Der VfB muss am Samstag gegen Schalke ran. Der Stuttgarter Konditionstrainer Christos Papadopoulos erinnert sich an schillernde Figuren beim Auftaktgegner.

Stuttgart - Wenn einer etwas über den FC Schalke 04 erzählen kann, dann Christos Papadopoulos (47). Schließlich arbeitete der heutige VfB-Konditionstrainer zwischen dem 1. Juli 2000 und dem 30. Juni 2009 bei dem Traditionsverein aus Gelsenkirchen, bei dem die Stuttgarter zum Rückrundenauftakt am Samstag antreten müssen. Damit kehrt Papadopoulos zum ersten Mal nach seinem Abgang wieder an seine alte Wirkungsstätte zurück. In seinen neun Jahren hat er dort viel erlebt und viele Leute kommen und gehen sehen: Funktionäre, Trainer und Spieler. Papadopoulos über ...

 

...Huub Stevens "Das war mein erster Trainer. Kurios, drei Tage vor dem Saisonstart im Sommer 2000 stand er noch als Einzelkämpfer da. Erst auf den letzten Drücker wurden Holger Gehrke und ich verpflichtet. Nur drei Leute im Trainerstab - das war ein Experiment. Es waren arme Zeiten auf Schalke. Die Geschäftsstelle war ein Container. Es gab nur einen Trainingsplatz - ohne Flutlicht. Huub sagte, wenn ihn andere Trainer fragen würden, wie viele Trainingsplätze er hätte, würde er sich immer schämen. Mit ihm hat es sofort gefunkt. Er war genauso emotional wie ich und hat mit dem ganzen Körper gesprochen. Heute ist er ja wieder auf Schalke, aber die Verhältnisse sind anders."

...Jupp Heynckes "Er kam aus Bilbao und wollte die spanische Trainingslehre und Mentalität einführen. Taktisch und technisch waren das andere Ansätze. Er ist ein Perfektionist und ein absoluter Gentleman, im Umgang stets korrekt und höflich. Aber leider waren die Spieler nicht so bereit, diesen Weg mitzugehen."

...Ralf Rangnick "Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich kein Grieche mehr bin. Irgendwann nach einem Spiel sind er, Rudi Assauer und Otto Rehhagel zusammengesessen. Als ich dazugekommen bin, hat Rudi gerufen: ,Da kommt der Grieche.' Ralf hat geantwortet: ,Das ist kein Grieche. Die Griechen, die ich kenne, sind anders. Das ist ein Schwabe wie ich.' Seitdem bin ich Schwabe. Fachlich konnte keiner Ralf etwas vormachen. Für Schalker Verhältnisse war er sehr modern und hat Dinge reingebracht, die wir zuvor nicht kannten - vor allem in taktischer Hinsicht und was die Ansprache vor den Spielen betroffen hat."

...Mirko Slomka "Er hat das fortgesetzt, was Ralf begonnen hat und die Mannschaft im Europapokal etabliert. Dadurch hat im Verein eine Evolution stattgefunden. Man hat sich mit den Großen gemessen. Nach Mirko war der Club in der Lage, wirtschaftlich und sportlich mit der Spitze der Liga mitzuhalten."

...Mike Büskens "Ein sensationeller Typ und ein echter Schalker. Er hat seine Sache nicht schlecht gemacht, aber der Club meinte im Frühling 2009, dass man jetzt einen großen Trainernamen braucht."

...Felix Magath "Das war der Trainername. Ich habe ihn nur 20 Minuten erlebt, als er mich einen Tag vor dem Trainingsauftakt zu einem Gespräch einbestellt hat. Dabei erklärte er mir, dass er sich mit Schalke schon vor Monaten geeinigt habe und sein eigenes Trainerteam mitbringe. Vom Club hatte mir das zuvor keiner gesagt, was ich verwunderlich fand. Man spürte förmlich, wie leid es Felix getan hat, dass er mir das mitteilen musste."

...Rudi Assauer "Eine schillernde Figur, die Schalke vorangetrieben hat. Er war unkonventionell - auch bei meiner Einstellung. Ich hatte zuvor in einem Rehazentrum in Bonn gearbeitet. Eines Tages erhielt ich einen Anruf aus Schalke. Ich sollte mich dort vorstellen. Rudi sagte danach nur: ,Das, was du da in Bonn machst, machstdu ab morgen bei uns.' Das war mutig. Er war aber auch ein Visionär. Ohne ihn würde es die Arena nicht geben. Viele haben damals gesagt, diese Idee sei eine Spinnerei, aber genau diese Spinnerei hat dem Club ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Er hatte eben oft den richtigen Riecher."

...Clemens Tönnies "Anfangs kannte er sich mit den Eigenarten des Fußballgeschäfts nicht so aus, aber das hat er sich schnell angeeignet. Mittlerweile ist er voll in der Branche drin und braucht sich vor keinem mehr verstecken. Er ist einer, der die Dinge direkt anspricht. Das kommt an, denn so sind die Menschen im Ruhrpott."

...Kevin Kuranyi "Er hatte immer eine soziale Ader und kümmerte sich um die Belange der Mannschaft. Auf ihn haben alle gehört. Problematisch war es nur, wenn er versuchte, Witze in seinem schwäbischen Akzent zu machen. Das war für manche nur schwer verständlich."

...Mesut Özil "Als er zu den Profis kam, haben wir gedacht: ,O je, schon wieder so einer mit einem Vater, der sich überall einmischen muss.' Aber dieses Gefühl ist bald verflogen. Außerdem hatte sein Vater in vielen Punkten recht. Mesut wurde bei uns schon mit 18 nur ,Messi' genannt - wie man heute weiß aus gutem Grund."

...Manuel Neuer "Bei ihm hat man früh gespürt, dass er in allen Bereichen außergewöhnlich ist - nicht nur als Torwart. Schon als Jungspund hat er sich eingebracht, ohne arrogant zu sein. Jeder hat gemerkt, dass er mit Leib und Seele dabei ist."

...Jefferson Farfan "Ich weiß, dass er in der Szene gerade ein bisschen als Raffzahn gilt, aber diese Entwicklung überrascht mich. Was die Hintergründe sind und ob da vielleicht ein paar Berater eine Rolle spielen, kann ich nicht beurteilen. Ich habe ihn auf jeden Fall als einen herzensguten Typen kennengelernt."

Glück im Unglück

Stationen Der promovierte Sportwissenschaftler Christos Papadopoulos ging 2000 als Rehatrainer zum FC Schalke. Das Ende dort war unschön. Nachdem er im Sommer 2009 die Kündigung erhalten hatte, klagte er und erstritt eine Abfindung von 130.000 Euro. Danach betreute er die Handballer des HSV Hamburg, ehe er am 1. Januar 2011 zum VfB wechselte.

Schicksalsschlag Im Januar 2004 brach Papadopoulos mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand im Kraftraum des FC Schalke zusammen. Glück im Unglück: weil der Club in Gerald Asamoah einen Spieler mit Herzfehler in seinen Reihen hatte, hing in der Kabine ein Defibrillator - was für Papadopoulos lebensrettend war.