Die Volleyballerinnen von MTV Allianz Stuttgart stehen am Sonntag im westfälischen Halle im Pokalfinale gegen Aachen. Dann will die Mannschaft ihren Erfolg von 2011 wiederholen.

Stuttgart - Rund 10 500 Zuschauer verwandeln die Halle in einen Hexenkessel. Die TV-Kameras sind auf das Spielfeld fixiert. Die Einlaufmusik ertönt, und die Fanclubs hämmern auf ihre Trommeln ein. Jetzt nur nicht nervös werden, keine weichen Knie bekommen. Denn es ist der Höhepunkt des deutschen Volleyballjahres und ein echtes Spektakel, das die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart am Sonntag (15.15 Uhr/Sport 1) im Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen erwartet. Im Spiel gegen die Ladies in Black Aachen geht es dann um nichts Geringeres als den deutschen Pokalsieg.

 

Wie sich die Nervosität in einem Endspiel des DVV-Pokals auswirken kann, hat Stuttgart bereits selbst erfahren – im positiven Sinne. Als die Mannschaft 2011 noch unter dem Namen Smart Allianz Stuttgart im Finale auf den VfB Suhl traf, versagten den Thüringerinnen die Nerven, Stuttgart siegte 3:0. Die Zuspielerin Mareike Hindriksen, die damals für Suhl am Netz stand, kann es auch vier Jahre später noch nicht ganz fassen: „Wir haben es das gesamte Spiel über nicht geschafft, unsere Nervosität abzulegen. Bis wir aufgewacht sind, war Stuttgart schon enteilt.“

Auch bei ihrem zweiten Anlauf mit Suhl im vergangenen Jahr spürte sie das Kribbeln, wieder hieß es am Ende 0:3. Deshalb ist sich Hindriksen sicher: „Im Finale gewinnt das Team, das seine Nervosität als erstes ablegt.“

Demonstrative Gelassenheit

Ein großer Vorteil für Stuttgart könnte sein, dass fünf Spielerinnen ein Endspiel in Halle miterlebt haben und deshalb bereits wissen, was sie erwartet. Neben Mareike Hindriksen (2011 und 2014 mit Suhl) kamen Micheli Tomazela Pissinato und Heather Meyers (beide 2013 mit Wiesbaden), Kim Renkema (2011 mit Stuttgart) und Tamari Miyashiro (2014 mit Vilsbiburg), die allerdings verletzungsbedingt nicht spielte, bereits in den Genuss eines deutschen Pokalfinales. Renkema und Miyashiro durften am Ende auch den Bronzepokal in die Höhe stemmen. Auf Seiten der Aachenerinnen stand lediglich Marija Pucarevic (2010 und 2011 mit Suhl) bereits in Halle am Netz.

Können die Stuttgarterinnen ihre Aufregung also in der Kabine zurücklassen? Der Stuttgarter Trainer Guillermo Naranjo Hernandez macht sich zumindest keine Sorgen, dass die Nervosität sein Team lähmen könnte. „Natürlich spielt der Kopf immer eine Rolle. Aber wir haben einige sehr erfahrene Spielerinnen. Auch Athina Papafotiou hat in Griechenland bereits den Pokal gewonnen. Deshalb glaube ich nicht, dass die Nervosität ein Problem wird.“ Ohnehin lebt der normalerweise so emotionale Spanier demonstrativ Gelassenheit vor. Er bereite sich auf ein Spiel wie jedes andere vor, sagt er und denke nicht allzu viel an die 10 500 Zuschauer im voraussichtlich ausverkauften Gerry-Weber-Stadion.

Seit Tagen wird der Matchplan geschmiedet

Bei einem Spiel wie jedem anderen hätte Allianz MTV Stuttgart sicher die größeren Chancen auf den Titel. Zweimal besiegte der Tabellenzweite der Volleyball-Bundesliga die Ladies in Black Aachen in dieser Saison bereits. Doch rund um den Stuttgarter Neckarpark lautet der beliebteste Satz: Der Pokal hat seinen eigenen Gesetze. Oder wie Hernandez sagt: „Unser größtes Problem wird sein, dass auch Aachen gewinnen möchte.“ Denn ein Triumph in Halle macht sich nicht nur auf dem Briefbogen gut. Er berechtigt auch zur Teilnahme am internationalen CEV-Wettbewerb – wobei der unterlegene Finalist allerdings in keinem Fall nachrücken kann.

Hernandez, der auf alle zwölf Spielerinnen zurückgreifen kann, schmiedet jedenfalls seit Tagen seinen Matchplan. Er ist überzeugt, dass die Aufschläge sowie die Annahmen seines Teams auf den Außen entscheidend sein werden und sagt: „Wir müssen konzentriert bleiben und unserer Spielweise vertrauen.“ Das heißt: sicher annehmen, schnell kombinieren und punkten. Dabei sollten die Stuttgarterinnen allerdings die großen Aachener Mittelblockerinnen umspielen. Sie gelten als buchstäblich größte Stärke des Gegners. Wenn das gelingt, dann stehen die Chancen auf den zweiten Pokalerfolg nach 2011 gut. Und bei der Siegerehrung mit Nationalhymne wären dann sogar weiche Knie erlaubt.