Am Samstag trifft Armin Veh beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt viele gute Bekannte wieder. Die Wehmut beschleicht den VfB-Trainer schon vorher.

Stuttgart - Armin Veh wusste noch nicht genau, wie es weitergehen sollte, nur eines war ihm klar: „Ich möchte in Zukunft nicht mehr so oft dem gegnerischen Trainer zum Sieg gratulieren müssen.“ Anfang März hat Veh das gesagt, als er verkündete, nicht mehr länger Coach von Eintracht Frankfurt bleiben zu wollen. Er spielte damals mit dem Gedanken, eine Auszeit zu nehmen – und entschloss sich doch, zum VfB Stuttgart zurückzukehren. Daher fällt ihm dieser Satz nun ordentlich auf die Füße. Ständig wird er daran erinnert. Er könne die Häme verstehen, sagt Veh, er muss selbst darüber schmunzeln und ahnt, dass sich „die Leute in Frankfurt noch jetzt darüber kaputtlachen“.

 

Denn inzwischen muss Veh noch öfter gratulieren als zu seiner Frankfurter Zeit. Fünf seiner neun Pflichtspiele in dieser Saison hat der VfB verloren und liegt mit nur sechs Punkten auf Platz 15. Immerhin doppelt so viele Zähler hat Frankfurt als Achter gesammelt. Geradezu zwangsläufig stellt sich daher vor dem Wiedersehen mit der Eintracht an diesem Samstag die Frage, ob es Armin Veh nicht bitter bereut, seinen schönen und ruhigen Arbeitsplatz am Frankfurter Stadtwald verlassen und sich in die großen Turbulenzen an der Mercedesstraße begeben zu haben.

Veh sagt, er bereue den Wechsel nicht

Armin Veh, normalerweise ein Freund des offenen und direkten Worts, bleibt im Ungefähren. „Man soll im Leben nichts bereuen, das macht wenig Sinn.“ Was sollte er auch sonst sagen? Dass er niemals zurückgekommen wäre, wenn er gewusst hätte, wie groß auf allen Ebenen die Probleme des VfB sind? Dass er sich bei der Einschätzung der Lage und der Möglichkeiten noch nie so kolossal geirrt habe? Das sagt Veh nicht. Sondern: „Die Aufgabe ist nicht einfach, aber sie ist reizvoll.“

Dass Armin Veh, der Meistertrainer von 2007, vor seiner Entscheidung mit stark verklärtem Blick nach Stuttgart geschaut hat, das immerhin hat er zuletzt häufiger durchblicken lassen. Die Qualität der Mannschaft hat er viel höher eingeschätzt, die Stimmung im Umfeld viel positiver, den Geist auf der Geschäftsstelle viel produktiver. Der ganze Verein habe sich seit seinem Weggang Ende November 2008 verändert, das sagt Veh vor dem Spiel gegen Frankfurt noch einmal, „und zwar nicht zum Positiven“.

Drei erfolgreiche Jahre in Frankfurt

Nicht ohne Wehmut blickt der erklärte Gefühlsmensch daher nun auf seine drei Jahre in Frankfurt zurück. In der zweiten Liga hat Armin Veh die Eintracht übernommen und direkt wieder nach oben geführt; im ersten Bundesligajahr haben sie die Europa League erreicht und scheiterten dort im zweiten nach begeisternden Spielen als letzter deutscher Teilnehmer. Festtage vor meist ausverkauftem Hause waren in Frankfurt diese Europa-League-Spiele, die in Stuttgart fast keinen Menschen interessiert hatten. All das hat dazu geführt, dass die Eintracht neben dem VfB Vehs zweiter Herzenclub ist.

„Sehr emotional“ sei die Zeit in Frankfurt gewesen, sagt Veh, er habe noch immer enge Verbindungen nach Frankfurt, die auch in Zukunft nicht abreißen werden. Zum Präsidenten Peter Fischer zum Beispiel, zum Manager Bruno Hübner, zum Finanzchef Axel Hellmann – und nicht zuletzt zu Heribert Bruchhagen, dem Vorstandsboss, „der für mich sogar zu einem Freund geworden ist“. So eine Konstellation gebe es im Fußball selten, sagt Veh, er habe sogar alle Aufsichtsräte der Eintracht „persönlich gekannt“.

Doppelaufgabe beim VfB Stuttgart

Beim VfB hingegen passiert es noch immer, dass ihm auf der Geschäftsstelle Leute begegnen, von denen Veh keine Ahnung hat, wofür sie zuständig sind. Aus dem Ruder sind die Dinge gelaufen – und Veh ist derjenige, der alles wieder ins Lot bringen soll. Seit Fredi Bobic entlassen wurde, muss er auch noch Manageraufgaben übernehmen – woran sich bis auf Weiteres nichts ändern dürfte. Ein Nachfolger für Bobic jedenfalls ist weit und breit nicht in Sicht.

Es könnte alles so schön sein. Bei der Eintracht ist Armin Veh während der Länderspielpausen schon mal tagelang in seiner Heimat Augsburg gebleiben, ohne dass sich jemand beschwert hätte. In Stuttgart dagegen hat niemand verstanden, dass er neulich nach der Niederlage beim FC Bayern nicht beim Auslaufen war. Dabei will Armin Veh doch eigentlich niemandem mehr etwas beweisen müssen.