Die Gewerkschaft Verdi hat das Kaufhaus Breuninger wegen der zweiten fristlosen Kündigung einer Betriebsrätin kritisiert.

Stuttgart - Die Gewerkschaft Verdi übt scharfe Kritik an der Traditionsfirma Breuninger. Moniert wird unter anderem, dass einer gekündigten Betriebsrätin nun eine zweite fristlose Entlassung ausgesprochen worden sei. Mit der Begründung, sie habe eine falsche eidesstattliche Versicherung vor dem Arbeitsgericht geleistet, habe das Kaufhaus die Mitarbeiterin entlassen, so der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Bernd Riexinger.

Breuninger bestreite, dass die Verdi-organisierte Betroffene einen Antrag auf Freistellung abgegeben habe, was sie in der gerichtlichen Erklärung aber angibt. Deshalb sei in den Augen des Unternehmens diese Angabe falsch, erklärt Riexinger das Kündigungsschreiben. "Dabei hat der Antrag das Unternehmen auf verschiedenen Wegen erreicht."

Breuninger: "Massive Kampagane"


Mit dem neuerlichen Schritt an die Öffentlichkeit spitzt Verdi den Streit über den Betriebsrat des Stuttgarter Traditionskaufhauses weiter zu. Die Unternehmensleitung von Breuninger spricht von einer "massiven Kampagne" gegen das Unternehmen. Verdi verunglimpfe pauschal die Betriebsratsmitglieder, die nicht gewerkschaftlich organisiert seien. "Wir werden jedoch mit aller Kraft verhindern", heißt es in einer Mitteilung, "dass sich eine von Misstrauen und Konfrontation geprägte Unkultur im Unternehmen ausbreitet."

Entzündet hat sich der Streit an der sogenannten Abhöraffäre. Jene Betriebsrätin, die sich gegen die Anfang September erfolgte fristlose Kündigung wehrt, soll per Handy eine Sitzung des Betriebsrats mitgeschnitten haben. Mit der zweiten Entlassung reagiere Breuninger auf die erste fristlose Kündigung, weil sich das Unternehmen bei den Gründen offenbar nicht mehr sicher sei.

Verdi reicht Kundigungsschutzklage ein


"Man unterstellt ihr einen Lauschangriff. Sie hat aber keinen Anruf gestartet", so Verdi-Mann Riexinger. Die Gewerkschaft hat deshalb nach eigenen Angaben eine Kündigungsschutzklage eingereicht und ein Amtsenthebungs-verfahren gegen die Spitze des Betriebsrates beantragt, der sich laut Verdi schwerer Verstöße schuldig gemacht hat. Nach Ansicht der Gewerkschaft gab es bei Breuninger bisher ein "enges Zusammenspiel zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat", so Riexinger.

Bis April habe Breuninger einen arbeitgeberorientierten Betriebsrat gehabt. Erstmals sei bei den Wahlen im Mai eine alternative Betriebsratsliste mit zehn Kandidaten eingereicht worden – seither gehören fünf bei Verdi organisierte Mitarbeiterinnen dem 23-köpfigen Betriebsrat an.

Breuninger selbst zeigt sich derweil "in hohem Maße befremdet" darüber, dass die Betriebsrätin und die Gewerkschaft "immer noch nicht den Vorwurf des Lauschangriffs widerlegt haben". Zwischenzeitlich äußerten sich viele Mitarbeiter "befremdet über die Kampagne gegen das Unternehmen". Schließlich habe Breuninger zuletzt im Wettbewerb "Stuttgarts beste Arbeitgeber" einen guten vierten Platz erreicht.