Der Münchner Rückversicherer Munich Re legt seine weltweite Schadensbilanz für das erste Halbjahr 2017 vor: In Deutschland schlagen die Unwetter Paul und Rasmund zu Buche. Dennoch ist das Jahr bisher relativ glimpflich abgelaufen.

München - Globale Gesamtschäden im Volumen von knapp 36 Milliarden Euro haben Naturkatastrophen im ersten Halbjahr hinterlassen. Das geht einem aktuellen Bericht des Münchner Rückversicherers Munich Re hervor, bei dem geschäftsbedingt viele Meldungen über Unwetter, Überschwemmungen oder Erdbeben zusammenlaufen. Es hätte aber weit schlimmer kommen können, denn im Vorjahr standen um diese Zeit bereits Schäden durch Naturkatastrophen im Umfang von 97 Milliarden Euro zu Buche und im Schnitt der letzten Dekade waren es 89 Milliarden Euro. Das erste Halbjahr 2017 brachte nicht einmal die Hälfte dessen.

 

Dabei hatte aber vor allem der Zufall seine Hand im Spiel. Das zeigt die hohe Zahl der Schadensereignisse, die bis Ende Juni global bei 350 großen Unwettern, Sturzfluten oder Wirbelstürmen lag. Das liegt gut ein Zehntel über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre mit 310 Naturkatastrophen. Treffen sie dicht bevölkerte Gebiete mit hoher Wertekonzentration, sind die Schäden hoch, andernfalls zufallsbedingt niedrig.

USA im ersten Halbjahr am stärksten betroffen

Am seit Jahren beobachtbaren Trend zu immer extremerem Wetter ändert das nichts, warnen die Experten der Munich Re. Davon waren im ersten Halbjahr diesmal vor allem die USA betroffen, was nach deren Ansicht von einem natürlichen Klimaphänomen namens „Küsten-El Nino“ mitbeeinflusst war, das ungewöhnlich viele Schwergewitter mit Hagel und Tornados mit sich brachte. Weil die USA sehr dicht versichert sind, musste die Assekuranz allein dort knapp zwölf Milliarden Euro und damit zwei Drittel aller globalen Schadensaufwendungen wegen Naturkatastrophen verbuchen. Mit 17 Milliarden Euro waren im globalen Schnitt rund die Hälfte aller Schäden versichert, was wegen der Schadensdichte in den hoch versicherten USA eine relativ hohe Quote ist. In früheren Jahren traf das global nur auf ein Drittel alle Schäden zu.

Speziell in ärmeren Ländern stehen Betroffene mangels Police oft finanziell ungeschützt den Naturgewalten gegenüber. Das zeigt auch die größte Naturkatastrophe des ersten Halbjahrs, die in Form von Überschwemmungen und Erdrutschen das südamerikanische Peru getroffen hat. Bei einem wirtschaftlichen Gesamtschaden von mehr als 2,5 Milliarden Euro waren dort gerade 330 Millionen Euro versichert. Zudem hat die Katastrophe vor Ort 113 Menschenleben gekostet. Weltweit haben im ersten Halbjahr rund 3200 Menschen ihr Leben an die Naturgewalten verloren.

Unwetter wüten in Norddeutschland

Unsere Breitengrade sind dabei bislang sehr glimpflich davongekommen, auch wenn das Wetter dem einen oder anderen zu heiß oder zu nass vorkommen mag. Für die Assekuranz am bedeutsamsten waren vor der eigenen Haustür zuletzt die beiden Unwetter Paul und Rasmund, die Ende Juni und Anfang Juli vor allem die nördliche Hälfte Deutschlands betroffen haben und damit zeitlich bedingt nur zum Teil in die Halbjahresbilanz der Munich Re eingehen. Versicherer müssen für sie an Geschädigte mit einer entsprechenden Police rund 600 Millionen Euro zahlen, hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) errechnet. Jeweils die Hälfte davon wird für beschädigte Häuser, Gewerbe- und Industriegebiete sowie kasko-versicherte Autos fällig.

Binnen 24 Stunden waren bei den Unwettern örtlich teils 200 Liter Regen auf einem Quadratmeter niedergegangen. Das ist ein Viertel dessen, was deutschlandweit im Jahresschnitt auf die Erde prasselt. Auch in Deutschland ist die Versicherungsdichte speziell bei einer Naturgefahrenpolice übrigens ausbaufähig. Bundesweit haben sie gerade 40 Prozent aller Hausbesitzer. „Feuer-und Sturmversicherung allein sind noch kein Vollkaskoschutz für das Haus“, warnt GDV-Geschäftsführer Bernhard Gause.