Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)
Kann man sagen, wie viel man dafür ausgibt?
Reikowski: Ja, kann man: zu viel.
Können Sie das genauer beziffern?
Reikowski: Das Gespräch mit jedem Lego-Fan ist bei einer solchen Frage schnell beendet. Das ist jedem peinlich.
Schäfers: Es ist unterschiedlich. Manche geben 50 bis 100 Euro im Monat aus, andere im Jahr bis 3000 Euro. Wir haben auch ganz Fanatische im Verein, die stellen eine Star-Wars-Landschaft hin von zwölf Quadratmeter Fläche mit einer halben Million Steine, die 50 000 Euro wert ist. Aber andere Mitglieder wie moctown bauen kleine Tiere, die so berühmt sind, dass sie ab August im neuen Lego House in Billund stehen werden.
Was macht die Faszination an Lego aus?
Schäfers: Es ist die Begeisterung der Kinder, wenn man ihnen Lego zur Verfügung stellt und sie merken, was sie aus den monochromen Steinen alles bauen können. Zudem ist es toll zu sehen, wie die Generationen zusammenkommen: In Untertürkheim werden wir Sets aus den Achtzigern sowie aktuelle Sets zeigen. Es ist schön, wenn Vater und Sohn in die Ausstellung kommen und der Sohnemann sagt: Oh, guck, den Bulldozer habe ich auch. Und der Papa antwortet: Und ich hatte als Kind den neben dran.
Reikowski: Wenn man versucht, selbst zu bauen, kommt man ganz von alleine drauf. Auf einer Lego-Ausstellung habe ich einen Jungen erlebt, der stellte sich vor meine Anlage – und erstarrte. Da bekommt man was von dem zurück, was man reingesteckt hat.
Haben Sie je aufgehört, mit Lego zu bauen?
Reikowski: In den sogenannten Dark Ages, den dunklen Jahren. Also in der Zeit, in der Lego plötzlich uncool war. Aber nach einer Weile kam das wieder. Bei mir war es als junger Erwachsener, so mit 24 habe ich mein Lego wieder hervorgeholt. Aber richtig drauf bin ich erst seit 2010. Und seit ich in Stuttgart bin, gibt es kein Halten mehr.
Schäfers: Meine Dark Ages fingen an, als Lego in die Krise kam, so 1997/98. Da waren die Sets nicht mehr das, was sie früher mal waren. Angefixt wurde ich wieder während meines Militärdienstes: Ich kaufte einen Star-Wars-TIE-Fighter. Lange habe ich nur für mich gebaut, dann ging es los mit Ausstellungen. Seit es den Verein gibt, bin ich – wenn ich meine Frau frage – gefühlt jedes Wochenende auf einer Lego-Veranstaltung.
Sie haben vor zwei Jahren den Verein Schwabenstein 2x4 gegründet. Wie viele Mitglieder hat er? Und wie viele davon sind Frauen?
Schäfers: Knapp 40, davon sind sieben Frauen.
Dennoch scheint es, dass Lego-Kunst eher ein Männerding ist. Woran liegt das?
Schäfers: Ich habe einen Sohn – aber selbst wenn ich noch eine Tochter bekommen sollte, würde ich keinen Unterschied machen. Wenn sie darauf bestehen würde, Lego Friends zu bekommen – oder, wie meine Nichte sagen würde: Mädchen-Lego –, würde ich das besorgen. Generell gilt: Mit meiner Nichte baue ich Häuser und Bäume, mit meinem Neffen Schiffe und Fahrzeuge. Da merkt man, dass es da Unterschiede gibt.
Reikowski: Bei meinen Kindern aus erster Ehe, da hat die Tochter gerne Soziales gespielt. Jungs wollen Action.
Was waren die tollsten Modelle, die Sie je gebaut haben?
Reikowski: Mein tollstes Moc habe ich noch nicht gebaut.
Ihr was bitte?
Reikowski: Moc. Das bedeutet: My Own Creation, also ein aus Lego gebildeter Eigenbau. Jedenfalls, das tollste Moc werde ich noch kreieren: einen mannshohen Würfel, in den man durch Fenster hineinschauen kann.

Schäfers: Mein Moonbase-Bahnhof. Was ich noch bauen möchte, ist die Rheinbrücke bei Speyer, weil mich Brücken faszinieren.