Der Milliardenerbe steht unter Verdacht seine Frau, eine Freundin und einen Nachbarn ermordet zu haben. Eine Fernsehdokumentation überführt den New Yorker Immobilienmogul der Straftat.

New York - Der Knüller kommt ganz zuletzt. Fast fünf Stunden läuft die Dokuserie über Robert Durst bereits, das letzte Interview mit dem exzentrischen New Yorker Milliardenerben ist geführt, die Kameraleute packen ihre Sachen. Der 72-Jährige trägt noch sein Mikrofon, während er in der Toilette verschwindet, wo er vor sich hin murmelt. „Was zum Teufel habe ich getan“, ist deulich zu hören. „Natürlich habe ich sie alle umgebracht.“

 

Ein offenes Geständnis war das zwar nicht und ob die Aufnahme vor Gericht zugelassen wird, muss sich noch zeigen. Aber die Ausstrahlung der sechsten Folge von Andrew Jareckis Dokumentation hat dazu geführt, dass Durst am Sonntag in New Orleans wegen dreifachen Mordes verhaftet wurde. Es ist ein Triumph für Jarecki, der zehn Jahre an der Doku gearbeitet hat. Er hat geschafft, was 30 Jahre lang den Behörden nicht gelungen ist: Den Milliardenerben, der unter Verdacht steht seine Frau, eine Freundin und einen Nachbarn ermordet zu haben, in die Enge zu treiben.

Ihm sei mitunter die Hand ausgerutscht, gibt Durst zu

Die Geschichte beginnt Ende der Siebziger in New York. Durst hat wenig Lust in den Familienbetrieb einzusteigen, einem der größten Immobilienimperien Manhattans. Stattdessen zieht er mit seiner jungen Frau Katie aufs Land, will aussteigen. Doch die Ehe läuft nicht gut. In einem der Interviews, gibt Durst zu, dass ihm mitunter die Hand ausgerutscht ist.

Im Herbst 1982 verschwindet Katie dann spurlos. Zuletzt wird sie von einer Freundin gesehen. Als sie sich von dieser verabschiedet sagt sie, sie hätte „Angst vor Bob.“ Durst behauptet, er habe sie an den Zug nach New York gebracht, wo sie ein Medizinstudium begonnen hatte. Doch es ist unklar, ob sie dort jemals angekommen ist. Bis heute gibt es keine Spur von Katie.

20 Jahre ist es Still um den Milliardenerben

Es war ein Sensationsfall, der monatelang den Boulevard beschäftigte. Schon damals gab es Spekulationen darüber, dass Robert Durst der Mörder seiner Frau sein muss. Doch die Untersuchung wird eingestellt, nicht zuletzt, wie Jarecki in seinem Film zeigt, weil die New Yorker Polizei sich nicht sehr anstrengt. Danach wird es fast 20 Jahre still um Durst. Er gibt sein Außenseiterdasein auf und leitet zusammen mit seinem Bruder die Firma, der elf Wolkenkratzer in Manhattan gehören. Doch dann öffnet ein Mordfall in Los Angeles wieder die Akte Durst.

Das Opfer ist Susan Berman, eine Studienfreundin von Durst. Sie wird in ihrer Wohnung in Beverly Hills erschossen. Das Timing des Mordes lenkt den Verdacht erneut auf Durst. Susan Berman war kurz davor, mit der Staatsanwältin Janine Pirro zu sprechen, die weiter das Verschwinden von Katie Durst untersuchte. Nun werden die Dinge bizarr. Robert Durst taucht unter, im Küstenort Galveston in Texas. Eben dort wird er ein Jahr später verhaftet, weil er verdächtigt wird, seinen Nachbarn Morris Black erschossen, dann mit einer Säge zerstückelt und m Meer versenkt zu haben.

Durst wird angeklagt, er heuert die teuersten Anwälte von Texas an. Und obwohl alle Indizien gegen ihn sprechen, erreichen sie einen Freispruch. Die Advokaten überzeugen das Gericht davon, dass Durst in Notwehr gehandelt haben soll. Das offensichtliche Motiv, dass Black Durst erkannte und ihm gefährlich wurde, fällt unter den Tisch. Seither hat sich kein Staatsanwalt mehr getraut, ein Verfahren gegen Durst zu eröffnen. Allein Jarecki blieb hartnäckig.