Vor der Entscheidung zur konkreten Umgestaltung der zentralen Einkaufsstrecke zwischen Stuttgarter Platz und Bahnunterführung sind Infos für Einzelhändler und Bürger vorgesehen.

Eine ursprünglich auf zwölf Monate angesetzte Testphase kann sich auch mal über etliche Jahre hinziehen. Am 15. Mai 2017 war es, als in der Fellbacher Bahnhofstraße der Fahrradweg direkt neben dem Gehweg offiziell abgeschafft wurde. Mitarbeiter des Bauhofs kraxelten die Leiter hoch, um die bereits aufgestellten Tempo-30-Schilder von den übergestülpten Säcken zu befreien. Kurz danach wurden die Radfahrerinnen und Radfahrer auf die Straße verbannt. Die Radler sollten „im Verkehr mitschwimmen“, erläuterte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Grundlegendes Ziel war, diesen nach städtischer Einschätzung „gefährlichen Verkehrsraum“ sicherer zu machen und auf dem Trottoir mehr Platz zu schaffen.

 

Jahrelanger „Glaubenskrieg“ in Fellbach

Vorausgegangen war ein jahrelanger „Glaubenskrieg“, wie der Disput in einem Leserbrief an unsere Zeitung bezeichnet wurde. Letztlich schien alles auf die grundsätzliche Umgestaltung des 750 Meter langen Bereichs zwischen Stuttgarter Platz im Süden und Bahnunterführung im Norden zuzulaufen. Im Mai 2020 teilte die Rathaus-Pressestelle auf Anfrage mit: „Der eigentliche Baustart ist für Herbst 2021 vorgesehen.“

Dieser ambitionierte Zeitplan ist aufgrund mehrerer Faktoren, allen voran wegen der Pandemie, längst überholt. Ein Dauerthema sind die Gefahrensituationen für Radler durch überholende Autos. Mal ging es um die Kosten, mal hieß es von Seiten der CDU, es sei „keine befriedigende Situation, wenn Radler auf die Fahrbahn geholt werden, um dort den Autoverkehr auszubremsen“. Gefordert wurde „schnellstmöglich eine Planungsrevision“.

Vier Platzbereiche als Ankerpunkte vorgesehen

Gerade die Händler, nach Corona noch längst nicht alle wieder in der Erholungsphase, warnen bis heute vor einer großflächigen Sperrung der nördlichen Bahnhofstraße durch die Bauarbeiten. Sie halten auch wenig davon, wenn künftig Parkplätze für ihren Kunden wegfallen. Das bringe manche an den Rand ihrer Existenz. Die Stadt hält man mit dem Hinweis dagegen, dass man ja ohnehin „nicht auf der ganzen Länge starten“ könne, sondern „sinnvolle Einheiten bilden“ werde, so die Baudezernentin Soltys. Im Dezember 2020 präsentierte die Bauverwaltung in einer Bürgerinformation konkretere Visionen mit „vier Platzbereichen als Ankerpunkten“ sowie einem „Alleencharakter“.

In diesen Tagen folgt nun der nächste Anlauf, wie konkret die Umgestaltung aussehen könnte. In den Erläuterungen zur Gemeinderatssitzung an diesem Dienstagabend werden diverse „inhaltliche Herausforderung“ genannt – etwa, wie der Kompromiss bei den gesetzlich vorgegebenen Fahrspur-, Radspur- und Gehwegbreiten aussehen kann, wie der Stellplatzbedarf im Geschäftsbereich aussehen könnte oder wie die Verstärkung der wichtigen Nord-Süd-Grünachse durch klimawandelangepasste Baumfelder möglich ist angesichts der beschränkten Breite des öffentlichen Raums.

Ergebnisse der Bürgerbefragung gibt’s im Juni 2024

Die Rathausverantwortlichen möchten sich „ein deutlich differenziertes Bild von der Interessenslage rund um diesen für die gesamte Stadt Fellbach sehr bedeutsamen Straßenabschnitt machen“. Dazu sollen in den nächsten zwölf Monaten der Diskussionsprozess fortgesetzt werden. Die Anwohnerschaft wird im Oktober und November einbezogen, Schulleitungen und Elternvertreter folgen im Februar 2024. Die Leitungsebene des Stadtteil- und Familienzentrums sowie Elternvertreter des dortigen Kindergartens sind im März 2024 an der Reihe, einen Monat danach der Arbeitskreis Barrierefreiheit. Die Ergebnisse einer Bürgerbefragung vom Frühjahr sollen im Juni 2024 öffentlich vorgestellt werden. Im Juli 2024 erfolgt eine Rückkopplung aller Ergebnisse mit den Einzelhändlern und Gewerbetreibenden und schließlich die Entscheidung im Gemeinderat über den veränderten Entwurf.

Gemeinderat Die Sitzung beginnt an diesem Dienstag, 26. September, um 17 Uhr im großen Saal des Fellbacher Rathauses.