Die Fans formieren sich: Das Oppositionsbündnis Aktion VfB 2011 fordert eine Reform des Wahlrechts per Satzungsänderung.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Das erste Gespräch hat drei Stunden gedauert – am Donnerstag werden sich die Repräsentanten des VfB, an ihrer Spitze der Stabsdirektor Stefan Heim, zum zweiten Mal mit den Vertretern des Oppositionsbündnisses Aktion VfB 2011 treffen, hinter dem aktuell etwa 2000 der rund 46.000 Mitglieder stehen sollen. Wie der Initiative Herzblut für den VfB um den Banker Björn Seemann geht es dem Bündnis darum, beim Stuttgarter Traditionsclub künftig vieles anders zu machen.

 

Also haben die Vertreter der Aktion VfB 2011 beim ersten Treffen den VfB-Vertretern ihr neues Satzungskonzept überreicht – und zwar mit der Bitte zu prüfen, ob beide Seiten am Ende vielleicht gar am Verhandlungstisch Einigkeit erzielen könnten. Davon ist allerdings nicht auszugehen, weil das Papier der Oppositionellen grundlegende Reformen vorsieht, die der Aufsichtsratschef Dieter Hundt, der Präsident Erwin Staudt und ihr Team so aller Voraussicht nach nicht durchwinken werden. Schließlich würde die neue Satzung gemäß dem Vorschlag der Aktion VfB 2011 gerade die Bosse in ihrer Macht beschneiden.

Die Meinung der Mitglieder soll im Vordergrund stehen

Im Kern dreht sich das Reformvorhaben um einen Punkt: „Wir wollen, dass die Meinung der Mitglieder wieder mehr im Vordergrund steht“, sagt der Personalberater Patrick Knorr, 37, der Sprecher der Initiative. Bis jetzt beinhaltet die Satzung des VfB, die einst unter dem Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder auf den Zuschnitt vom Donnerstag verändert wurde, keinen direkten Einfluss der VfB-Mitglieder auf die Wahl ihres Präsidenten. Vielmehr wird dieser vom Aufsichtsrat vorgeschlagen.

„Das Wahlvolk darf dann abnicken“ – so interpretieren jedenfalls Patrick Knorr und seine 2000 Mitstreiter die Satzung, nach der der Kandidat – in der Regel gibt es sehr zum Missfallen des Bündnisses nur einen Kandidaten – eine Mehrheit auf der Mitgliederversammlung zur Wahl benötigt.

Mitgliedswahlen

Beim Modus haben die Gegner derweil grundlegend andere Ansichten: Sie wollen den Präsidenten, den Vorstand sowie fünf von acht Köpfen des Aufsichtsrats direkt von den bei der Versammlung anwesenden Mitgliedern per einfacher Mehrheit wählen lassen. Dabei dürfe sich jedes Mitglied als künftiger VfB-Präsident zur Wahl stellen lassen, das mindestens 500 Unterschriften von Mitgliedern auf sich vereinen kann. Für potenzielle Vorstände und Aufsichtsräte würden 50 Unterschriften zu einer Nominierung als Kandidat ausreichen.

Die Kernforderungen klären viele weiteren Fragen von selbst

Die Reformpläne der Aktion VfB 2011, die bisher nicht mit der Gruppe um Björn Seemann in Kontakt steht („Wir sind aber für Gespräche offen“, sagt Patrick Knorr), sehen auch noch andere Punkte vor. Diese will die Initiative aber erst später öffentlich machen. „Wenn wir unsere Kernforderung durchsetzen, klären sich viele anderen Fragen von allein, nämlich nach dem Willen der Mitglieder“, sagt Knorr.

Unterstützt wird das Bündnis nach eigener Aussage auch von einigen prominenten Mitstreitern. Deren Namen sollen aber ebenfalls erst später offengelegt werden. Dies soll etwa sechs Wochen vor der Versammlung geschehen. Stellt sich der VfB am Donnerstag am Verhandlungstisch quer, will die Initiative ihre Forderungen bei der Mitgliederversammlung durchsetzen. Dazu benötigt sie eine Dreiviertelmehrheit der dort anwesenden VfB-Mitglieder.