Vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen spricht der VfB-Präsident Bernd Wahler über die Managersuche, die geplante Ausgliederung der Profiabteilung und sein Verhältnis zu Fredi Bobic.

Stuttgart - Schade um die guten Butterbrezeln, die nach dem Gespräch übrig geblieben sind, denkt sich Bernd Wahler (56). Der Präsident des VfB Stuttgart packt sie ein, um sie später unter den Angestellten auf der Geschäftsstelle zu verteilen. Zeit zum Essen hatte er zuvor nicht gefunden – angesichts der vielen Themen, die ihn gerade beschäftigen und über die er ausführlich gesprochen hat.

 

Bernd Wahler über...

...die Managersuche „Ich führe Gespräche mit verschiedenen Kandidaten, um ein klares Bild zu bekommen und dann die richtige Entscheidung zu treffen. Das ist eine absolute Schlüsselposition für uns und eine echte Chance, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir gehen die Suche mit Nachdruck an, aber Qualität ist wichtiger als Geschwindigkeit. Deshalb werde ich auch keinen Zeitpunkt nennen, bis wann wir den Mann gefunden haben wollen.“

...den Kandidaten Jens Lehmann „Ich schätze Leute wie ihn, die eine eigene Meinung haben und diese dann auch vertreten. Er ist ein kluger Kopf. Aber die Frage lautet, ob er auch sonst vom Anforderungsprofil her die Idealbesetzung wäre, die wir suchen.

...den Kandidatenkreis „Es gehen gerade auch jede Menge schriftliche Bewerbungen bei uns auf der Geschäftsstelle ein. Der VfB ist nach wie vor eine attraktive Adresse. So ist es nicht schwierig, Gesprächspartner zu finden – das Schwierige ist, die beste Konstellation herauszufiltern, die für den Verein passt, um wieder nach vorne zu kommen.“

...die Interimslösung mit Jochen Schneider und Armin Veh „Mit den beiden sind zwei erfahrene Leute am Werk. Das lässt sich ganz gut an. Deshalb laufen wir auch nicht Gefahr, dass da etwas aus dem Ruder läuft, wenn es noch einige Zeit dauert, bis wir zu einem abschließenden Ergebnis kommen.“

... Schneider als Dauerlösung „Er spielt in unseren Überlegungen mit Sicherheit auch eine Rolle. Er ist 15 Jahre im Verein und hat unter verschiedenen Managern als zweiter Mann gearbeitet. Da hat er vieles für sich mitgenommen. Zutrauen würden wir ihm das, sonst hätten wir ihm auch jetzt nicht das Vertrauen geschenkt. Aber nun gilt es abzuklären, welchen Plan er uns im Falle eines Falles für die Zukunft präsentiert.“

...Schneiders Mitverantwortung für die negative Entwicklung „Natürlich hat auch er seinen Teil zu der sportlichen Situation beigetragen. Das sieht er auch selber so. Für mich ist jedoch der Knackpunkt, welche Konsequenzen er daraus zieht. Denn Leute, die aus Fehlern lernen, sind in der Regel erfolgreicher als Leute, die das nicht tun.“

„Bobic und ich haben keinen Krach miteinander“

Bernd Wahler über...

...den Ex-Manager Fredi Bobic „Wir haben keinen Krach miteinander. Momentan sind wir ja in der Phase, in der es um seine Vertragsauflösung geht. Da gibt es automatisch Gesprächsbedarf. Wir haben Kontakt.“

...die Option, dass Armin Veh im Sommer als Trainer aufhört und den Managerposten übernimmt „Er hat ja immer mal wieder anklingen lassen, dass er sich so etwas grundsätzlich vorstellen kann. Deshalb schließen wir nichts aus. Aber aktuell ist es so, dass er sich ganz bewusst für den Trainerjob entschieden hat, dass er Trainer sein will und dass wir ihn in dieser Position auch brauchen. Aber klar ist, dass er in unsere Suche jetzt einbezogen ist und dass er da von uns mitgenommen wird.“

...die Wahrnehmung des Clubs „Wir haben in den letzten Jahren viel Vertrauen verloren – vor allem durch die ausbleibenden sportlichen Erfolge, aber auch durch die vielen Veränderungen an wichtigen Stellen im Verein. Da haben wir kein gutes Bild abgegeben – was es nun zu korrigieren gilt.“

...die geplante Ausgliederung der Profiabteilung „Das ist ein ganz maßgeblicher Baustein für die Zukunft. Aber da müssen wir an der Basis noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Die Mitglieder wollen wissen, wie wir mit dem Geld umgehen würden, das wir in diesem Fall erhalten. Diese Offenheit müssen wir gewährleisten. Da gibt es noch eine Menge zu tun – und wir tun was! Ich habe im Stadion ja schon Transparente gesehen mit der Aufschrift: ,Präsident, tu was’. Aber mir ist es nicht langweilig.“

...die Kritik von Fans an seiner Person „Es ist ja normal, dass sich die Emotionen der Fans auf die handelnden Personen im Verein richten – und da bin ich eine davon. Das gehört zum Geschäft.“

...die Folgen, wenn die Ausgliederung scheitern sollte „Auch dann können wir nicht so weitermachen wie bisher. Dieses Geschäftsmodell ist überholt. Wir müssen uns langfristig so aufstellen, dass wir den Betrieb nicht dauerhaft mit Hilfe von Transfereinnahmen finanzieren müssen. Dazu brauchen wir neue Strukturen und Möglichkeiten. Aber auch ohne eine zeitnahe Ausgliederung wäre es nicht so, dass wir die Tür hier sofort abschließen und aufgeben müssten.“

...die der Ausgliederung gegenüber kritisch eingestellte Fraktion der Ultras „Im Fanausschuss reden wir mit allen vertretenen Fangruppen über unser Projekt. Aber Sondersitzungen haben wir deshalb noch nicht abgehalten. Wir planen jedoch regionale Veranstaltungen, bei denen alle Mitglieder und Interessierten willkommen sind. Manche Gruppen tun ja so, als wäre der Verein ohne sie nichts. Insofern geht es auch darum, ein vernünftiges Miteinander zu finden – zum Wohl des Clubs.“

...Investoren bei einer Ausgliederung „Das ist die Voraussetzung, um dieses Projekt auf der Mitgliederversammlung überhaupt zur Abstimmung stellen zu können – und da sind wir auf einem sehr guten Weg. Es gibt klare Signale von Unternehmen, die uns ermutigen.“

...Wintertransfers im Januar „Es ist ja kein Geheimnis, dass wir da keinen großen finanziellen Spielraum haben. Trotzdem schauen wir uns auf dem Markt um, aber es ist nicht unser Hauptaugenmerk, dass wir jetzt den ganzen Kader umkrempeln. Vielmehr liegt unser Hauptaugenmerk darauf, alle Reserven aus diesem Kader herauszukitzeln.“