Sport: Carlos Ubina (cu)

Nur der Montagabend im Weserstadion zählt. Darauf lässt sich im Moment beim VfB alles reduzieren, auch Dutts Wirken. „Es geht jetzt nicht darum, dass ich eine Bremer Vergangenheit habe. Es geht darum, dass wir einen Konkurrenten schlagen“, sagt der Manager. Seit Januar 2015 ist er da, und er selbst hat in einer ersten Jahresbilanz differenziert. Die ersten Monate waren reines Krisenmanagement, die nächsten waren geprägt von einem Neuaufbau. Dabei gab es, wie Dutt einräumt, gute und schlechte Entscheidungen. Serey Dié zu holen war gut, an dem damaligen Trainer Huub Stevens festzuhalten ebenfalls. Doch das Projekt mit Alexander Zorniger als Coach scheiterte. Und jetzt läuft die dritte Schaffensphase.

 

Wieder ist es Abstiegskampf, und wieder ist Krisenmanagement angesagt. Nur: diesmal wird Dutt innerhalb und außerhalb des Vereins anders wahrgenommen. Er, der nach Jahren des Niedergangs den Aufbruch beim VfB einleiten und verkörpern sollte, wird mehr und mehr zum Gesicht der Misere. Er, der schöne Pläne dargelegt und spätestens seit seiner fulminanten Abrechnung mit den Vorgängern im vergangenen Mai polarisiert, kann es offenbar niemandem mehr recht machen.

Extern heißt es, nichts habe sich zum Besseren verändert, intern rumort es. Das alles schlagende Argument: Platz 15 – und Dutt soll verantwortlich sein. Es sind emotionale Debatten, die den Club in diesen schwierigen Zeiten begleiten, weil sich viele Fans und Vereinsmitarbeiter nach einer Siegesserie im März schon auf der sicheren Seite wähnten und jetzt mit dem VfB wieder auf der Falltür zur zweiten Liga sitzen.

Dutt kennt die Gemütslage genau. Er stellt sich auch der Kritik, aber er will sich nicht von ihr treiben lassen. Deshalb hat er die Mallorca-Aktion durchgezogen – trotz der Bedenken, die sofort aufkamen, als die Idee diskutiert wurde, ein Kurztrainingslager auf der Ferieninsel abzuhalten, und wohl wissend, dass es Hohn und Spott hageln würde, sofort und noch mehr nach einem Misserfolg in Bremen. Doch der Manager versteht es gerade in den Wirren des Abstiegskampfes als Geradlinigkeit und Konsequenz, dem Wunsch des Trainers Jürgen Kramny nach einer Luftveränderung nachzukommen und sich mit der wild diskutierten Sondermaßnahme voll zu identifizieren.