Wer bisher einen Stempel zur Einreise nach Deutschland wollte, musste seine Unterlagen persönlich bei der deutschen Botschaft oder einem Konsulat abgeben. Künftig nimmt ein externer Dienstleister die Papiere in Empfang und reicht sie weiter. Das soll Zeit sparen.

Berlin - Die Türkei ist China um einige Wochen voraus. Die deutsche Botschaft in Peking beginnt gerade mit einem neuen Vergabesystem von Visa für all die Chinesen, die als Touristen nach Deutschland kommen wollen. In Ankara ist das schon seit dem 3. September der Fall. Antragsteller für einen der begehrten Stempel, die in Deutschland zur Einreise berechtigen, mussten bisher ihre Papiere persönlich bei der deutschen Botschaft oder einem Konsulat abgeben. Künftig nimmt ein externer Dienstleister die Unterlagen in Empfang und reicht sie weiter. Das Visum selbst wird nach wie vor von den Auslandsvertretungen erteilt.

 

Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern im Trend

Offiziell ist die Inanspruchnahme des Dienstleisters freiwillig. Jeder Antragsteller kann seinen Antrag auch weiterhin unmittelbar bei der Botschaft stellen – zumindest theoretisch. In der Praxis wird das allerdings noch mehr Zeit kosten als bisher. Schon heute können die Wartezeiten für einen Termin zur Abgabe der Papiere mehrere Wochen betragen. Die Botschaften weisen darauf hin, dass dies künftig noch länger dauern könne, wenn man die Unterlagen weiter bei ihnen einreichen will. Die deutschen Auslandsvertretungen folgen mit der Auslagerung einem Trend. Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes in Berlin arbeiten auch schon andere Schengen-Staaten eng mit externen Dienstleistern zusammen. Das gilt zum Beispiel für Frankreich. Auf die dort gemachten Erfahrungen habe das Auswärtige Amt teilweise zurückgreifen können, heißt es.

In Deutschland arbeitet die indische Botschaft mitsamt den Konsulaten in München, Frankfurt und Hamburg schon seit mehreren Jahren eng mit einem externen Dienstleister zusammen. Den Beginn machte das Konsulat in Frankfurt bereits im Jahr 2007. Die Erfahrungen dabei seien durchweg positiv, heißt es aus der indischen Botschaft in Berlin. China hat angekündigt, dem indischen Beispiel noch im Oktober zu folgen, bei Russland ist dieser Schritt ebenso im Gespräch.

Deutlich verkürzte Wartezeiten

Von ersten positiven Erfahrungen aus der Türkei berichtet auch das Auswärtige Amt in Berlin. Die Wartezeiten bei der Antragstellung seien deutlich verkürzt worden. Neben Ankara hat auch die deutsche Botschaft in London das System bereits eingeführt, ebenso einige Golf-Staaten. Weitere Länder sollen in Kürze folgen, darunter Russland, die Ukraine, Indien, Sri Lanka und Südafrika.

Für die Antragsteller bedeutet die Neuregelung auf der einen Seite Mehrkosten. In der Türkei nimmt der externe Dienstleister 20 Euro für seinen Service, in China werden es 24 Euro sein. Dieses Geld ist zusätzlich zu den Visagebühren in Höhe von 60 Euro zu bezahlen. Auf der anderen Seite entfällt das persönliche Vorsprechen bei den Auslandsvertretungen und die damit verbundenen Reisekosten.

Sichtvermerk im Pass

Visa-Arten: Für verschiedene Anlässe gibt es verschiedene Visa. So gibt es Studentenvisa, Visa zur Hochzeit oder Visa für chinesische Spitzenköche.

Tourismus: Das am häufigsten vergebene Visum ist das so genannte Schengen-Visum. Es dient dem touristischen Aufenthalt von maximal 90 Tagen. Die Neuregelung bei der Visavergabe trifft ausschließlich auf diese Art von Visum zu.

Anzahl: Im Jahr 2011 hat die deutsche Vertretung in London 20 431 Visaanträge bearbeitet, davon 19 666 Schengen-Visa. In Peking waren es 97 769 (Schengen: 89 411) und in der Türkei 174 512 (155 092).