Die Kulturpolitik von Tim Renner (der Dercon berufen hat) bis zum jetzigen Kultursenator Klaus Lederer (der Dercon am liebsten loswerden würde) hat sich diesem Sog zur Substanzlosigkeit nahezu völlig ergeben: Sie betreibt ihr Geschäft als Marketingmanagement – hier das „Experiment des Neuen“ (Volksbühne), dort das gesicherte Stadttheatertum (BE). Wenn etwas an den vergangenen Debatten zuversichtlich stimmt, dann die Tatsache, dass sich die Stadtgesellschaft eine der Selbstherrlichkeit und Marktlogik verpflichtete Politik so nicht bieten lässt, auch wenn ihr außer Petitionen zu unterschreiben aktuell wenig zu tun bleibt.

 

Dennoch, im Grunde ist das für die Theaterstadt Berlin eine wunderbare Situation: Alle Versuche, das Theaterschaffen der Gegenwart zu schablonisieren, dürfen als rundweg gescheitert betrachtet werden. Weder lassen sich Performance und Schauspiel noch das Kuratoren- und Intendantenwesen gegeneinander ausspielen. Was zeitgenössisches Stadt-Theater überhaupt sein soll, ist erst noch zu ermitteln – das unerwartete Scheitern oder Gelingen ist so wahrscheinlich wie nie zuvor.

Im übrigen gibt es auch noch andere Häuser in Berlin, die nach eigenen Wegen suchen. Patentrezepte werden sich jedenfalls nicht finden lassen, so viel lässt sich aus den Debatten auch mitnehmen. Der Rest ist Kunst, die sich gottlob weder vermessen noch planen oder kuratieren lässt. Es ist der entscheidende, wichtigste Rest.