Nach Rot für Delpierre holen zehn Stuttgarter drei wichtige Punkte im Abstiegskampf. Bruno Labbadia entdeckt die Leichtigkeit des Lebens neu.

Stuttgart - Als in der Frankfurter Arena 68 Minuten vorbei waren, da hat Bruno Labbadia die Leichtigkeit des Lebens kurz wiederentdeckt. Also schleuderte der VfB-Trainer seine rechte Faust jubelnd in die Luft. Gerade hatte Tamás Hajnal den zweiten Treffer für den Bundesligavorletzten bei Eintracht Frankfurt erzielt. Und für den Stuttgarter Trainer und seine Spieler wirkte dieses Tor wie eine Erlösung.

"Ich weiß, dass es bis zum letzten Spieltag ein Nervenspiel gegen den Abstieg geben wird", sagte Labbadia, als der 2:0-(0:0-)Sieg von Frankfurt unter Dach und Fach war. Jetzt bemühte sich der Fußballlehrer wieder, wie sonst auf seine besonnene Art den Überblick zu bewahren. Denn nach dem Erfolg in Frankfurt war auch Labbadia klar: Seine Profis sind nach schwachen ersten 60 Minuten gegen die Eintracht rechtzeitig aufgewacht – und haben verdient drei überlebenswichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib geholt.

Noch 18 Punkte müssen her


Doch die Lage bleibt prekär: 22 Punkte hat der VfB nach 24 Spieltagen nun auf dem Konto. Um die ominösen 40 Zähler zu erreichen, die seit Einführung der Dreipunkteregel stets für den Nichtabstieg gereicht haben, müssten also noch 18 her. Wahrscheinlich reichen diesmal zwar weniger Punkte, aber es stehen nur noch zehn Spieltage an. Doch es gibt auch Hoffnung: Auf den Relegationsplatz 16 sind es nur noch zwei Punkte Rückstand. "Ich bin stolz auf mein Team", sagte Labbadia, "denn alle Spieler haben sehr gut gekämpft."

Weil sich die unter der Woche mit Adduktorenproblemen lahmgelegten Cacau und Serdar Tasci fit meldeten, konnte der Coach in Frankfurt die Startelf aus der Vorwoche vom 2:4 in Leverkusen aufbieten. Nach vier Pflichtspielniederlagen in Folge kam der VfB aber auch bei der heimschwachen Eintracht nicht gut in die Partie. Die Hessen haben in der Rückrunde nur einen Punkt geholt und kein Tor erzielt. Und doch konnte der VfB auf den verunsicherten Gegner zunächst keinen Druck ausüben.

Delpierre flog zu Recht vom Platz


Denn schnell erwies Matthieu Delpierre dem VfB einen Bärendienst, als er bei eigenem Freistoß an Eintrachts Strafraum den Frankfurter Verteidiger Maik Franz, der ihm auf den Fuß getreten war, völlig unnötig umstieß. Dafür sah der Kapitän von Fifa-Schiedsrichter Wolfgang Stark die Rote Karte (15.). Wie bereits im Hinspiel (1:2), der letzten Partie der Ära Christian Gross beim VfB, flog Delpierre zu Recht vom Platz. Damals hatte der Franzose Patrick Ochs umgegrätscht. Einen Fehler leistete sich das Unparteiischengespann um Stark dennoch, weil zunächst irrtümlich Khalid Boulahrouz Rot sah.

Während Matthieu Delpierre unsportlich auffiel, agierten seine Kollegen lange Zeit leb- bis teilnahmslos. Die Frankfurter gingen trotz ihrer Negativserie aggressiver zu Werke und erspielten sich im ersten Durchgang ein Übergewicht. Nach Großchancen stand es 2:1 für die Eintracht: Während Pirmin Schwegler mit einem abgefälschten Freistoß (27.) sowie Theofanis Gekas per Kopf am Stuttgarter Schlussmann Sven Ulreich (37.) scheiterten, hatte Shinji Okazaki die einzige VfB-Chance (29.).

Die Gäste hatten großes Glück


Nach der Pause gab es ein Novum im Stuttgarter Spiel: In Labbadias 4-2-3-1-System lief mit Timo Gebhart ein gelernter Mittelfeldspieler für den schwachen Cacau als einzige Spitze auf. In Unterzahl und mit dem quirligen Gebhart an vorderster Front wurde der VfB aber zunächst weiter hinten reingedrängt. Die Gäste hatten großes Glück, dass Gekas nach nun zehn Stunden ohne Frankfurter Bundesligator mit links nur den rechten Pfosten traf (56.).

Als daher kaum noch einer der 47400 Besucher an den VfB glaubte, meldete sich die am Boden liegende Stuttgarter Equipe aber eindrucksvoll zurück: Nach einem Frankfurter Handspiel führte Martin Harnik einen Freistoß schnell aus und hatte nach einem Gebhart-Schuss, den der Eintracht-Torhüter Ralf Fährmann nur schwach abklatschen konnte, leichtes Spiel, um mit rechts zum 1:0 einzuschieben. Es war Harniks achtes Saisontor (64.).

Vier Minuten später stand Fährmann wieder im Mittelpunkt, als sein Abstoß bei Zdravko Kuzmanovic landete. Der Serbe setzte sich kraftvoll gegen vier Frankfurter durch – und legte auf Hajnal ab. Der technisch versierte Ungar lupfte den Ball zum 2:0 ins Netz. Dass der VfB trotz 75 Minuten in Unterzahl ohne Gegentor blieb, lag auch an Sven Ulreich, der ganz stark hielt. Seine beste Szene hatte der junge Torwart, als er mit einem Blitzreflex einen Schuss von Gekas parierte (77.).