In einer Klausurtagung haben sich Fellbacher Gemeinderäte für den Bau eines U-Turns auf der Stuttgarter Straße ausgesprochen. Die Wendemöglichkeit soll rund zwei Millionen Euro kosten – das ist deutlich mehr als ursprünglich geplant.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Nicht nur wegen der neuerlichen Debatte um den Nord-Ost-Ring hat das Thema Verkehr die zweitägige Klausursitzung des Fellbacher Gemeinderats geprägt – und einen nicht nur auf den ersten Blick überraschenden Beschluss ausgelöst. Trotz erheblicher Mehrkosten sprach sich eine knappe Mehrheit der Bürgervertreter hinter verschlossener Tür für den Bau eines so genannten U-Turns auf der Stuttgarter Straße aus.

 

Für mehr als zwei Millionen Euro soll auf der zentralen Verkehrsachse von Fellbach auf Höhe der Steinbeis-straße eine zusätzliche Wendemöglichkeit entstehen. Erwartet wird von der Planung, dass sich vor allem auf der Höhenstraße auch eine spürbare Verkehrsreduzierung ergibt. Ein weniger deutlicher Entlastungseffekt wird für die Stuttgarter Straße und die Schorndorfer Straße erhofft. Ein weiteres Ziel ist, den Lastverkehr aus der Innenstadt zu halten.

Der Weg zum Kombibad soll erleichtert werden

Mit dem Bau will die Lokalpolitik aber auch einen kleinen Geburtsfehler des 1997 erbauten Stadttunnels beheben. Die Eröffnung des Kombibads F3 hatte nämlich einen Schwachpunkt der kurz vor diesem Bereich wieder aus dem Boden kommenden Röhre offenbart. Wer aus dem Remstal zum Fellbacher Badetempel will, muss oberirdisch durch die Stadt fahren, weil die westliche Ausfahrrampe des Stadttunnels erst hinter der Esslinger Straße endet. Mit dem Baubeschluss für die Freizeiteinrichtung sprach sich der Gemeinderat deshalb auch gleich für die Einrichtung des U-Turns aus. Das Problem: Während die Bürgervertreter in den vergangenen Jahren immer mal wieder drängten, die über die Stadtbahngleise laufende Wendemöglichkeit auch zu schaffen, stand das Rathaus eher auf der Bremse – und wollte auf die Fertigstellung des Verkehrsentwicklungsplans warten. Doch auch als die genaue Untersuchung die erhoffte Entlastung vorhersagte, rückten noch keine Bagger an – mit Blick auf die knapper werdenden Finanzen regte vor allem das bürgerliche Lager an, die Umbaupläne zu verschieben oder ganz auf den U-Turn zu verzichten.

Lokalpolitiker machen Nägel mit Köpfen

Umso überraschender ist vor diesem Hintergrund, dass die Lokalpolitik bei der Klausurtagung gleich Nägel mit Köpfen machte – und sich trotz der Mehrkosten für den lange geplanten Bau aussprach. Üblicherweise werden bei der internen Beratungsrunde keine Beschlüsse gefasst. Die Bürgervertreter sollen hinter verschlossener Türe vielmehr die Gelegenheit erhalten, sich abseits des Tagesgeschäfts über die wichtigsten Leitlinien auszutauschen.

Dass die Entscheidung für den U-Turn dennoch in der Klausursitzung fiel, liegt am Drängen der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Der Verkehrsträger will im Mai bekanntlich den Gleiskörper im fraglichen Bereich erneuern – und drängte auf eine schnelle Aussage der Stadt, ob Fellbach nun an dem Projekt festhalten oder es weiter auf die lange Bank schieben will.

Pikant ist, dass von den ursprünglich ins Auge gefassten 1,3 Millionen Euro für den U-Turn längst keine Rede mehr ist. Nach der Ausschreibung gehen die Planer von mehr als zwei Millionen Euro aus. Dass sich eine knappe Mehrheit dennoch für die Wendemöglichkeit aussprach, stieß dem Vernehmen nach bei Oberbürgermeister Christoph Palm auf Unverständnis. Weil es bei der Klausursitzung auch um die Frage ging, welche Vorhaben die Stadt aus finanziellen Gründen auf die Streichliste setzen muss, zog der Rathauschef einen Vergleich mit der Diskussion um das Familienzentrum an der Pauluskirche – und wies süffisant darauf hin, dass eine Mehrheit mit Blick auf erhöhte Ausgaben in diesem Fall eine Kostendeckelung durchgesetzt habe.