In den Ortsteilen Remsecks gibt es neuerdings Schilder, die Autofahrer scheinbar dahin schicken, wo sie bereits sind – nach Remseck. Ein Regelwerk des Bundes macht die ungewöhnliche Beschilderung möglich.

Remseck - In der Bittenfelder Straße im Remsecker Stadtteil Hochdorf löst ein Verkehrsschild bei Autofahrern Stirnrunzeln aus: Es weist den Weg nach Remseck. Aber sind sie nicht schon dort? Solch hilfreiche Wegweiser gibt es auch an den Umgehungsstraßen von Aldingen und Neckarrems. Autofahrer werden aus Remseck hinaus- und dann wieder nach Remseck hineingeschickt, erfahren aber nicht, in welchen Teilort. Den Separatisten in Hochdorf, Aldingen und Neckarrems wird das vermutlich ein Schmunzeln entlocken. Die Stadtverwaltung hingegen ist von einer Verordnung genervt, die eine sinnvollere Beschilderung der Ortsteile verhindert.

 

In Schwaikheim ist dagegen Neckarrems ausgeschildert

Remseck ist für Autofahrer ein Bermudadreieck. Am Neckar stehen sie im Stau, drum herum verfahren sie sich. „Da kann jeder von uns seine Story drüber erzählen“, sagt der Gemeinderat Kai Buschmann (FDP). Es sei schon oft vorgekommen, dass Gäste an der richtigen Adresse gewesen wären, ohne es zu wissen. „Dann rufen sie an und fragen: Ich bin jetzt in Hochdorf, wie komme ich nach Remseck?“ Im Umland seien nämlich teilweise nur die Ortsteile ausgeschildert. In Schwaikheim (Rems-Murr-Kreis) würden Autofahrer etwa nur nach Neckarrems geschickt. Dass sie damit nach Remseck unterwegs sind, erfahren sie nicht.

Gemeinderat und Rathaus fordern schon lange Schilder mit einem „RE“ vor den jeweiligen Ortsteilen – wie etwa das „WN“ in Waiblingen. Nun hat die Verwaltung mit der Verkehrsbehörde im Landratsamt in den letzten Wochen mehr als 50 neue Schilder angebracht. Einen Teil der Kosten hat die Stadt bezahlt. Die Beschriftung durfte sie trotzdem nicht bestimmen. Denn die Ortsteile sind durch Landes- oder Kreisstraßen miteinander verbunden – und da gibt der Bund den Ton an.

Ein Kompromiss, mit dem niemand zufrieden ist

„RWB – Richtlinien für wegweisende Beschilderungen außerhalb von Autobahnen, so heißt der Spaß“, sagt der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Balzer. Das bürokratische Regelwerk aus dem Bundesverkehrsministerium gehe ihm „auf den Keks“. Denn es legt fest, wo Wegweiser stehen dürfen, wie groß die Fläche und die Schrift zu sein haben oder welche Angaben darauf stehen dürfen. Innerörtliche Ziele auf den gelben Metallplatten findet der Bund laut Balzer nicht so toll.

Auf das Schild in Hochdorf hätte die Stadtverwaltung gerne „RE-Hochberg“ oder „RE-Neckarrems“ geschrieben. Aber dann wäre entweder das Schild zu groß oder die Schrift zu klein geworden. Um zu verdeutlichen, dass über die Kreisstraße mehrere Ortsteile erreicht werden können, blieb es schlicht bei „Remseck“.

„Befriedigend ist das nicht, aber wir mussten einen Kompromiss eingehen“, sagt Karl-Heinz Balzer. Völlig schlechtreden lässt er sich den großen Remsecker Schildertausch gleichwohl nicht. Immerhin habe man es geschafft, dass die Wege zu den Friedhöfen, den beiden Gewerbegebieten oder dem Gymnasium im Teilort Aldingen ausgeschildert seien, und somit Verbesserungen erreicht.

Schilder, auf denen nur „Remseck“ steht, würden große Teile des Gemeinderats gerne auswärts wie in Schwaikheim aufstellen. „Sobald man sich in der Nähe befindet, muss es ‚RE-Aldingen‘ oder ‚RE-Neckargröningen‘ heißen“, sagt Kai Buschmann. Das werden sich vermutlich auch viele Autofahrer aus der Region wünschen. Allein: die Richtlinien für wegweisende Beschilderungen sagen etwas anderes.