Weil ein Schneeball seinen Transporter trifft, packt ein 32-Jähriger einen Jungen in seinen Transporter und fährt davon. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung gegen den Mann. Eltern im Stadtteil Oßweil sind dennoch in Sorge.

Ludwigsburg - Drei Jungen veranstalten eine Schneeballschlacht auf dem Platz vor einer Kirche. Während die Schneekugeln hin- und herfliegen, verfehlt eines der Wurfgeschosse sein Ziel und trifft stattdessen einen Transporter, der in diesem Moment vorbeifährt. Postwendend hält der Fahrer an, steigt wutentbrannt aus, packt den Werfer und zerrt ihn in sein Fahrzeug. Dann fährt er davon.

 

Was sich anhört wie eine Szene aus einem Kriminalfilm – im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil wurde sie am Donnerstagnachmittag Realität. Wie das Polizeipräsidium mitteilt, spielten die drei Jungen gegen 14.50 Uhr auf dem Platz vor der Januariuskirche in der Westfalenstraße, als der Schneeball auf die Frontscheibe des Lieferwagens klatscht. Der Fahrer lenkt seinen Transporter in eine Hofeinfahrt und geht auf die Kinder zu. Die Jungen flüchten vor dem Mann, doch einen 13-Jährigen bekommt der 32-Jährige zu fassen. Er packt ihn am Arm, zerrt ihn zum Auto, stößt ihn auf den Beifahrersitz und gibt Gas, berichtet die Polizei.

Erst nach rund 600 Metern gelingt dem Jungen die Flucht: auf Höhe der Kreuzung der Neckargröninger Straße mit der Mauserstraße reißt der 13-Jährige die Türe auf und läuft davon. Er klingelt bei Anwohnern, die sofort die Polizei alarmieren.

Eine Gefahr geht von dem Mann wohl nicht aus

Wie deren Sprecher Peter Widenhorn erläutert, ermitteln die Beamten nun wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und der Körperverletzung gegen den 32-Jährigen. Im Auto soll er den Jungen gegen die Schulter geboxt haben.

Rund 20 Minuten nach dem folgenreichen Schneeball-Treffer macht eine Streifenbesatzung den Transporter am Donnerstag in der Schorndorfer Straße ausfindig und nimmt den Verdächtigen vorläufig fest. Laut Augenzeugen geht es dabei durchaus ruppig zur Sache: Die Beamten müssen den Mann zu Boden ringen und knien dann auf seinem Rücken, um ihm Handschellen anlegen zu können.

Der 32-Jährige habe wohl angenommen, dass durch den Schneeball ein Schaden an dem gewerblich genutzten Fahrzeug entstanden sei, erklärt der Polizeisprecher Peter Widenhorn – das sei aber nicht der Fall: „Er hat überreagiert.“ Eine Gefahr gehe von dem Mann, der strafrechtlich unbescholten ist, wohl nicht aus.

Besorgte Eltern melden sich bei der Polizei

Nachdem der Vorfall bekannt wurde, meldeten sich bei der Polizei gleichwohl einige verängstigte Eltern. In der Nähe des Geschehens liegt auch die August-Lämmle-Grundschule. Man habe allen geantwortet, dass kein Grund zur Sorge bestünde, sagt der Polizeisprecher.

Ähnlich heftig wie der Ludwigsburger reagierte vor wenigen Jahren ein Lokführer im Rems-Murr-Kreis: In Kirchberg verweigerte er die Weiterfahrt, weil seine Lok von Schneebällen getroffen worden war. 200 Fahrgäste blieben damals rund eine Stunde auf der Strecke.