Es gibt aber noch eine zweite Dimension. Da geht es bei Grube ums Grundsätzliche, um den Standort Deutschland. „Wenn wir nicht mehr den Mut haben, solche Infrastrukturprojekte anzupacken, dann können wir einpacken.“ Grube sagt, er sei bei Stuttgart nicht nur deshalb „so kämpferisch unterwegs, weil mir Stuttgart 21 so am Herzen liegt“. Das auch. Aber es gehe um Höheres. „Wenn ich jetzt Zugeständnisse mache, obwohl ich das Planungs- und Baurecht habe, dann fliegen mir alle Baustellen in Deutschland für viele, viele Milliarden Euro um die Ohren.“ Deutschland gelte in der Welt auch deshalb etwas als Wirtschaftsstandort, weil Planungs- und Investitionssicherheit herrsche. Dies gelte es zu bedenken.

 

Zu den Kosten des Projekts

sagt Grube: „Die Größenordnung wird stimmen.“ Er werde keinen genauen Betrag nennen, doch gehe er davon aus, dass die Sollbruchstelle von etwas über 4,5 Milliarden Euro halten werde. So viel verspricht er: „Ich lasse nicht nach der Volksabstimmung die schwarze Katze aus dem Sack.“ Wenn er etwas über Kostensteigerungen erfahre, werde er das sagen. Denn „in dieser Welt kommt alles heraus“. Sollte aber die Volksabstimmung dazu führen, dass die Landesregierung die Finanzierungsvereinbarung kündigt, dann werde er Klage auf Schadenersatz einreichen. 1,5 Milliarden Euro. Nicht, weil er ein böser Mensch sei, sondern weil er eine Aktiengesellschaft führe, von der Schaden abzuwenden er rechtlich verpflichtet ist. Für den Fall, dass es zur Kündigung kommt, sagt Grube eine „jahrelangen Rechtsstreit“ voraus.

Gute Stimmungslage

Aber kommt es soweit? Projektsprecher Wolfgang Dietrich sagt: Die Stimmungslage ist gut. „Unser Problem ist – oder besser gesagt: unsere Herausforderung ist –, wie bringen wir die Befürworter zur Volksabstimmung?“ Schließlich könne die hohe Hürde des Zustimmungsquorums viele Befürworter zu der Annahme verleiten, die Sache sei ohnehin gelaufen. Dieses Problem – oder managermäßig formuliert –, diese Herausforderung (challenge!) sieht auch Rüdiger Grube: „Es muss uns gelingen, jemand, der in Konstanz lebt, zur Wahl zu bringen.“ Und dann muss der Konstanzer, der für Stuttgart 21 sein will, im heraufziehenden Winternebel über dem Bodensee auch noch so weit durchblicken, dass er als Befürworter von Stuttgart 21 bei der Volksabstimmung mit Nein votieren muss, nämlich gegen die Kündigung der Finanzierungsvereinbarung. Schwierig. Rüdiger Grube ist dennoch optimistisch. Sein ganzes Leben habe er nach einer Devise gelebt: „Wenn du Leistung bringst, dann kriegst du etwas dafür.“ Und für Stuttgart 21, findet er, hat schon jetzt ziemlich viel Leistung gebracht. In Waldachtal bei Fischer-Dübel ist ihm der Applaus sicher.