In Athen wird die Geldnot immer größer – in wenigen Tagen schlägt die Stunde der Wahrheit. Derweil macht sich Finanzminister Gianis Varoufakis mit Lifestyle-Fotos lächerlich.

Athen - Griechenland könnte schon in wenigen Tagen das Geld ausgehen. Das Land brauche noch diesen Monat dringend zwei bis drei Milliarden Euro, dies soll Regierungschef Alexis Tsipras am Freitag dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, bei einem Treffen in Brüssel gesagt haben, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Tsipras habe gefordert, die Europäische Zentralbank (EZB) solle es Griechenland gestatten, weitere Geldmarktpapiere auszugeben, um sich dringend benötigte Liquidität zu besorgen. Bisher hat die EZB das Volumen dieser Drei- und Sechsmonatspapiere, mit denen sich Athen bei den heimischen Banken immer wieder Geld leiht, auf 15 Milliarden Euro gedeckelt. Dieser Rahmen ist bereits seit Dezember voll ausgeschöpft.

 

Athen steht in dieser Woche wieder vor gewaltigen Zahlungsverpflichtungen. An diesem Montag muss der griechische Finanzminister 580 Millionen Euro zur Tilgung eines Kredits an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen. Ebenfalls am Montag stehen Geldmarktpapiere im Volumen von 1,6 Milliarden Euro zur Refinanzierung an. Am Freitag werden eine weitere Zahlung an den IWF von 350 Millionen sowie erneut Geldmarktpapiere von 1,6 Milliarden Euro fällig. Außerdem braucht der Staat Ende des Monats mehr als zwei Milliarden Euro, um Gehälter und Renten im öffentlichen Dienst zu zahlen.

Die Sozialversicherungen werden angepumpt

In griechischen Medien wird bereits spekuliert, dass nicht alle Staatsdiener pünktlich bezahlt werden können. Regierungskreise in Athen dementierten das allerdings. Um flüssig zu bleiben, musste sich der Finanzminister vergangene Woche bereits 110 Millionen Euro von der staatlichen Sozialversicherungskasse IKA leihen. Dabei schwimmt auch die nicht gerade im Geld: Sie wird in diesem Jahr ein Defizit von gut einer Milliarde Euro ausweisen.

Viele öffentliche Körperschaften sträuben sich, dem Staat ihre Barmittel anzuvertrauen. Die Regierung plant deshalb jetzt ein Gesetz, das die Sozialversicherungen verpflichtet, ihre Gelder nicht bei Geschäftsbanken sondern bei der Zentralbank anzulegen. Dort hätte der Staat Zugriff auf die Mittel. Die Versicherungskassen sollen im Gegenzug staatliche Schuldtitel erhalten.

Finanzminister Gianis Varoufakis appellierte unterdessen an Bundeskanzlerin Angela Merkel, einen Wachstumsplan für Europa vorzulegen. Damit könne Merkel „ein Vermächtnis für Europa“ hinterlassen. Künftige Generationen würden sich „an den ‚Merkel-Plan’ erinnern, so wie man sich heute an den Marshall-Plan erinnert“, sagte Varoufakis im Fernsehen.

„Wie lange will dieser Clown uns noch repräsentieren?“

Für Spott und Häme sorgt derweil eine Fotoserie des französischen Lifestyle-Magazins „Paris Match“. Die aufwendig inszenierten Bilder zeigen Varoufakis und seine Frau Danae in ihrem Penthouse in einem der teuersten Viertel Athens an der Akropolis. Mal posiert das Paar auf der Dachterrasse bei einem opulenten Diner und prostet sich zu, mal sitzt Varoufakis im körperbetonten, engen T-Shirt am Klavier. Die Fotos kursieren inzwischen auf Twitter, begleitet von Kommentaren wie „Das ist die humanitäre Krise in Griechenland“. Varoufakis hatte bei seinem Amtsantritt die Griechen zu einem „einfachen Leben“ angehalten. Die Zeitung „Proto Thema“ fragte: „Wie lange will uns dieser Clown noch im Ausland repräsentieren?“

Varoufakis bereut inzwischen die Fotoserie. „Ich frage mich: Gefällt mir diese Ästhetik? Nein. Und ich bereue es. Wir beide (er und seine Frau) bereuen es“, sagte Varoufakis am Sonntag im griechischen Fernsehen. Regierungskreise dementierten unterdessen Berichte in Athen, wonach eine Entmachtung des Minister unmittelbar bevorstehen könnte. Einige Medien verwandelten hier „Wunschträume“ in Nachrichten, wurde in Athen erklärt.