Allianz MTV Stuttgart siegt nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 gegen Aachen – auch dank Jelena Wlk.

Halle - Freud und Leid liegen nach dem Endspiel nur wenige Meter auseinander. Die Aachener Volleyballerinnen sitzen auf ihrer Bank und weinen. Sie hatten den Pokalsieg zum Greifen nahe und haben eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben. Direkt daneben stehen die Stuttgarterinnen und weinen ebenfalls, vor Freude. Denn Allianz MTV hat das Endspiel nach einem 0:2-Rückstand noch gedreht und nach einem hoch spannenden Entscheidungssatz mit 3:2 (17:25, 20:25, 25:19, 25:19, 15:13) gegen die Ladies in Black Aachen gewonnen.

 

Dabei stellten die Stuttgarterinnen zunächst die Leidensfähigkeit des eigenen Anhangs auf die Probe. Denn das Team erwischte einen schwachen Start. Angesichts des mit 10 500 Zuschauern ausverkauften Gerry-Weber-Stadions im westfälischen Halle versagtem dem Tabellenzweiten die Nerven. „Ich bin in den ersten beiden Sätzen ein Vierteljahr gealtert. Es war schwer noch an den Sieg zu glauben“, sagte der Manager Bernhard Lobmüller.

Allianz MTV bleibt zunächst Antworten schuldig

Vor allem in der Annahme agierte Stuttgart unsicher und nervös. Die Folge: auch das ansonsten überragende Angriffsspiel von Allianz MTV geriet ins Stocken. Nicht einmal 20 Prozent ihrer Angriffe konnten die Stuttgarterinnen in Zählbares verwandeln. Während die gut 2000 Aachener Anhänger inzwischen immer lauter ihre Mannschaft unterstützen, rieben sich die gut 350 Stuttgarter Fans verwundert die Augen. Spielte da dieselbe Mannschaft, die zuletzt zehn Ligasiege nacheinander gefeiert hatte? Eine Antwort blieb das Team seinen Anhängern schuldig. Denn Aachen gewann den ersten Durchgang mit 25:17. „Wir kamen einfach nicht ins Spiel. Aachen war dagegen richtig heiß und das hat uns nervös gemacht“, sagte Nichole Lindow.

Auch im zweiten Spielabschnitt gelang es Allianz MTV Stuttgart zunächst nicht, die Nervosität in den Griff zu bekommen. Statt im gegnerischen Feld landen die meisten Angriffe in dem starken Block des Gegners. Der Stuttgarter Trainer Guillermo Naranjo Hernandez konnte es nicht glauben. Mit verschränkten Armen und einem Kopfschütteln kommentierte er das Spiel seiner Mannschaft. Am Ende hieß es 20:24 – und damit 2:0 für Aachen. Hernandez musste sich etwas einfallen lassen. „Ich glaube, wenn wir nichts geändert hätten, dann wären wir mit 0:3 nach Hause gefahren“, sagte der Spanier.

Wlks Einwechslung bringt Sicherheit

Sein Versuch: er brachte Jelena Wlk für die unglückliche Heather Meyers, um die Defensive zu stärken – und sorgte damit für die Wende. Denn die Blau-Weißen kämpften sich zurück in die Partie. Mit einem cleveren Schlag ins gegnerische Feld sicherte Wlk ihrem Team die erste Führung zum 8:7 – die Initialzündung. „Es gibt keine idealere Situation, um ins Spiel zu kommen. Ich konnte alles nur besser machen“, sagte Wlk, die später zur besten Spielerin des Finales gewählt wurde. Plötzlich kehrte die Sicherheit ins Allianz-MTV-Spiel zurück, sie holten sich den dritten Satz mit 25:19 und die blaue Fanecke jubelte. Würde sich Stuttgart nun in den entscheidenden fünften Satz retten?

Die Antwort ließ lange auf sich warten. Denn beide Mannschaften schenkten sich nichts im vierten Satz. Immer wieder wechselten die knappen Führungen. Erst kurz vor Satzende setzte sich Allianz MTV Stuttgart ein wenig ab. Der vorläufige Schlusspunkt zum 25:19 gebührte erneut Jelena Wlk. Ein Tiebreak musste also die Entscheidung bringen, wer den DVV-Pokal 2015 mit nach Hause nehmen darf.

Am Ende ist es ein Nervenspiel

Inzwischen hatten sich die verbliebenen Zuschauer aus Friedrichshafen mit den Stuttgartern verbündet. Gemeinsam stellten sie dem schwarzen Block aus Aachen nun eine blaue Baden-Württemberger-Wand entgegen – Gänsehautatmosphäre im Gerry-Weber-Stadion. Gleichzeitig hatten auch die Spielerinnen scheinbar ihre Nervosität verloren. Die Stuttgarter Offensive funktionierte wieder, und als die Spielführerin Kim Renkema schließlich die 9:4-Führung erzielt, reißt Hernandez siegessicher bereits die Hände nach oben.

Zu früh gefreut? Die Aachenerinnen geben sich nicht geschlagen und können zum 13:13 ausgleichen. Jetzt ist es ein Nervenspiel, das Stuttgart schließlich für sich entscheidet. Aufschlag Kim Renkema, Angriff Aachen und Nichole Lindow blockt. Der Rest ist eine blau-weiße Party. Und mittendrin die Stuttgarter Zuspielerin Mareike Hindriksen, die im dritten Versuch endlich ihren ersten Pokalsieg feiern durfte: „Wir haben uns gegenseitig vertraut und immer daran geglaubt, dass wir noch gewinnen werden – das war der Schlüssel zum Erfolg.“