Wegen Verletzungen und zweier Roter Karten ist der Kapitän nicht in Tritt gekommen. Fraglich ist, ob er in Bremen in der Startelf steht.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Er nennt die aktuelle Spielzeit selbst "die schwierigste Saison meiner Karriere", denn der Kapitän ist beim VfB Stuttgart zuletzt viel zu selten an Bord gewesen. Gerade mal 1. Bundesligaspiele hat Matthieu Delpierre in dieser Runde absolviert. Das ist zu wenig für seine eigenen Ambitionen, aber auch für die Ansprüche, die der Verein an ihn stellt.

 

Dass Matthieu Delpierre so häufig fehlte, hat mehrere Gründe. Da ist zunächst der verpatzte Saisonstart, als der Franzose die ersten drei Spiele nur als Zuschauer erlebte. Schließlich hat sich Delpierre, der mit seiner Freundin Ilona vor zwei Jahren vom Killesberg nach Cannstatt umzog, in der vergangenen Sommerpause einer Patellasehnenoperation am Knie unterzogen. "Doch auch danach", sagt sein heutiger Trainer Bruno Labbadia, "hat sich Matthieu mit mehreren Verletzungen meist nur über die Runden gequält."

Allerdings lief es nicht nur gesundheitsbedingt schleppend für den 1,93 Meter großen Verteidiger aus Nancy, der im Fußballinternat des OSC Lille geformt wurde. Denn als Delpierre endlich drei Partien am Stück spielen konnte, leistete er sich am 7. Spieltag einen groben Aussetzer, indem er im Heimspiel gegen Frankfurt den Eintracht-Verteidiger Patrick Ochs in der gegnerischen Hälfte sechs Minuten vor Spielende beim Stand von 0:2 völlig unnötig foulte. "Das war eine Sache, die mir nicht passieren darf", sagte der reumütige Kapitän, der für drei Spiele gesperrt wurde - und sich bei den Kollegen entschuldigte.

Es geht um seine persönliche Zukunft

Allerdings sollte dies nicht der einzige Sündenfall von Delpierre bleiben, der seinen zweiten Aussetzer - diesmal im Rückspiel in Frankfurt - aber anders einordnet. "Das mit den beiden Roten Karten sind zwei unterschiedliche Dinge", erklärt Delpierre, für dessen Schubser gegen den Frankfurter Serienprovokateur Maik Fanz man tatsächlich ein wenig Verständnis aufbringen kann, wenn man über die Hintergründe Bescheid weiß.

Schließlich hatte sich Delpierre nach länger andauerndem Malheur mit den Zehen extra vor dem Frankfurt-Gastspiel fit spritzen lassen, ehe ihm Fanz in der 15. Minute mit Absicht auf den Fuß stieg. Die Konsequenz des Remplers war für Delpierre aber, dass er erneut drei Spiele pausieren musste, was für ihn einen positiven wie auch einen negativen Nebeneffekt hat.

"Matthieu haben die drei Wochen Pause körperlich gutgetan", sagt der Trainer Bruno Labbadia über den Franzosen, der die ersten zehn Tage nach dem Beginn seiner Sperre im Schongang absolvierte. "Wir konnten ihn neu aufbauen", ergänzt Labbadia, "zuletzt hat er dann intensiver trainiert." Ob Delpierre - und das ist die Kehrseite der Medaille - am Samstag in Bremen allerdings wieder in der VfB-Startelf steht, hat der Coach noch nicht entschieden. Spielberechtigt wäre der Franzose, doch die Kollegen haben in seiner Abwesenheit zehn Punkte geholt. Also stellt Delpierre auch als Kapitän zumindest öffentlich keine Ansprüche. "In unserer Situation gibt es keinen Platz für Egoismus", sagt er.

Dennoch dürfte der Verteidiger, der vor sechs Jahren von Giovanni Trapattoni in die VfB-Viererkette integriert wurde, realisiert haben, dass es längst um seine persönliche Zukunft geht. Weil seine Entwicklung seit der Meisterschaft 2007 eher rückläufig ist, ist man in der VfB-Führungsetage nicht mehr restlos von Matthieu Delpierre überzeugt. Droht dem 28-Jährigen trotz eines Vertrags bis 2012 deshalb der vorzeitige Abschied? "Im Abstiegskampf", sagt Delpierre, "zählt nur das Hier und Jetzt."