Die Ablösung des Präsidenten Staudt und des Aufsichtsratschefs Hundt wird vorbereitet. Dem Umschwung steht jedoch noch die Vereinssatzung im Weg.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)
Stuttgart - Es könnte die letzte größere Dienstreise des VfB-Präsidenten Erwin Staudt sein. Am Mittwoch startet die Stuttgarter Mannschaft zum Europa-League-Spiel bei Benfica Lissabon. Und es spricht zum einen wenig dafür, dass sich der Tabellenvorletzte der Bundesliga für das Achtelfinale qualifiziert, und zum anderen, dass Erwin Staudt noch lange im Amt ist - egal ob der VfB in die zweite Liga absteigt oder doch noch die Klasse hält.

Mittlerweile gilt es als weitgehend ausgeschlossen, dass Staudt vom Aufsichtsrat bei der diesjährigen Mitgliederversammlung (der Termin steht noch nicht fest) zur Wiederwahl vorgeschlagen wird. Er sei amtsmüde, heißt es beim VfB. So muss sich das Kontrollgremium nach Nachfolgern umschauen - und ist möglicherweise schon fündig geworden. Der Ex-Nationalspieler Hansi Müller und der ehemalige VfB-Vizepräsident Achim Egner stehen als Doppelspitze für die Nachfolge bereit.

Der Verein soll umgekrempelt werden


Ein komplett anderer Plan wird von einer Opposition verfolgt, die sich nach Information der Stuttgarter Zeitung formiert hat. Diese Gruppe sieht nicht allein Erwin Staudt für die größte Misere des Bundesligisten seit dem Abstieg im Jahr 1975 verantwortlich, sondern ebenso den Aufsichtsrat mit dem Arbeitgeberchef Dieter Hundt an der Spitze. Als Präsidentschaftskandidat der Aufständischen geht der Bankmanager Björn Seemann ins Rennen. Unterstützt wird der 39 Jahre alte Geschäftsführer der Stuttgarter Niederlassung des Schweizer Bankhauses Julius Bär vom ehemaligen VfB-Spieler Karl Allgöwer. Beide schließen eine Zusammenarbeit mit dem bisherigen Aufsichtsrat kategorisch aus.

Auf dem angepeilten Weg an die Clubspitze steht Björn Seemann allerdings die Vereinssatzung im Weg. Schließlich darf nach derzeit herrschendem VfB-Recht allein der erst letztes Jahr im Amt bestätigte Aufsichtsrat darüber bestimmen, welcher Präsidentschaftskandidat den Mitgliedern zur Wahl vorgeschlagen wird. Deshalb lässt die Opposition gerade juristisch prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, den Clubchef wieder direkt von den Mitgliedern bestimmen zu lassen. Im Gespräch sind in diesem Zusammenhang der Antrag auf eine Satzungsänderung, ein Misstrauensantrag sowie der Antrag auf Abwahl des Aufsichtsrats. Für derartige Beschlüsse werden Dreiviertelmehrheiten benötigt.

Der Gruppe um Seemann schwebt außerdem vor, den Aufsichtsrat anders zu besetzen. So sollen dem Kontrollgremium bald nicht mehr nur Firmenmanager angehören. Der Aufsichtsrat soll fußballlastiger werden. Auch ein Fanvertreter ist darin vorgesehen. Die Opposition fordert, dass jeder Stein im Verein umgedreht wird. Transparenz ist eines der Schlagwörter beim geplanten Neuanfang, der unabhängig von der Ligenzugehörigkeit erfolgen soll.