erick Erickson, den Organisator der Wahlkampfschau Red State in Atlanta, war damit eine Grenze überschritten. Graham rief die Führung der Republikaner auf, Trumps verbalen Amoklauf endlich zu stoppen, bevor noch jemand anfange zu glauben, solche Äußerungen seien republikanisches Allgemeingut. Erickson begründete seine Entscheidung, Trump auszuladen, mit dem Satz: „Ich will niemanden auf der Bühne haben, der auf eine feindselige Frage einer Lady hin sofort vermutet, das sei hormonell bedingt.“

Das Wahlkampf-Team des New Yorkers reagierte trotzig. Trump habe das Wort Blut auf die Nase der TV-Moderatorin bezogen. Nur ein Schuft könne anderes behaupten. Zwischen Trump und seinem engsten Mitarbeiter Roger Stone kam es wegen des Vorfalls allerdings zum Bruch. Die Kandidatur Trumps, der auch Einwanderer und Afro-Amerikaner aggressiv attackierte, hat die US-Republikaner in ein Dilemma gebracht. Sie befürchten, dass auch gemäßigte Kandidaten von der wachsenden Kritik an Trump erfasst werden.

Seine Umfragewerte sind weiterhin gut

Andererseits hat Trump nicht ausgeschlossen, als unabhängiger Präsidentschaftskandidat bei der Wahl im November 2016 anzutreten, sollte er die Vorwahlen nicht gewinnen. Das wiederum könnte die Republikaner wertvolle Stimmen kosten. Trumps gute Umfragewerte, die freilich knapp anderthalb Jahre vor der Wahl nicht sehr aussagekräftig sind, zeigen, dass sein Populismus an der Basis ankommt. Denn da gibt es jene Konservative wie Michael Pemberton, der am Wochenende in Atlanta so jäh enttäuscht wurde, weil Trump nicht reden durfte. Pemberton schnappte sich einen Zettel, schrieb in Großbuchstaben „Ich bin Donald Trump“ darauf und heftete sich das Papier demonstrativ ans Jackett