Die StZ-Polizeireporterin Christine Bilger erzählt im VHS-Pressecafé von ihrer Arbeit, die aus viel Routine, aber auch einigen Aufregern besteht. Dabei lernt man auch, wie man mit Drohbriefen umgeht.

Stuttgart - Sie wird auch als Blaulichtbeauftragte bezeichnet und kann uns sagen, ob Stuttgart wirklich eine der sichersten Großstädte Deutschlands ist.“ Schmunzelnd stellt Monika Kurz, Fachbereichsleiterin Politik der Volkshochschule Stuttgart, Christine Bilger vor. Im VHS-Pressecafé spricht die Redakteurin der Stuttgarter Zeitung über das, was ihr in ihrer Arbeit begegnet ist: Einbrecher, Rockerbanden, Dschihadisten, Betrüger, Gewalttäter. Bilger ist Polizeireporterin der Lokalredaktion. Das war sie nicht immer. „Im Lokalen hat man mit allem zu tun, was eine Stadt betrifft, neben den Gemeinderatsitzungen eben auch mit den Polizeimeldungen. Und irgendwann merkst du, das liegt dir.“ Also habe sie „hier“ geschrien, als die Stelle zu besetzen war.

 

Das war vor vier Jahren. Seit dem hat Bilger viel erlebt – und auch einen Drohbrief bekommen. Der ging vor einem Salafistenprozess ein. Darin stand, dass die Schreiber verhindern würden, dass ihr Bruder vor Gericht gestellt würde. „Die Polizei sagte, dass es um Öffentlichkeit und Angst schüren gehe“, so Bilger. „Wir wollten den Schreibern kein Forum bieten.“ Dummerweise habe es jemand der Deutschen Presseagentur gesteckt, die eine Meldung brachten. „Dann mussten wir nachziehen. Aber der Prozess lief reibungslos. Es gab lange Haftstrafen.“

Einbrüche bereiten der Polizei Kopfschmerzen

Bei den Einbrüchen, deren Anzahl allenthalben im Land zugenommen hat, ist die Sachlage eine andere. „In Stuttgart betrug der Anstieg 14 Prozent von vergangenes auf dieses Jahr“, erzählt Bilger. „Oft sind es Banden aus dem Ausland, die anreisen, einbrechen und wieder verschwinden.“ Das bereite der Polizei Kopfschmerzen, die Fälle würden gebündelt und ausgewertet. Über die Versicherungen habe Bilger schließlich Opfer gefunden, die bereit waren, darüber zu sprechen. „Jemand dringt in deine geschützte Privatsphäre ein, in der man sich sicher fühlt, das ist schwer zu verarbeiten, da will man nicht gleich befragt werden.“

Aber es gibt auch andere Methoden, mit denen die Täter versuchen, an Bares zu kommen – im Internet oder mit dem sogenannten Enkeltrick. Dabei wird älteren Herrschaften per Telefon vorgegaukelt, man sei ein Verwandter in Not. „Die Banker erhalten Schulungen, es gibt Sicherheitsvorkehrungen, damit gleich am Schalter verhindert wird, dass jemand 20 000 Euro für die Betrüger abhebt.“

Die Polizei sei neben Facebook, Anrufern, Bürgern in den Wohnvierteln und anderen Quellen einer ihrer Informanten. Deren Pressereferenten riefen auch mal vorher an, bevor die offizielle Pressemitteilung rausgehe. So könne man im Blatt schon mal Platz freihalten für die Geschichte. Bei den Koffermorden vergangenes Jahr kam Bilger indes der Polizei zuvor. Ein Kollege aus Ulm sendete ihr eine SMS: Dessen Eltern waren im Schlossgarten spazieren und hatten die Ermittler entdeckt. „Da sah es wirklich mal wie im TV-Krimi aus, Absperrbänder, Spurensicherung – nur dass nicht alles in 90 Minuten erledigt ist wie im ,Tatort’.“