Beim mutigen Veggie-Day-Vorschlag der Grünen schreien die Deutschen empört über Bevormundung auf, als wolle ihnen einer die Wurst vom Brot klauen. Die hysterische Reaktion unterstreicht nur die Notwendigkeit des Vorschlags: Der durchschnittliche Bundesbürger, der laut dem aktuellen „Fleischatlas“ in seinem Leben 1097 Tiere vertilgt, ist für die damit verbundene Problematik leider nicht nachhaltig zu sensibilisieren. Nur zwischendurch quieken mal wieder alle auf, wenn ihnen im Döner Verdorbenes oder in der Bolognese Pferdereste untergejubelt wurden.

 

Aber gerade in den Kantinen dieses Landes schaffen es die wenigsten, über den Tellerrand hinaus zu sehen, dort vergessen die meisten, dass es eben nicht um die harmlose Befriedigung menschlicher Fleischeslust geht. Der verantwortungsvolle, sprich: reduzierte Fleischkonsum ist kein Verzicht auf einen angeblich unentbehrlichen kulinarischen Genuss. Er ist eine ökologische, ethische und damit politische Entscheidung. Er ist in eindeutig und längst nachgewiesenen Zusammenhängen ein Beitrag gegen Massentierhaltung, gegen Hunger weltweit und für das Klima. Millionen von Rinderherden etwa rülpsen Treibhausgase in die Luft und fressen den Menschen in ärmeren Ländern das Korn weg.

Die Verantwortung des Verbrauchers geht durch den Magen. Und damit der drückt, braucht es mehr Druck. Die Grünen können nicht allen Kantinen vorschreiben, was ihnen in den Topf kommt. Aber wenn viele die Idee aufgreifen, gäbe es bald auch mehr Wahlfreiheit für den Einzelnen: leckere, vollwertige Varianten statt der öden „Carbonara ohne Speck“-Alternative. Von einem Gemüse-Getreide-Tag pro Woche ist noch keiner vom Fleisch gefallen.