Wer hat schuld daran, dass das lang ersehnte Lkw-Verbot im Remsecker Stadtteil Neckarrems nicht kommt? In der Stadt wird über diese Frage gestritten, aber die Suche nach dem Sündenbock gestaltet sich schwierig.

Remseck - Das Thema stand nicht auf der Tagesordnung – und bewegte am Mittwochabend doch viele Remsecker. Bei der Einwohnerversammlung in der Gemeindehalle Neckargröningen kam dem Rathauschef Dirk Schönberger dabei eine eher undankbare Rolle zu. Er musste erklären, warum auch weiterhin pro Tag hunderte Lastwagen durch die Remstalstraße im Stadtteil Neckarrems fahren werden, obwohl dort die Schadstoff-Grenzwerte seit Jahren überschritten werden. Und er musste erklären, warum das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart (RP) ein Lkw-Durchfahrverbot in Aussicht gestellt hatte – nur um es vor wenigen Tagen wieder einzukassieren.

 

Undankbar war die Rolle vor allem deshalb, weil die Stadt bei der Entscheidung der Behörde kein Mitspracherecht hatte, im Gegenteil: Auch im Rathaus ist man über den Beschluss in Stuttgart nicht begeistert. Was aber alles nichts daran ändert, dass nun auch der Stadtverwaltung viel Ärger entgegenschlägt.

In der Remstalstraße ist der Ärger groß

Er habe angesichts der neuerlichen Wende den Glauben an die Politik verloren, sagte Gerd Kuhnle, ein Anwohner der Remstalstraße. Ein Tempolimit, wie es das RP nun beabsichtige, habe man schon vor Jahren vorgeschlagen. „Wir wollen eine Neue Mitte, bekommen aber den Verkehr nicht weg“, meinte Kuhnle. „Fellbach hat es geschafft, die Lkws abzublocken“.

Die Gründe, warum das lang ersehnte Brummi-Verbot nun doch nicht kommt, werden in der Stadt heiß diskutiert. Dirk Schönberger mahnte am Mittwoch an, dass Remseck sich künftig einig zeigen müsse. So sei in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, die Meinungen über das Fahrverbot seien in den Remsecker Stadtteilen weit auseinander gegangen. „In Fellbach und Waiblingen hat man sich gefreut“, meinte Schönberger, denn die Remsecker Nachbarkommunen waren von Anfang an gegen das geplante Verbot in Remseck gewesen.

In die gleich Kerbe wie der OB hatte zuletzt auch der CDU-Fraktionschef im Gemeinderat, Steffen Kirsch, geschlagen und gefordert, Remseck müsse künftig „mit einer Stimme sprechen“. Schönberger wie Kirsch spielten dabei auf eine Veranstaltung des Bürgerforums Hochdorf zum Luftreinhalteplan an. Der Tenor bei dem Termin im September: man sei sehr unzufrieden, was den bisherigen Umgang mit den Sorgen und Anliegen der Bürger in Bezug auf Verkehrsthemen betrifft.

Der Sündenbock will keiner sein

Der Vorsitzende des Bürgerforums, Helmut Kaspar, wehrt sich nun gegen die Rolle des Sündenbocks. Es handle sich um einen Irrtum, sagt Kaspar. Man habe sich mit den Neckarremsern und Hochbergern über die dortigen Durchfahrverbote gefreut. „Es stimmt einfach nicht, dass wir dagegen waren.“ Es sei nie darum gegangen, unterschiedliche Positionen einzunehmen.

Vielmehr habe man bei der eigenen Veranstaltung die seit Langem bestehenden Verkehrsprobleme in Hochdorf kritisiert, meint Kaspar. In der aktuellen Ausgabe des Remsecker Amtsblatts schreibt er: „Wir greifen gerne den Wunsch auf, künftig mit einer Stimme zu sprechen.“