Der Trend nach oben geht für die Stuttgarter Mannschaft mit ihrem Trainer Thomas Schneider weiter. Der VfB kommt beim 1:0-Erfolg im Berliner Olympiastadion schwer in Tritt – und gewinnt dank Ulreich und Gentner.

Stuttgart - So sieht ein glücklicher Manager aus. Fredi Bobic ballt kurz die Faust und lacht. Die Anspannung fällt ab. Soeben hat der VfB Stuttgart mit 1:0 bei Hertha BSC gewonnen. Am Ende zählt nur das und nicht, dass der Sieg glücklich ausgefallen ist, denn Fußball ist ein Ergebnissport. Minimaler Aufwand, maximaler Ertrag – die Rechnung ist aufgegangen. „Das mussten wir uns hart erarbeiten“, sagt Bobic.

 

Es war ein klassischer Dreisatz: gleiche Aufstellung, gleiche Einstellung, ähnliches Resultat – so ging der VfB die Partie in Berlin an. Der Trainer Thomas Schneider schickte die Mannschaft aufs Feld, die Hoffenheim zuletzt eindrucksvoll mit 6:2 geschlagen hatte. Auch der erst 17-jährige Timo Werner durfte wieder ran und sollte mithelfen, die mäßige Stuttgarter Bilanz bei Hertha BSC aufzupolieren. Berlin war schon seit Längerem keine Reise mehr wert. So feierte der VfB seit 1991 nur einen Bundesligasieg in der Hauptstadt – ein 1:0 im April 2010. Torschütze damals: Cacau. Gestern war der 13. September 2013. Und wieder gab es ein 1:0. Torschütze jetzt: Christian Gentner. Aber der Reihe nach.

Cacau war gestern nur Ersatz. Schneider baut auf andere Leute, speziell auf jüngere wie Moritz Leitner (20) oder Alexandru Maxim (23). Sie stehen für die Zeitenwende, die nach der Entlassung des alten Trainers Bruno Labbadia und rund um den ersten Saisonsieg gegen Hoffenheim zu spüren war. Zurück zu den Wurzeln, zurück zum Stuttgarter Weg, zurück zur Nachwuchsförderung, zurück zum Offensivfußball – das ist das Signal dieser Tage.

Seit 20 Heimspielen war die Hertha ungeschlagen

Berlin ist aber nicht Hoffenheim. Seit 20 Heimspielen war die Hertha ungeschlagen – eine stolze Serie, die Selbstvertrauen gegeben hat, was die Lösung des VfB-Dreisatzes erschwerte. Das zeigte sich schnell, da die Hertha unter den Augen des Bundestrainers Joachim Löw gleich auf Angriff setzte. Mit so viel Sturm hatte der VfB in der Anfangsphase nicht gerechnet. Er fand nur schwer seinen Rhythmus, weil er es zunächst nicht schaffte, den Ball auch mal länger in den eigenen Reihen zu halten. Zu ungenau wurden die Aktionen vorgetragen, als dass die Berliner in Verlegenheit geraten wären. Dennoch ist ihre Serie im 21. Heimspiel gerissen.

Dem Spiel des Aufsteigers fehlte eines – nicht das Tempo, sondern der Zug zum Tor. Schön sah es aus, aber effektiv war es nicht gerade, zum Glück für die VfB-Abwehr, die das Geschehen meist kontrollierte. So dauerte es 18 Minuten bis zum ersten Torschuss der Partie. Änis Ben-Hatira scheiterte an Sven Ulreich.

Auf dem Platz standen zwar die gleichen Spieler wie gegen Hoffenheim, aber es war eine andere Mannschaft. Der VfB leistete sich viele Fehlpässe und wirkte auch zu mutlos in seinem Auftritt, was Schneider am Spielfeldrand kopfschüttelnd registrierte. Um die Mängel abzustellen, wartet noch einige Arbeit – solche Gedanken dürften ihm da durch den Kopf gegangen sein. Was an kreativen Ansätzen gegen Hoffenheim geklappt hatte, ging in der ersten Hälfte in Berlin schief – und das war nicht wenig.

VfB-Kapitän Christian Gentner nutzt die Chance

Nur der junge Werner traute sich hin und wieder was – und in der 40. Minute dann auch einmal Christian Gentner, dessen Kopfball von Thomas Kraft pariert wurde. Das war die einzige Möglichkeit, die der VfB in der ersten Halbzeit besaß, aber die hatte es dann wenigstens in sich.

So wie in dieser Szene weitermachen, hat Schneider in der Pause zu seinem Team gesagt. In der Tat bekam der VfB das Geschehen nun besser in den Griff – nach dem Motto: geht doch! Und wie es ging – wieder Gentner, wieder mit dem Kopf. Jetzt war Kraft geschlagen. 1:0 für den VfB (49.).

Und die Hertha? Per Skjelbred verstolperte die Ausgleichschance (51.) – wie auch Hajime Hosogai, der alleine vor Ulreich den Stuttgarter Keeper anschoss (59.). Der VfB zog sich weit zurück. So tauchte die Hertha immer wieder gefährlich im Stuttgarter Strafraum auf. Aber Ulreich war stets auf dem Posten – ob gegen Ronny, van den Bergh oder Cigerci. „Unser Torwart war überragend“, sagte Bobic.

Das Fazit? „Das sind wieder drei Punkte“, sagte Schneider. Anders ausgedrückt: Glück gehabt! Fußball ist Ergebnissport.