Voller Einsatz, wenig Schlaf und kein Gehalt: Zwei Spieler des SV Fellbach erzählen, wie das Leben eines Volleyballspielers in der zweiten Bundesliga aussieht – und warum sie trotz der hohen Belastung dabei bleiben.

Stuttgart - „Ich schlafe pro Nacht manchmal nur fünf Stunden. In der Uni bin ich deshalb meistens müde.“ – Wer denkt, dass diese Aussage das Vorurteil vom faulen Studenten bestätigt, der sich die halbe Nacht auf Partys herumtreibt, liegt zumindest dieses Mal falsch. Marvin Klass nämlich opfert den Schlaf für seinen Sport: Volleyball in der zweiten Bundesliga beim SV Fellbach. Seinem Mannschaftskameraden Sebastian Mättig geht es ähnlich: „Wenn um halb elf Trainingsschluss ist, schlafe ich selten vor Mitternacht“.

 

Spieler, Aufbaukomitee, Cateringservice und Promoter

Anders als Fußballprofis verdienen Zweitliga-Spieler in der Volleyball-Bundesliga nichts. Deshalb müssen sie nebenher arbeiten gehen. Sebastian Mättig ist voll berufstätig, Marvin Klass macht ein duales Studium. Beide arbeiten zwischen 38 und 40 Stunden pro Woche.

Nebenher trainieren sie für ihre Spieleinsätze. Um in der zweiten Bundesliga erfolgreich zu sein, absolviert ihre Mannschaft vier Trainingseinheiten pro Woche. Vor Heimspieltagen kommt sogar noch eine weitere hinzu. Zusätzlich müssen sie sich vor jedem Spiel mittels statistischer Auswertungen auf ihre Gegner vorbereiten. Und nicht nur im Training ist der Einsatz der Spieler gefragt. Sie sind auch Aufbaukomitee, Cateringservice und Promoter. So kommen pro Woche mindestens 20 Stunden zusammen, die sie mit dem Engagement für ihr Team verbringen. Sebastian Mättig staunt selbst: „Ganz schön viel, wenn man sich das mal so überlegt.“

Mit ihren Teamkameraden sind die beiden Volleyballer gut befreundet. Marvin Klass sagt, dass er selten in einer Mannschaft mit einem so guten Zusammenhalt gespielt habe wie beim SV Fellbach. Davon, so glauben die beiden, hängt auch ein wesentlicher Teil ihres sportlichen Erfolges ab: In der vergangenen Saison hat der SV Fellbach die Meisterschaft in der zweiten Liga geholt.

In die Bundesliga aufsteigen können die Fellbacher aber nicht. Um am Spielbetrieb teilnehmen zu dürfen müssten finanzielle Voraussetzungen erfüllt sein, die der Verein nicht bewältigen kann. Und auch für die Spieler wäre ein Aufstieg zeitlich und mental gar nicht möglich.

Geld ist nebensächlich

Neidisch auf Fußball- oder Tennisprofis, die ihren Sport vollprofessionell betreiben, sind die beiden nicht. Die Volleyballkarriere ist für sie mehr Hobby denn Beruf. „Es ist ja kein Zwang. Ich könnte morgen meinen Trainer anrufen und sagen, ich will nicht mehr“, sagt Sebastian Mättig. Die Motivation weiterzumachen zieht er aus dem Zusammenhalt der Mannschaft und nicht aus einem gut gefüllten Bankkonto.

Ein Mannschaftskollege der beiden hat sich nach der Meisterschaft trotzdem dazu entschieden die Doppelbelastung zu beenden. „Mit erhöhtem beruflichem Engagement und zunehmender Reisetätigkeit im Beruf gingen die vielen Trainingseinheiten unter der Woche und die komplett verplanten Wochenenden zwischen August und Mai an die Belastungsgrenze“, sagt Stephan Peéry. Er will mehr Zeit für sich selbst, Familie und Freunde haben.

Eins ärgert die Spieler aber doch: Volleyball bekomme in den Medien viel zu wenig Aufmerksamkeit. Oft sei die Halle beim Spieltag voll, in der Zeitung stünden am nächsten Tag aber gerade einmal zwölf Zeilen. Damit ihre eigenen Fans trotzdem immer gut informiert sind, posten einige Spieler des SV Fellbach regelmäßig aktuelle Infos auf der Facebook-Seite SV Fellbach Volleyball.