Nach der 0:3-Pleite in Dresden zeichnet sich für Stuttgarts Volleyballerinnnen an der Spitze ein Dreikampf mit dem Gegner und Schwerin ab.

Stuttgart - Als Stuttgarts Volleyballerinnen am vergangenen Mittwoch sich erst mühsam gegen die Ladies in Black Aachen durchsetzten und wenig später durch die Heimniederlage des Schweriner SC gegen Wiesbaden damit sogar die Tabellenspitze erklommen, blieb Stuttgarts Trainer Guillermo Naranjo Hernández gelassen. Genauso wenig beeindruckte ihn die Tatsache, dass sein Team nun am Samstag mit einer 0:3-Niederlage (16:25, 22:25, 22:25) beim Erzrivalen Dresdner SC den Platz an der Sonne schon wieder verlor. „Die Saison ist noch lang, es kommen noch viele Spiele, und in der Liga kann jeder jeden schlagen“, lautet seine mantra-ähnliche Formel.

 

Und: „Diese Liga ist verrückt“, ergänzt sein Co-Trainer Giannis Athanasopoulos und verweist auf die glatte 0:3-Heimniederlage des VC Wiesbaden gegen das Kellerkind VfB Suhl. Dieselben Wiesbadenerinnen, die einen Spieltag zuvor zum Abschluss der Vorrunde die erste Mannschaft der Liga waren, die den aktuellen Überflieger Schweriner SC bezwingen konnten.

Dresden hat seine Startprobleme überwunden

Trotz dieses hohen Niveaus in der Tabelle zeichnet sich doch eines ab: Die Meisterschaft in der Saison 2016/17 wird aller Voraussicht nach innerhalb des Spitzentrios Dresdner SC, Schweriner SC und Allianz MTV Stuttgart entschieden.

Nachdem der letztjährige Double-Sieger Dresden seine Startschwierigkeiten durch insgesamt vier Neuzugänge seit Saisonbeginn in der Zwischenzeit wohl endgültig kompensiert hat, kann man schon jetzt absehen, dass es bis zum Start der Play-offs Mitte März einen interessanten und spannenden Dreikampf um die Tabellenspitze geben wird. Denn Platz eins ermöglicht die denkbar beste Startposition in der K.-o.-Runde, inklusive Heimrecht in den jeweiligen Entscheidungsspielen. Wie wichtig dies werden kann, musste Stuttgart am 2. Mai 2016 in der Dresdner Margon-Arena spüren, als sie dort im entscheidenden fünften Spiel im Kampf um die Meisterschaft verloren.

Doch aufgepasst: zu diesem Spitzentrio können schnell weitere Kontrahenten hinzustoßen. Der SC Potsdam, der VC Wiesbaden und auch der USC Münster sind starke Verfolger, die einen entscheidenden Vorteil haben: Sie sind nicht zusätzlich durch die europäischen Aufgaben des derzeitigen Spitzentrios belastet. Für das Stuttgarter Team beginnt der Ausflug in den CEV-Cup an diesem Mittwoch, wenn der estnische Meister Kohila VC um 19 Uhr in der Scharrena aufschlägt.

Die Spitzenteams sind in Europa aktiv

Der Dresdner SC ist in der Champions League aktiv, der Schweriner SC im drittklassigen CEV Challenge Cup. Für alle drei Mannschaften gilt: Je länger sie auf dem europäischen Parkett erfolgreich sind, desto größer ist die Gefahr, sich bis zu den Play-offs jeden Mittwoch eine zusätzliche Belastung einzuhandeln, entweder durch ein Heimspiel oder aber durch eine oft langwierige und anstrengende Reise quer durch Europa zu einem Auswärtsspiel. Was angesichts des engen Spielplans benötigt wird, ist genau das, was Trainer Hernández am Samstag beim Dresdner SC schmerzlich vermisste: Eine Führungspersönlichkeit, die im richtigen Moment die Fäden an sich reißt. Mehrfach bereits hat Michaela Mlejnková, die junge tschechische Nationalspielerin gezeigt, dass sie so eine Rolle ausfüllen kann. Am Samstag gegen ihren einstigen Nationaltrainer Alexander Waibl blieb die 20-Jährige allerdings mit nur fünf erzielten Punkten weit unter ihrem üblichen Durchschnitt.

Die weiteren möglichen Kandidatinnen haben allerdings derzeit noch mit sich selbst zu tun. Renáta Sándor ist nach ihrem Kreuzbandriss aus der vergangenen Saison schon längst wieder erstaunlich gut unterwegs, laboriert aber derzeit an muskulären Schwierigkeiten an ihrem durch Schonhaltung belasteten anderen Bein. Und die Kapitänin Kim Renkema ist zwar nach ihrer langen Auszeit aufgrund einer Virusinfektion (Pfeiffersches Drüsenfieber) seit einer Woche wieder im Training. Bis das sympathische Gesicht der Mannschaft aber wieder mit Höchstleistungen das Team lenken und führen kann, wird noch einige Zeit vergehen. „Uns fehlt derzeit die nötige Konsequenz auf dem Feld“, sagt der Allianz-Trainer Hernández. „Im Boxen würde man sagen, der Punch.“