Minister de Mazière erhält von drei früheren Generalinspekteuren Lob und Kritik zu seinem Ansinnen, die Veteranen der Bundeswehr besonders zu ehren.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Berlin - Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) stößt mit dem Ansinnen, die Veteranen der Bundeswehr besonders zu würdigen, unter ranghöchsten Offizieren auf Skepsis. Zwei frühere Generalinspekteure reagierten eher ablehnend, wollten aber nicht öffentlich dazu Stellung nehmen. Das Vorhaben sei auf seiner Prioritätenliste nicht unter den ersten zehn Punkten zu finden, sagt einer von ihnen. Der Minister könne zwar einen Stein ins Wasser werfen, doch habe die Bundeswehr gewichtigere Probleme. Er selbst würde die Anerkennung der Soldaten im Alltagsgeschäft bevorzugen.

 

Ein weiterer General a. D. bewertet den Vorstoß als schlecht vorbereitet. Offen sei beispielsweise, wer mit Veteranen tatsächlich gemeint sei – etwa die Soldaten der Bundeswehr oder auch der Wehrmacht. Die beiden früheren GIs stoßen zu einem größeren Kreis von Kritikern selbst in der Partei des Ministers. Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Ernst-Reinhard Beck (CDU), sowie der Sprecher der Reservisten, der Aalener CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter, haben bereits Vorbehalte gegen die Pläne des Verteidigungsministers geäußert.

Ein dritter ehemaliger Generalinspekteur, Hartmut Bagger, sieht die Vorschläge hingegen positiv. Bei den Verbündeten sei die Ehrung der Altgedienten eine Normalität. „Warum sollen wir das nicht auch machen?“, fragte er im StZ-Gespräch. An einem festen Tag im Jahr an die Soldaten zu denken, die mehrfach im Auslandseinsatz gewesen seien und mitunter physische oder psychische Schäden davongetragen hätten, sei nicht verkehrt.

Den Termin des Volkstrauertags lehnt Bagger ab

Über den Termin könne man trefflich streiten, so Bagger, der von 1996 bis 1999 Generalinspekteur war. Den Volkstrauertag dafür auszuwählen, wie vom Minister anfangs präferiert, lehnt er ab. „Da gedenken wir der Soldaten, die in den Einsätzen gefallen sind – das würde ich nicht mit einem Veteranentag verbinden.“ Nach Kritik an diesem ersten Vorschlag plädiert de Maizière nunmehr für den 22. Mai.

Die Amerikaner sprächen einerseits von Veteranen und andererseits von Kriegsveteranen, wobei sich beide Gruppen zusammengehörig fühlten, sagt Bagger. Im gleichen Sinne würde er nicht nur die Soldaten mit Einsatzerfahrung, sondern alle früheren Soldaten ehren. „Da sollte man keinen grundsätzlichen Unterschied machen.“ Ähnlich hatte schon der Reutlinger CDU-Abgeordnete Beck argumentiert, der nun eine Teilung der Truppe in zwei Klassen befürchtet. Die Sorge, dass auch die früheren Wehrmachtssoldaten einbezogen werden könnten, teilt Bagger nicht. Heute seien die Betroffenen mindestens Mitte bis Ende 80 Jahre alt. „Und bis das alles steht, vergehen noch einmal zwei, drei Jahre“, mutmaßt er. Dann habe sich das Problem biologisch erledigt. „Insofern sehe ich da kein Problem mit irgendeiner Traditionsverbindung zum Zweiten Weltkrieg.“

Auch befürwortet er keinen Veteranenkult wie in Frankreich, wo die Abordnungen bei der Militärparade am 14. Juli mit vielen Orden behängt über die Pariser Champs-Élysées marschieren. „Das muss ja nicht sein“, sagte Bagger. „Wir müssen nicht eine Ordenskultur pflegen, aber wir sollten uns um die Leute sinnvoll kümmern.“ In Frankreich kämen die Träger des Tapferkeitsordens bis an ihr Lebensende kostenfrei in Veteranenheimen unter. Auch wenn so etwas bei uns kaum durchsetzbar wäre, böten sich genug sinnvolle Möglichkeiten, halbstaatliche oder private Initiativen zu fördern. Beispielsweise gebe es seit 1964 ein Veteranenheim in Hamburg-Poppenbüttel, das vom Bundeswehrverband getragen werde. Sowohl ehemalige Soldaten als auch deren Ehefrauen fänden in dem Wohn- und Pflegeheim eine Bleibe.