Die Stuttgarter Volleyballerinnen hoffen nach dem Sieg im DVV-Pokal und dem Gewinn des Supercups auch auf die Meisterschaft. Für Außenangreiferin Julia Schaefer ist die Saison beendet – die Suche nach Ersatz läuft.

Stuttgart - Erst gab es ein paar warme Worte, dann heiße Rhythmen: Nach dem Triumph im Pokalfinale gegen den SSC Schwerin ließen es die Stuttgarter Volleyballerinnen auch bei der Feier im Jazzclub „Bix“ richtig krachen. Trainer Guillermo Naranjo Hernández griff zur Gitarre, der Rest des Teams eroberte die Tanzfläche. Und nicht nur Aurel Irion schaute mit Vergnügen zu. „Wenn Aiyana Whitney den Rest der Saison so spielt, wie sie getanzt hat“, erklärte der Geschäftsführer mit einem Grinsen, „dann können wir sogar Meister werden.“

 

Eine Aussage, die zwei Dinge unterstreicht: Trotz des Gewinns von Supercup und Pokal gehen dem Verein die Ziele nicht aus. Nach dem Finale ist vor dem Finale – jetzt soll das Triple her. Und andererseits überdecken weder der Pott noch die dazugehörigen Goldmedaillen, dass längst noch nicht alles glänzend läuft beim MTV.

Karmen Kocar wird zur besten Spielerin gewählt

Zuvorderst gilt das für Julia Schaefer (20). Die Außenangreiferin hat sich im Freitags-Training eine Bänderverletzung im Knie zugezogen, die Saison ist für sie gelaufen. Weil zudem offen ist, wann Kim Renkema nach ihrer Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber) wieder richtig fit wird, sind aktuell nur Michaela Mlejnkova und Renata Sandor übrig. Es gibt wohl kein besseres Außenangreifer-Duo in der Liga, aber auch keines, das höher belastet ist. Weshalb der MTV auf dieser Position noch einmal nachlegen will, ehe an diesem Dienstag die Frist abläuft. „Die Trainer haben eine Spielerin im Blick“, sagte Geschäftsführer Irion, „wir müssen nun schauen, ob sich ein Wechsel so schnell realisieren lässt.“

Eine Verstärkung würde neue Perspektiven eröffnen. Wie schon das Pokalfinale. Zwar fand Diagonalangreiferin Aiyana Whitney auch beim 3:2 gegen Schwerin nicht zu alter Stärke zurück, doch dafür zeigten zwei andere Spielerinnen aus der zweiten Reihe, dass man sie nicht zu früh abschreiben sollte: Mittelblockerin Jennifer Pettke und Karmen Kocar. Die 34-jährige Zuspielerin wurde nach den ersten beiden verlorenen Sätzen für Valerie Nichol eingewechselt und hinterher von den Fans in der SAP-Arena zur besten Akteurin des Finales gewählt. Als die Slowenin die Auszeichnung überreicht bekam, war zu spüren, wie sehr ihr jede Mitspielerin diese Ehrung gönnte. Weil sie zuvor in dieser Saison kaum einmal hatte spielen dürfen – und nun plötzlich die wichtigste Figur war. „Sie ist sehr beliebt, auch weil sie sich nie hat hängen lassen“, sagte Irion, „alle haben sich für sie gefreut.“

Renata Sandor soll gehalten werden

Natürlich auch Trainer Hernández. Er lobte Kocar und erklärte zugleich, dass Nichol seine erste Zuspielerin bleiben werde – allerdings weiß er jetzt zumindest, dass er eine echte Alternative hat. „Bisher hatte ich keinen Rhythmus, deshalb bin ich glücklich, dass ich eine Chance bekommen und diese auch genutzt habe“, meinte Kocar, die das Gerücht, ihr hätte zuletzt ein lukratives Angebot aus der Türkei vorgelegen, nicht bestätigen wollte: „Kein Kommentar. Ich werde die Saison in Stuttgart beenden und hoffe, dass ich künftig mehr spielen darf. Doch das liegt nicht in meiner Hand.“ Irion betonte zwar, dem Trainer nicht reinreden zu wollen, er sagte allerdings auch: „Es gab mit Karmen Kocar kein Gespräch über einen Wechsel, dem wir auch nie zugestimmt hätten. Aber ich weiß, dass sie vor dem Pokalfinale unzufrieden war – und ich denke, dass sie mehr Spielzeit verdient hätte.“

Doch das ist nur ein Thema, das den Geschäftsführer aktuell beschäftigt: Er muss den Blick auch schon über die Saison hinaus richten. Nachdem es gelungen ist, den Vertrag mit der begehrten Michaela Mlejnkova zu verlängern, stehen nun die Gespräche mit den anderen Spielerinnen an. Priorität genießt dabei die Ungarin Renata Sandor. „Ich bin optimistisch, dass wir sie halten können“, meinte Irion, „wir werden auch nächste Saison ein gutes Team haben – und das mit einer ausgeglichenen Bilanz.“

Was im Umkehrschluss heißt, dass es wohl auch diese Runde nicht gelingen wird, eine schwarze Null zu schreiben. Das liegt vor allem am europäischen CEV-Pokal. Die erste Runde gegen Kohila VC Tallin (Estland) endete mit einem Minus von knapp 10 000 Euro, und auch das nächste Duell gegen VK Agel Prostejov (Tschechien/Heimspiel am 8. Februar) ist alles andere als lukrativ. Irion hofft deshalb, dass ihm der jüngste Coup im Cup bei der Aufgabe, die Zahl der Sponsoren zu erhöhen, weiterhilft. „Wir haben zwei, drei aussichtsreiche Verhandlungen“, meinte der Geschäftsführer, „es wäre schön, wenn sich diese nun finalisieren ließen. So ein Pokalsieg schweißt schließlich zusammen.“ Und das nicht nur auf der Tanzfläche.