Der VfB Stuttgart will den Bereich Profifußball jetzt mit Nachdruck in eine Tochtergesellschaft überführen und die Mitglieder auf diesem Weg unbedingt mitnehmen. Harte Überzeugungsarbeit kommt auf den Club zu.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Eines muss man der Vereinsführung des VfB Stuttgart um den Präsidenten Bernd Wahler wirklich lassen: Sie ist hartnäckig – jedenfalls was das Thema Ausgliederung betrifft. Obwohl die letzte Jahreshauptversammlung des Fußball-Bundesligisten am 11. Oktober als großes Misstrauensvotum der Mitglieder gegenüber den handelnden Personen interpretiert werden durfte, rückt die Clubspitze nicht von ihrem ambitionierten Plan ab: die Ausgliederung des Profifußball-Bereichs in eine Kapitalgesellschaft.

 

Über dieses Projekt wird von nun an im großen Stil informiert – zunächst auf der Internetseite des Vereins (www.vfb.de) und im neuen Jahr auf verschiedenen Regionalversammlungen in ganz Württemberg. Der Veranstaltungsauftakt findet am 11. Januar in der Soccer Lounge der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena statt.

Der Verein muss die Mitglieder auch zwingend mitnehmen. Schließlich sind bei einer Abstimmung 75 Prozent Zustimmung erforderlich, damit sich der VfB eine neue Struktur geben kann. Die weit reichende Entscheidung soll bei der nächsten Mitgliederversammlung im Sommer des kommenden Jahres herbeigeführt werden. Vorher ist aber noch viel Überzeugungsarbeit nötig, in die der VfB nach dem Ende der Vorrunde voll eingestiegen ist.

Nur noch vier eingetragene Vereine in der ersten Liga

Die Argumente für eine Ausgliederung liegen zunächst einmal auf der Hand. Durch die Gründung einer Tochtergesellschaft würde der VfB mit Hilfe des Geldes von sogenannten strategischen Partnern ganz neue finanzielle Möglichkeiten haben. Das wird als Voraussetzung angesehen, um in der Bundesliga künftig wettbewerbsfähig zu sein. Neben dem VfB nehmen in dieser Saison nur noch Schalke 04, Mainz 05 und Darmstadt 98 als eingetragene Vereine am Erstliga-Spielbetrieb teil.

Beim VfB gilt die AG (ohne Börsengang) als bevorzugte Rechtsform. Das sieht jedenfalls ein ausgearbeiteter Vorschlag an die Mitglieder vor. Über diesen Vorschlag soll nun ein intensiver Austausch zwischen dem Club und seinen Mitgliedern stattfinden. „Wir befinden uns in einem Prozess, und der ist völlig ergebnisoffen“, sagt der VfB-Projektleiter Rainer Mutschler, der den Mitgliedern nicht zu viel vorgeben, aber trotzdem auch Anhaltspunkte liefern will.

Einer von Muschlers Leitgedanken lautet: „Die Sicherung der Rechte der Vereinsmitglieder werden in jedem Fall gewährleistet sein.“ Dazu gehört dann auch, dass nur maximal 24,9 Prozent der Anteile einer ausgegliederten Tochter-AG an Kapitalgeber gehen. Sollte der Wert der Profiabteilung zum Beispiel auf 300 Millionen Euro taxiert werden, würde dies dem VfB rund 75 Millionen Euro in die Kasse spülen.

Die Angst der Mitglieder, keinen Einfluss mehr zu haben

Mehr als eine Dreiviertelmehrheit würde aber im Besitz des Hauptvereins bleiben, dessen Souverän weiter die Mitglieder sind. Sie werden auch in Zukunft das Präsidium des Vereins wählen, das dann den Aufsichtsrat entsendet. Der Aufsichtsrat bestellt wiederum den Vorstand der Tochtergesellschaft. Dadurch würde der Wille der Mitglieder in die AG durchschlagen. Der VfB hat verstanden, dass es eine der großen Sorgen der Mitglieder ist, im Zuge der Strukturreform Einfluss auf die Entscheidungen beim Bundesligisten zu verlieren. Diese Angst soll durch die nun gestartete Informationsoffensive genommen werden. Zu diesem transparenten Vorgehen gehört auch eine Veranstaltung mit dem Titel „Zukunftswerkstatt“ am 28. Februar mit Mitgliedervertretern. Dort sollen neue Ideen zur Ausgliederung aufgenommen und die Pläne konkretisiert werden, die dann in weiteren Regionalversammlungen vorgestellt werden.

Eine leichtere Aufgabe, als die Mitglieder von einer Ausgliederung zu überzeugen, scheint es zu sein, Investoren für das neue Stuttgarter Fußballmodell zu gewinnen. Daimler steht schon als Partner bereit, der sich vom weiteren Engagement neben dem bisherigen als Sponsor auch etwas versprechen dürfte: einen Imagegewinn zum Beispiel. Finanziell springt für den Kapitalgeber allerdings erst etwas heraus, wenn von der Tochtergesellschaft auch ein Gewinn erwirtschaftet wird.