Die Esslinger Wengerter und das Weingut Alte Grafschaft bekommen den Weintourismus-Preis 2017. Sie führen Besucher über die Treppen und Terrassen ihrer Steillagen – und werben so für die Erhaltung der Kulturlandschaft.

Heilbronn - Für Esslinger Weingärtner gehört das Klettern zum Geschäft. Die Hälfte des Anbaugebietes der Genossenschaft mit ihren hundert Mitgliedern ist eine Steillage. Seit dem vergangenen Jahr bietet ein Weinerlebnisweg Ausblicke auf die Esslinger Altstadt – und an 20 Stationen Informationen über die Geschichte der Terrassenweinberge und die mühsame Arbeit im steilen Wengert. Der Weinwanderweg und der Esslinger Weinwandertag, der seit mehr als 30 Jahren veranstaltet wird, sind am Montag in Heilbronn mit dem Weintourismus-Preis Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. „Mit diesem Preis rücken wir Projekte in den Mittelpunkt, die Weinbau und Tourismus verbinden“, sagte Andreas Braun, der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing- Gesellschaft des Landes.

 

Preis auch für das Weingut Alte Grafschaft im fränkischen Kreuzwertheim

Ein zweiter Preis geht über die Landesgrenze ins fränkische Kreuzwertheim an das Weingut Alte Grafschaft, das kulinarische Spaziergänge auf den Treppen und Terrassen des Satzenbergs im badischen Taubertal veranstaltet. Das traditionsreiche Weingut von Norbert Spielmann und Christoph Dinkel geht zurück auf das Jahr 1594. Einen Anerkennungspreis bekam die Umweltakademie Baden-Württemberg für ihr Projekt „Lebendiger Weinberg“, mit dem sie für einen umweltverträglichen Weinbau wirbt. Die Weintourismus-Preise werden seit 2012 von der Tourismus Marketing Gesellschaft Baden-Württemberg, dem Badischen Weinbauverband und dem Weinbauverband Württemberg vergeben. Neu war laut Andreas Braun in diesem Jahr, dass ein Preise zu einem bestimmten Thema ausgelobt worden war.

„Ohne unsere Weinberge lassen sich viele Landschaften zwischen Taubertal und Kaiserstuhl heute nicht mehr vorstellen“, sagte der für Tourismus zuständige Justizminister Guido Wolf (CDU). Das gelte besonders für Steillagen, deren Erhaltung „viel Einsatz und Handarbeit“ erforderten. Indem sich Winzer und Wengerter darüber hinaus mit touristischen Angeboten engagierten, sensibilisierten sie Urlauber und Einheimische für das Thema.

Land fördert die Steillagen mit Zuschüssen

Denn mit den Steillagen als Kulturlandschaft geht es bergab. Allein in Rheinland-Pfalz, dem größten Weinanbaugebiet Deutschlands, sind die bewirtschafteten Steillagenflächen seit 1999 um mehr als ein Viertel geschrumpft. In Baden-Württemberg versucht die grün-schwarze Landesregierung mit einer Geldspritze gegenzusteuern. Vom nächsten Jahr an wird die Förderung von Steillagen von gerade 900 Euro je Hektar auf 3000 Euro erhöht. Damit werde man eine Abnahme der Steillagen zwar nicht verhindern, aber abbremsen, sagte Hermann Hohl, der Präsident des Weinbauverbandes Württemberg. Der Verband hatte gefordert, den Zuschuss auf 5000 Euro zu erhöhen.