Wie sorgenvoll blicken die Fans auf das Derby?

VfB Stuttgart: Die VfB-Fans sind gespannt. Auf das Derby, auf die Mannschaft, auf den weiteren Saisonverlauf. Das wird sich am Sonntag im mit 58 000 Zuschauern ausverkauften Stuttgarter Stadion zu einer besonderen Atmosphäre verdichten. Laut und elektrisierend. „Wir haben die Stimmung gegen Dresden schon als außergewöhnlich wahrgenommen“, sagt der Trainer Hannes Wolf, „und das Spiel in München war ein gefühltes Heimspiel. Unglaublich.“ Auf diese bedingungslose Unterstützung von den Rängen kann sich der VfB verlassen. Dennoch begleitet das Team ein hohes Anspruchsdenken. Trotz des Wissens, dass der Weg mit jungen Spielern auch Risiken birgt. An eine Niederlage gegen den KSC will im VfB-Lager aber ohnehin niemand denken, weshalb Wolf sagt: „Wir würden den Fans gerne einen Sieg schenken.“

 

Karlsruher SC: Wolle Sauer und seine Entourage freuen sich aufs Derby, ganz klar. „Die Stimmung ist angeheizt, und sie ist gut“, sagt der Karlsruher Fanbetreuer. Selbstredend hat der KSC das volle Gästekontingent mit 5700 Tickets ausgeschöpft. Die ganz große Derbystimmung will sich angesichts der prekären sportlichen Situation aber nicht einstellen. In den Fanforen wurde schon mal mehr gehetzt, zu sehr lastet der drohende Abstieg auf der Fanseele. Überhaupt scheinen sich die Karlsruher in der jüngeren Vergangenheit von ihrem Verein ein Stück weit entfremdet zu haben. Zuletzt kamen zu den Heimspielen nur noch um die 12 000 Zuschauer, 4000 weniger als vor Saisonbeginn kalkuliert. „Ich fahre nicht nach Stuttgart“, äußerte ein Fan in Blau-Weiß, „keine Lust, von denen die Hucke voll zu kriegen.“

Was sind die Folgen bei einem Misserfolg?

VfB Stuttgart: Tabellarisch würde sich der VfB nach einer Derbyniederlage wohl plötzlich in der Rolle des Jägers statt des Gejagten wiederfinden. Emotional würde die Unruhe rund um den Wasenclub deutlich zunehmen. Die Zweifel wären zurück, dass die Stuttgarter den Sprung in die Bundesliga doch nicht direkt schaffen. Aber im Verein herrscht weitest gehend Ruhe. Die Führungscrew ist von ihrem Weg der Verjüngung überzeugt und will diesen auch im Falle des Misserfolgs nicht verlassen. Finanziell ist der VfB so aufgestellt, dass er die Lizenz für die zweite Liga erneut ohne Auflagen erhalten würde. Dennoch müsste nicht nur der Personaletat von 25 Millionen Euro reduziert werden – was die Notwendigkeit von frischem Geld im Grunde erhöht. Doch die geplante Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Fußball AG wären dann fraglicher denn je.

Karlsruher SC: Auch bei einer (fast schon einkalkulierten) Niederlage in Stuttgart wäre für den KSC noch nicht aller Tage Abend. Noch blieben genügend Spiele, um sich wenigstens in die Relegation zu retten. Andernfalls sieht es bald zappenduster über dem Wildpark aus. Nach dem letzten Spieltag rollen die Bagger an und beginnen mit dem Umbau in ein Fußball-Arena für 35 000 Fans. Als Drittligist würde das Stadion, über das 20 Jahre lang gestritten wurde, schwer lasten. Das Projekt hat sich im Laufe der Jahre auf 114 Millionen Euro verteuert. Der KSC soll durch Pachtzahlungen den Neubau bis 2030 mit 74,3 Millionen Euro refinanzieren. Die dritte Liga ist im Finanzierungsplan berücksichtigt, allerdings nur für ein Jahr. Der Zeitpunkt für ein neues Fußballstadion in Karlsruhe könnte günstiger sein.