Anders als damals in Hamburg bleiben ihm in Stuttgart zwar nicht 15, sondern nur zehn Spiele, um seinen neuen Club vor dem Abstieg zu retten. Immerhin aber ist der VfB Tabellen-15. und nicht Letzter. Und: Stevens hatte diesmal etwas mehr Zeit, um sich nicht nur die Vornamen seiner neuen Spieler zu merken („Man lernt die Mannschaft jeden Tag, jede Stunde besser kennen“) – sondern auch ein Gespür dafür zu entwickeln, wo die größten Probleme liegen. Dafür freilich hätte auch ein kurzer Blick in die Statistiken der letzten Spiele genügt: In sechs der acht Rückrundenpartien musste der VfB Gegentreffer in den Schlussminuten hinnehmen.

 

Der frühere VfB-Torwart Jens Lehmann („Kein Zufall“) hat dafür mangelnde Fitness verantwortlich gemacht, was Stevens trotz erfolgreicher gemeinsamer Jahre auf Schalke nicht besonders gefallen hat. Es sei „immer schön“, sagt er mit beißender Ironie, wenn sich „Leute von außen“ zu Wort meldeten und genau wüssten, wie die Probleme gelagert sind. „Ich kann es noch immer nicht genau sagen.“ Liegt es am Unvermögen? An einem schwachen Nervenkostüm? An Konzentrationsschwächen? Oder ist es einfach nur Pech? „Es ist nicht leicht, innerhalb von vier Tagen die richtigen Schlüsse zu ziehen“, sagt Stevens.

Seine dringlichste Aufgabe hat der 60-Jährige in den ersten Tagen darin gesehen, seinen Spielern im Training Erfolgserlebnisse zu verschaffen: Torschüsse, offensive Spielformen, Zweikämpfe. Nur eines hat Stevens, der sich betont locker gibt, nicht trainiert: Elfmeter. Der verschossene Strafstoß von Christian Gentner vergangene Woche gegen Braunschweig hat mit dazu geführt, dass Stevens überhaupt nach Stuttgart gekommen ist. Nun will sich der neue Mann nicht einmischen, wenn es darum geht, wer es beim nächsten Mal wagt, sich den Ball auf den Punkt zu legen. „Ich habe es hier schließlich nicht mit Kindern zu tun, sondern mit Profis. Die wissen, wer den Elfer schießen muss.“