Nach dem 3:1 in Hannover gibt es beim VfB Stuttgart wieder Hoffnung auf bessere und erfolgreichere Zeiten. Gentner, Werner und Maxim erzielen die Tore.

Hannover - Ist das eine Freude und eine Erleichterung! Die Spieler in den weißen Trikots mit dem roten Brustring umarmen sich auf dem Feld. Das sind die Vereinsfarben des VfB Stuttgart. Alexander Zorniger atmet derweil vor seiner Trainerbank tief durch. Dann bildete er mit der Mannschaft seinen traditionellen Kreis und ballte die Faust. Soeben hat der VfB bei Hannover 96 mit 3:1 gewonnen. War das nach fünf Auftaktniederlagen die Wende?

 

Höchste Zeit, dass die schlechte Zeit vorbei ist und eine bessere Zeit anfängt – so lautete vor der Partie das Motto beim mit großen Erwartungen und Hoffnungen in die Saison gestarteten VfB. Um die Vorgabe umzusetzen, änderte Zorniger seine Anfangsformation gegenüber der Partie am Sonntag gegen Schalke (0:1) auf einer Position. Für Alexandru Maxim kehrte Daniel Didavi ins Team zurück.

Willkommen zum Krisengipfel. Hannover (ein Punkt) gegen Stuttgart (kein Punkt) – das Duell der beiden Kellerkinder begann stilgerecht mit ein paar Fehlpässen auf beiden Seiten. Aber was soll’s?, wird sich Zorniger gedacht haben. Hauptsache, der Ball findet irgendwie den Weg ins Tor (was dann ja auch passiert) – nicht so wie gegen Schalke, als der VfB für seine Vorstellung zwar gelobt wurde, doch am Ende wieder einmal mit leeren Händen dastand. Damit sich diese Geschichte nicht wiederholt, ging der Trainer mit gutem Beispiel voran. Pausenlos dirigierte er seine Mannschaft an der Seitenlinie und zeigte die Richtung an: drauf auf die Hannoveraner, Attacke, ab nach vorn. Dabei fehlten zunächst jedoch Leichtigkeit und Präzision – eine Folge des angegriffenen Selbstvertrauens nach den enttäuschenden Ergebnissen in den vergangenen Wochen.

Timo Werner wird zum entscheidenden Mann

So musste Zorniger bis zur zehnten Minute warten, ehe er die erste halbwegs gefährliche Aktion seines Teams notieren konnte. Den Fernschuss von Emiliano Insua wehrte der Keeper Ron-Robert Zieler aber mühelos ab. Die Nervosität war zu spüren, aber dann folgten vier denkwürdige Minuten. Hannover ging in Führung, als Kenan Karaman eine Vorlage von Kiyotake verwertete (14.). Das war der Weckruf für den VfB. Christian Gentner erzielte nach einem Pass von Timo Werner und einer feinen Einzelleistung prompt den Ausgleich (16.), ehe Werner selbst nach einem von Zieler parierten Schuss von Daniel Ginczek zur Stelle war – 2:1 (18.) Ausgerechnet Werner also, der vor zehn Tagen in Berlin sogar noch aus dem Kader verbannt worden war.

Zwei Chancen, zwei Treffer – das nennt man Effektivität, was die Elf zuletzt gegen Schalke hatte vermissen lassen. Allerdings trugen dazu auch die Hannoveraner durch ihr dilettantisches Abwehrverhalten bei. Ein Schnitzer jagte den anderen, doch daraus konnte der VfB zunächst nicht noch mehr Kapital schlagen. Es mangelte an der Konsequenz im Abschluss.

Das Niveau war lange nicht so hoch wie gegen Schalke. Phasenweise herrschte sogar Langeweile auf dem Platz. Turbulent wurde es erst wieder kurz vor dem Pausenpfiff. Marcelo scheiterte am Pfosten des Stuttgarter Gehäuses – und Filip Kostic im Gegenzug an Zieler (45.).

Nicht nur Hannover hatte Probleme in der Abwehr – auch der VfB. Ersichtlich war, warum die beiden Clubs in der Tabelle so weit unten stehen. Nur selten funktionierte es so wie in der 53. Minute, als Didavi von Ginczek freigespielt wurde, aber Zieler nicht überwinden konnte.

Druck machten jetzt aber die Gastgeber – genauer: sie versuchten es zumindest. Der VfB zog sich dagegen ungewohnt weit in die eigene Hälfte zurück und versäumte es, auf die Vorentscheidung zu drängen. Zudem kam bei den Kontermöglichkeiten der letzte Pass oft nicht an – und wenn doch, vergaben Werner und Ginczek (62.).

Alexandru Maxim sorgt für die Entscheidung

Immer wenn der VfB das Tempo verschärfte, geriet Hannover in Schwierigkeiten. Das erkannte Zorniger, der das Team anfeuerte. Serey Dié verzog genauso knapp (70.) wie der eingewechselte Alexandru Maxim (77.). Aber es galt auch kritische Momente zu überstehen, etwa in der Szene, als Felix Klaus den Stuttgarter Schlussmann Przemyslaw Tyton prüfte (69.).

Insgesamt war der VfB aber die etwas stärkere von zwei nicht sehr überzeugenden Mannschaften. Die Überlegenheit drückte sich dann in dem Tor von Maxim aus (90.). Ein Anfang ist gemacht. Vor der Länderspielpause im Oktober stehen nun noch die richtungsweisenden Partien am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach und eine Woche später in Hoffenheim auf dem Programm, die ebenfalls nicht wie gewünscht in diese Runde gestartet sind. Danach fällt die Antwort auf die Frage nach der Wende leichter.