Torwart Tyton und eine einfache Taktik bescheren dem VfB Stuttgart ein 1:0 gegen den FC Ingolstadt und damit den ersten Heimsieg in dieser Saison.

Stuttgart - Als auf der Anzeigentafel noch vier Minuten Nachspielzeit angezeigt werden, geht ein Raunen durch die Mercedes-Benz-Arena. Das reicht doch sicher wieder nicht zum ersten Heimsieg in dieser Saison, denken sich viele der VfB-Anhänger. Doch an diesem kühlen Herbstabend ist irgendwie alles anders beim VfB. Das 1:0 gegen Ingolstadt wird über die Zeit gebracht, mit einer Taktik, die nur noch in Form von fußballerischen Spurenelementen an den von Trainer Alexander Zorniger zu Saisonbeginn propagierten Hurra-Stil erinnerte.

 

Die Ingolstädter, mit der Empfehlung von drei Auswärtssiegen in dieser Saison angereist, sahen sich einem bis dato zuhause noch punktlosen VfB gegenüber. Und dann fehlten dem Tabellenletzten ja auch noch die verletzten Ginczek, Kostic und Gentner und damit gleich drei Schlüsselspieler. Zu all diesen schlechten Vorzeichen kam auch noch gleich ein Elfmeter für Ingolstadt hinzu. Harnik hatte Benjamin Hübner an den Ferse erwischt (3. Minute). Doch dann parierte der zuvor oft gescholtene Przemyslaw Tyton den Strafstoß von Mathew Leckie. Das war dann das erste persönliche Erfolgserlebnis des Polen im Trikot des VfB.

Chaotische Zustände in der Hintermannschaft

Ein solche Stuttgarter Aktion war in dieser Saison noch nicht zu sehen. Was dann kurze Zeit später Timo Werner zeigte dagegen schon. Nach einem tollen Pass von Serey Dié tauchte der 19_jährige frei vor dem Ingolstädter Tor auf, traf aber lediglich Ramazan Özcan am Kopf. Altbekannt sind ja auch die chaotischen Zustände in der Stuttgarter Hintermannschaft, wieder einmal zu beobachten, als sich Ingolstadts Schlagerstar-Neffe Lukas Hinterseer einen VfB-Abwehrspieler nach dem anderen im Strafraum ausspielte, dann aber nicht mehr zum Abschluss kam.

In der Folgezeit beruhigte sich die Partie dann aber wieder, auch weil sich der VfB verstärkt darum bemühte, Ordnung in die Hintermannschaft zu bekommen. Allein der Schuss von Daniel Didavi kurz vor dem Pausenpfiff war noch ein Hingucker.

Ansonsten präsentierte sich der VfB in der ersten Halbzeit ungewohnt zurückhaltend, attackierte den Gegner nicht so früh wie sonst und schaltete auch nicht so schnell von Abwehr auf Angriff um. Im Gegensatz zu den vorangegangenen vier Heimspielen in dieser Saison spielte der VfB gegen den Aufsteiger vergleichsweise unspektakulär. Und kam trotzdem in der 59. Minute zum 1:0. Einen Flachschuss von Florian Klein lenkte Didavi zum Führungstreffer ins Netz ab – aus einer nicht geahndeten Abseitsposition heraus.

Dieses ist die Stuttgarter Spielweise ziemlich konventionell

Nur wenig Augenblicke später hätte Pascal Groß mit einem Volleyschuss ausgleichen können. Aber Przemyslaw Tyton, in seinem mit Abstand besten Spiel für den VfB, parierte – und kurze Zeit später auch den Ball von Moritz Hartmann. Ingolstadt drängte auf den Ausgleich, während Stuttgart seine Konterchancen vor allem durch Werner nicht konsequent zu Ende spielte.

Nicht erst nach der Führung war der VfB von seinen bisher in Heimspielen angewandten Hochrisiko-Taktik abgekommen – vom einst von Trainer Alexander Zorniger als alternativlos bezeichneten Gegenpressing und vom hohem Verteidigen. Die Stuttgarter Spielweise war stattdessen ziemlich konventionell. Und so ist es fast schon eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet das unansehnlichste Heimspiel des VfB in dieser Saison den ersten Heimsieg bedeutet.

Auch wenn es am Ende noch einmal ziemlich eng wurde, nachdem Serey Dié in der 87. Minute von Schiedsrichter Guido Winkmann die Gelb-Rote erhielt.

Am kommenden Samstag dürfte der VfB dann mit mehr Selbstbewusstsein bei Bayer Leverkusen antreten. Schließlich gastieren die Stuttgarter dann immerhin als Tabbellenfünfzehnter im Rheinland.