Circa 30 Teilnehmer mit ganz unterschiedlichen Interessen diskutierten über das „Königsschloss“. Die Initiatoren des Stammtischs von der Initiative Occupy Villa Berg waren überrascht vom großen Andrang.

S-Ost - Zum ersten Villa-Berg-Stammtisch im Theaterrestaurant Friedenau sind mehr als 30 Stuttgarter gekommen. Auch die Initiatoren des Stammtischs von der Initiative Occupy Villa Berg wurden von dem Andrang überrascht.

 

Überraschend große Teilnehmerzahl

Wenn jemand ganz losgelöst von einem Verein oder einer bestehenden Institution einen Stammtisch zu einem bestimmten Thema gründen will, läuft er immer Gefahr, beim ersten Termin alleine dazusitzen. Dessen waren sich die Macher der Occupy-Initiative durchaus bewusst, als sie zum Villa-Berg-Stammtisch aufriefen. „Es hätte durchaus auch sein können, dass wir hier zu viert sitzen, alle von der Initiative, und gemütlich etwas essen und trinken“, sagte Christian Dosch im kleinen Nebenzimmer der Friedenau ganz tief im Osten am Dienstagabend. Aber dann füllte sich der Raum immer mehr und mehr, bald waren alle Plätze besetzt, es mussten weitere Stühle geholt werden. Und Dosch stand plötzlich vor der Herausforderung, eine Stammtischrunde mit 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern irgendwie moderieren zu müssen.

Gekommen waren Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, mit ganz unterschiedlichen Interessen und längst nicht nur aus der Umgebung der Villa, sondern aus der ganzen Stadt. Da gibt es zum Beispiel die Gruppe der Hundebesitzer, die im direkten Umfeld des Villa-Berg-Parks wohnen und dort ihre Hunde ausführen. Sie setzen sich schon seit einiger Zeit dafür ein, dass im Park eine Hundewiese ausgewiesen wird. Und dafür wollen sie auch bei einer neuen Nutzung der Villa und einer Erweiterung des Parks durch den Abriss der Fernsehstudios kämpfen.

„Das ist doch ein Schatz für eine Stadt!“

Andere aus der Runde kennen die Villa sozusagen schon aus ihrer Babyzeit. Eine Frau aus dem Stadtteil Berg sagte: „Ich wurde schon im Kinderwagen durch die Villa und den Park geschoben.“ Sie will erreichen, dass das Gebäude wieder so hergestellt wird, wie es früher einmal war: „Das ist doch ein Schatz für eine Stadt!“ Unterstützung fand sie bei einer inzwischen in den Stuttgarter Osten umgezogenen Französin: „Wir in Frankreich haben zwar wenig Geld, aber dafür hätten wir schon lange etwas gemacht.“

Engagierte Zuhörer und Diskutierer an dem Abend waren auch ehemalige Mitarbeiter des Gartenamts, Macherinnen von der Stuttgarter Flanerie GbR, Künstlerinnen wie Mary Summer aus Stuttgart-Ost, Ost-Bezirksbeiräte und auch Vertreter des Stuttgarter Wissenschaftsbetriebs wie ein Professor und eine seiner Master-Studentinnen, die sich in ihrer Abschlussarbeit derzeit intensiv mit der Villa beschäftigt. Bei einem der nächsten Stammtische will sie einige ihrer bisherigen Ergebnisse vorstellen.

An Ideen mangelt es nicht

Ziel der Initiative Occupy Villa Berg war, durch den Stammtisch das Engagement für die Villa und den Park neu zu beleben und „aus der digitalen Ecke rauszukommen“, wie Christian Dosch es ausdrückt. Entstanden war die überparteiliche Gruppe im vergangenen Jahr überwiegend über Internet-Kanäle. Bei vielen Aktionen unter anderem bei der Langen Ost-Nacht und bei mehreren Planungs-Frühstücken im Park waren viele Ideen für künftige Nutzungen gesammelt worden.

Der Abschlussbericht der Initiative erschien im vergangenen Herbst und wurde auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn überreicht. Damit war die Arbeit der Initiative zunächst beendet. Durch die neuen Entwicklungen – Kauf der Villa und der Studios durch den Investor PDI – kam der Wunsch auf, auch die Initiative neu zu beleben, zum Beispiel durch einen Stammtisch.

Das erste Treffen in der Friedenau war nicht nur eine Kennenlern- und Austausch-Runde, es gab auch einen ganz konkreten Vorschlag: Ein Teilnehmer bot an, einen mit Graffiti beschmierten Pavillon im Park zu säubern und wieder in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen. Auch weitere Aktionen im Vorfeld der Kommunalwahl wurden angedacht.