Unter dem neuen Trainer Armin Veh soll beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart alles besser werden. Der Präsident Bernd Wahler zeigt sich jedenfalls schon einmal optimistisch - und geht von einer „deutlichen Verbesserung“ aus.

Schruns - Vor einiger Zeit zog sich Bernd Wahler einen Riss in der Bauchmuskulatur zu. Der Präsident des VfB Stuttgart hatte mit der Sense die Apfelbaumwiese seiner Mutter gemäht und offenbar seine Kräfte ein wenig überschätzt, wie er scherzhaft erzählt. Nun sind die Schmerzen aber abgeklungen, und Wahlers Körper ist wieder voll funktionsfähig. Am Mittwochabend besuchte er die Profis des VfB für einen Tag im Trainingslager im österreichischen Schruns. Wie schnell die Wunden verheilt sein werden, die die alte Saison beim VfB Stuttgart hinterlassen hat, lässt sich noch nicht abschätzen.

 

Wahler, sagt, er sei erst einmal „froh“, dass die Fans dem Club nach einer Saison mit drei Trainern, einem nervenaufreibenden Abstiegskampf und dem glücklichen Abschlussplatz 15 weiter die Treue halten. Dass der VfB schon jetzt so viele Dauerkarten verkauft hat wie in der gesamten vergangenen Runde (27 500), habe er nicht erwartet, so Wahler. Sie sind ja demütig geworden beim VfB nach dieser chaotischen letzten Runde. Wahler betont, man wolle natürlich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das klingt gemessen am eigentlichen Selbstverständnis des Vereins ziemlich kleinlaut. Aber Wahler ist auch optimistisch, eine „deutliche Verbesserung“ zu erleben. Wie viele Fans verknüpft der Präsident die Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit einem Namen: Armin Veh.

Die Chemie zwischen Präsident und Trainer stimmt sofort

Schon beim ersten Gespräch habe die Chemie zwischen ihm und diesem Trainer gestimmt, erzählt Wahler. Auch Veh erklärt, er habe beim ersten Treffen sofort ein gutes Gefühl gehabt. Und ein gutes Gefühl, sagt Veh, sei sehr wichtig für ihn. Gute Gefühle verbinden mit diesem Trainer viele Menschen beim VfB, 2007 feierte er mit Veh seine letzte Deutsche Meisterschaft. Seit zehn Tagen trainiert der 53-Jährige nun also zum zweiten Mal den VfB Stuttgart. Als Bürde versteht Veh den Erfolg von einst nicht. Und er hat auch keine Angst davor, durch eine möglicherweise vermaledeite zweite Amtsperiode seinen guten Ruf am Neckar zu beschädigen. „So bin ich nicht gestrickt“, betont er.

Eigentlich wollte er nach drei Jahren bei Eintracht Frankfurt ein Jahr Pause machen. Aber das Angebot hat ihn dann doch gereizt, die Verbindungen seien ja nie abgerissen. Doch was war, das war, sagt Veh.

Jetzt sei sein Ehrgeiz, in Stuttgart eine Mannschaft mit Perspektive zu entwickeln. Er hat entgegen seiner Gewohnheit einen Zwei- statt eines Einjahresvertrages abgeschlossen. Das soll Stabilität betonen. Er sei kein Zauberer, sagt Veh, nach Platz 12 und Platz 15 in den vergangenen beiden Jahren will er erst einmal vorsichtig beobachten. Konkrete Ziele nennt er nicht, aber er sagt: „In Stuttgart hat man schon die Möglichkeit, für Überraschungen zu sorgen.“ In Frankfurt hat er die zuletzt nicht mehr gesehen. Veh hat klare Vorstellungen, da kann er stur sein.

Mohammed Abdellaoue fällt lange aus

Sportlich will der 53-Jährige, wie man es von ihm kennt, auch beim VfB einen offensiven Fußball mit einem gewissen Risiko spielen lassen. Dabei setzt er auf Flexibilität, auf ein taktisches System will er sich nicht festlegen. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass auch ein 4-4-2 mit einer Raute im Mittelfeld und Timo Werner als zweiter Spitze denkbar ist. Das heißt aber nicht, dass Werner nicht auch auf der Außenbahn spielen könne. Veh hält sich alle Optionen offen. Er hat nur eine kurze Rede an die Mannschaft gehalten zu Antrittsbeginn, Disziplin und hartes Arbeiten eingefordert. Von der ersten Sekunde an ist das Trainingsprogramm stramm. Letzte Saison fehlte der Mannschaft die Widerstandkraft, um sich gegen den Abwärtssog zu stemmen. Bei Veh wissen die Spieler sofort, woran sie sind. Von einem Mittelfeldspieler wie Moritz Leitner erwartet er beispielsweise mehr Torgefahr. Nur mit Talent und nur mit 19-Jährigen gehe es nicht, sagt Veh, die Mischung müsse stimmen.

Der Präsident Wahler glaubt, Veh sei mit seinen klaren Vorstellungen und einer „tollen Mischung aus Disziplin und modernem Ton im Umgang mit der Mannschaft“ der richtige Mann auf dem Cheftrainerposten, um nach einer Runde voller Unruhe endlich wieder Ruhe in den Verein zu bekommen. Zu welchen Überraschungen der VfB mit Veh fähig sein könnte, lässt sich seriös erst prognostizieren, wenn der Kader endgültig steht. Gestern Morgen sprach Veh mit Präsident Wahler in Schruns auch über mögliche Neuzugänge. Dass der VfB auf der linken Außenbahn einen Nachfolger für Traore sucht, ist kein Geheimnis. Dass auch ein Innenverteidiger auf der Fahndungsliste steht, will Veh aber nicht bestätigen.

Ob der langfristige Ausfall des Stürmers Mohammed Abdellaoue (nach einer Knorpelverletzung im rechten Knie droht eine monatelange Pause) Auswirkungen auf die Transferpolitik hat, wird sich zeigen. Von Rückschlägen soll sich diese VfB-Mannschaft ja nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen lassen wie zuletzt. Auch dafür soll Armin Veh in Stuttgart stehen.