Der Industrie- und Handelskammertag, der Handwerkstag und die Arbeitgeberverbände im Südwesten wiesen am Mittwoch auf die beträchtliche Zahl der offenen Ausbildungsplätze hin und auf die Schwierigkeiten zahlreicher Betriebe in verschiedenen Branchen, ihre Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) betonte indessen, dass die Zahl der bei der Bundesagentur gemeldeten Lehrstellen nicht ausreiche, um allen Bewerbern ihren Wunsch nach einer Ausbildung erfüllen zu können. Widersprüchlich sei, dass die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze sinke, obwohl in verschiedenen Branchen ein drohender Fachkräftemangel beklagt werde. Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) ergänzte: „Derzeit finden erstmals gemeinsame Vermittlungsaktionen direkt an den beruflichen Schulen statt. Damit sollen alle diejenigen, die weiterhin einen betrieblichen Ausbildungsplatz suchen, aber bisher erfolglos waren, noch kurzfristig eine Chance auf Ausbildung erhalten.“

 

Erstmals gibt es mehr Studienanfänger als Auszubildende

Die aktuellen BA-Zahlen beschreiben zwar die wichtigsten Entwicklungen am Ausbildungsmarkt. Einen genaueren Eindruck von der Lage vermitteln allerdings die Werte der Wirtschaftsverbände. So wurden nach Angaben von DIHK, Handwerkskammertag und Vertretern der Freien Berufe bis zum 30. September insgesamt 482 000 Ausbildungsverträge geschlossen; 20 500 oder 4,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit dürfte die Zahl der neuen Lehrverträge erstmals knapp unter derjenigen der Studienanfänger in Deutschland liegen. Universitäten und Fachhochschulen erwarten in diesem Jahr rund 500 000 Neueinschreibungen.