VR Weinstadt verhandelt mit Volksbank Stuttgart

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Weinstadt - Die Volks- und Raiffeisenbank (VR) Weinstadt hat mit der Volksbank Stuttgart Gespräche über eine Fusion aufgenommen. Darüber haben sich die Vorstände und die Aufsichtsräte geeinigt. Nun müssen die Modalitäten ausgehandelt werden, dann den Aufsichtsräten vorgelegt und schließlich von den Mitgliederversammlungen abgesegnet werden. Bei den Fusionsverhandlungen wollen beide Banken das Wohl der 36 Mitarbeiterberücksichtigen, sagten die Vorstände Jürgen Schiller und Jürgen Jehle von der VR Weinstadt und Hans Rudolf Zeisl von der Volksbank Stuttgart. Für die Kunden soll sich im Tagesgeschäft nichts wesentlich ändern.

 

Das Geschäftsmodell Kundennähe soll erhalten bleiben

„Die beiden Herren hier werden sie auch in Zukunft bei der VR Weinstadt sehen“, sagte Zeisl mit Blick auf Schiller und Jehle. Allerdings kann es durchaus sein, dass aus bisher zwei Filialen der Volksbanken, die wie in Endersbach nur rund 100 Meter auseinander liegen, eine wird. Es müsse jedoch niemand befürchten, vor Ort seinen Ansprechpartner nicht mehr zu finden, so Zeisl. Das Prinzip der Volksbanken beruhe nun mal im Gegensatz zu Großbanken auf Nachhaltigkeit und dem Kontakt zu den Kunden und den Mitgliedern.

Beide Modelle eint jedoch die staatliche Regulatorik, die seit den Bankenkrisen der vergangenen Jahre drastisch angewachsen ist. „Die trifft uns und die Sparkassen jetzt genauso wie jene Großbanken, die damals mit zur Krise beigetragen haben“, sagt Zeisl, der zugibt, darüber fuchsteufelswild werden zu können. Für das Controlling einer Bank seien mittlerweile Spezialisten notwendig, die sich um nichts anderes mehr kümmern. „Früher hätte man mich mitten in der Nacht wecken können und ich hätte aus dem Stand einen Kreditbericht schreiben können. Die Zeiten sind vorbei.“

Kleinere Banken haben nicht die Personalstärke, um in diesem Bereich die gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können und wirtschaftlich zu bleiben. Das sei ein Grund, warum sich die VR Weinstadt nun der Voba Stuttgart anschließen wolle. „Wir hatten ein gutes Geschäftsergebnis, im Vorjahr auch. Wir handeln nicht aus der Not heraus, sondern aus einer Position der Stärke, in der wir Gestaltungsmöglichkeiten haben“, betonte Schiller vor der Presse am Freitag.

Die Volksbankenlandschaft im Rems-Murr-Kreis verändert sich zurzeit rapide. So fusioniert die Volksbank Kernen ebenfalls mit der Volksbank Stuttgart (wir berichteten), die Volksbank Fellbach mit der in Stuttgart-Untertürkheim und die Volksbank Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) mit der Volksbank Backnang. „Die politischen Grenzen der Landkreise spielen dabei eine untergeordnete Rolle, wichtig sind die Wirtschaftsräume“, so Zeisl.

Überbordende Regulatorik und niedrige Zinsen als Ursachen

Die Niedrigzinspolitik der EZB-Bank spielt eine gewichtige Rolle in dem Fusionsreigen. Kleineren Banken kann schnell die Luft ausgehen. Dazu kommt der veränderte Geschäftskundenmarkt. Mittelständler brauchen Kredite in mehrstelligen Millionenhöhen, die von kleinen Banken allein nicht mehr gestemmt werden können.

Ein Blick auf die Kennzahlen spricht Bände: die 1919 gegründete VR Weinstadt hat eine Bilanzsumme von rund 136,7 Millionen Euro, die übernehmende Volksbank Stuttgart, als größte ihrer Art im Land, weist hier 5,4 Milliarden Euro aus. Die Volksbank Stuttgart, die 2010 aus der Fusion der Volksbanken Rems und Stuttgart hervorging, betreut 152 000 Kunden, die VR Weinstadt 7272, die eine an mehr als 90 Standorten, die andere in fünf Filialen.