Die Stuttgarter Villa Berg ist im Jahr 1951 nur in einfachem Stil erneuert worden – die Nordflügel fehlen, die Pracht des Inneren ist ganz verschwunden. Dennoch zweifelt niemand an ihrer großen Bedeutung als Kulturdenkmal. Sie sucht ihresgleichen in Deutschland.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Hänge oberhalb des Neckars, zwischen Berg und Gaisburg, noch völlig unbebaut – als Kronprinz Karl im Jahr 1844 begeistert von einer Italienreise zurückkam und die Idee eines Stadtschlosses mitbrachte, entschied er sich für eine Anhöhe namens „Höllschen Bühl“ als Bauplatz, der damals noch mitten in den Weinbergen lag. Was der Architekt Christian Friedrich Leins dann zwischen 1845 und 1853 im Stil der italienischen Renaissance verwirklichte, suchte seinesgleichen in Deutschland: Die Villa Berg war kein klassisches Schloss wie das Rosenstein, aber auch kein adliges Stadthaus wie das Wilhelmspalais.

 

Doch auch „Villa“ ist nicht der geeignete Begriff. Vor allem wurden die Pläne noch einmal stark überarbeitet, nachdem Karl seine spätere Gattin, die Zarentochter Olga, kennengelernt hatte. Sie war reich, und ihr Wohnsitz musste in jeder Beziehung exquisit sein. „Eine solche Frau durfte man nicht mit Maulbronner Sandstein abspeisen“, sagt Ulrich Gohl, der als zweiter Vorsitzender des Gablenberger Geschichtsvereins Museo ein Buch über die Villa Berg geschrieben hat (das aber vergriffen ist): „Da darf es schon Carrara-Marmor sein.“

So entstand auf dem 24 Hektar großen Areal doch ein schlossartiges Anwesen mit Orangerie und Rehgehege, mit Seen und Wasserfällen, mit Nymphenbrunnen und Grotten. Zwölf Ballsäle hat es gegeben, dazu eine herrliche Bibliothek und prächtige Treppenhäuser mit Glasdach. Erst 1912 bekamen die Bürger Zutritt: Das Königshaus verkaufte das Anwesen an die Stadt Stuttgart, die dort Konzerte zuließ und eine Ausflugsgaststätte einrichtete – so, wie viele Menschen es sich heute wieder wünschen. Im Jahr 1925 eröffnete die Stadt dann in der Villa eine Gemäldegalerie. Im Bombenhagel 1944 versank die Villa Berg in Schutt und Asche.

Das Gebäude verfällt zusehends – innen wie außen

Nach dem Krieg baute der SWR das Gebäude nur vereinfacht wieder auf; so fehlen zum Beispiel heute die nördlichen Flügelbauten. Das Innere hat der SWR, als er das Gebäude 1951 übernahm, vollständig erneuert – von der früheren Pracht des Interieurs ist nichts geblieben. Auch die Parkanlage ist stark verändert; so wurde in den 60er-Jahren auf der Fläche vor der Villa hässliche Betonplatten verlegt.

Heute steht nicht nur die Villa selbst, sondern auch der Sendesaal unter Denkmalschutz. Dennoch verfällt das Gebäude zusehends. Außen bröckeln die Friese und Verzierungen von den Fassaden, innen soll tröpfelndes Wasser stark den Böden und Wänden zusetzen.