„Volltreffer“ von Granz Henman ist eine hübsch gespielte romantische Komödie über den Albtraum jedes Bayern-Fans.

Stuttgart - Sollte diese Komödie nicht wider Erwarten außerordentlich erfolgreich sein, wird sie vermutlich selbst bei Sat 1 nicht in die Fernsehgeschichte eingehen. Das wäre schade, denn die Ausgangsidee ist originell und zugleich ein grässlicher Albtraum: Stell dir vor, du fährst als Bayern-Fan nach Dortmund und wachst als BVB-Fan wieder auf! Granz Henman setzt in „Volltreffer“ allerdings noch einen drauf, denn die Frau, der dieses Ungemach widerfährt, soll einen Spielertransfer einfädeln. Der BVB würde erneut einen seiner Stars an die Münchner verlieren, aber der Wechsel wird vorläufig vereitelt, als Viktoria (Julia Hartmann) im Borussen-Stadion einen Ball an den Kopf bekommt. Durch den Treffer leidet sie fortan an jener in Krimis und Komödien besonders beliebten Form der Amnesie, bei der man das biografische Gedächtnis verliert.

 

Der BVB-Vollblutfan Philipp (Axel Stein), der ahnt, warum Viktoria in Dortmund weilt, schafft kurzerhand Tatsachen, gibt die junge Dame als seine Ehefrau Dörte aus und nimmt sie mit in sein komplett schwarz-gelb ausgestattetes Häuschen im Grünen. Weil sich zwar viele Leute für Fußball, aber nur wenige für Fußballfilme interessieren, rückt der Sport alsbald in den Hintergrund und macht Platz für eine romantische Komödie, die von den beiden Hauptdarstellern sehr hübsch gespielt ist.

Julia Hartmann spielt überzeugend Viktorias Unbehagen inmitten all der BVB-Devotionalien. Der verwitwete Philipp ist alleinerziehender Vater zweier Söhne und kümmert sich außerdem um seinen dementen Schwiegervater Jupp (Tom Gerhardt). Die beiden Jungs, selbstverständlich ebenfalls glühende BVB-Fans, sind zwar nicht begeistert über die neue Mitbewohnerin, machen das Spiel aber mit, denn auch sie wollen natürlich verhindern, dass der Starspieler an die Isar wechselt.

Das letzte Geld verwettet

Ein weiteres wichtiges Handlungselement (Drehbuch: Granz Henman und Anne-M. Kessel) trägt dazu bei, dass „Volltreffer“ an eine andere Sat-1-Fußballkomödie aus dem Ruhrgebiet erinnert: In „Fußball ist unser Leben“ (2006) entführt ein Schalke-Fan einen wechselwilligen ausgebrannten Starkicker, um ihn wieder fit zu machen, damit er im letzten Saisonspiel ein Tor schießt; darauf hat der Fan nämlich das Haus seiner Frau verwettet. Philipp ist eine ähnliche Wette eingegangen: Weil die Bank drauf und dran ist, sein Häuschen zu pfänden, hat er Jupps ohnehin kaum noch lukrative Firma verkauft. Der Erlös reicht jedoch nicht, um die Schulden zu begleichen, also hat er sein ganzes Geld darauf verwettet, dass der Spielerwechsel nicht zustande kommt.

„Fußball ist unser Leben“ war eine eher derbe Komödie, und auch „Volltreffer“ ist nicht gerade für Feingeister gemacht, unterschreitet aber ein gewisses Niveau nicht. Henman, der zuletzt für Sat 1 „Zum Teufel mit der Wahrheit“ sowie „Nachbarn süß-sauer“ und davor den Kinoerfolg „Teufelskicker“ gedreht hat, verzichtet darauf, mit groben Klötzen und noch gröberen Keilen zu arbeiten. Das zeigt sich vor allem an Jupp, dessen Demenz nie als Vorwand für plumpe Scherze herhalten muss; Tom Gerhardt, einst mit Axel Stein ein Erfolgsduo in „Hausmeister Krause“, versieht diese Rolle mit leisen Tönen und sorgt so für einige rührende Szenen. Die Romanze zwischen Philipp und Dörte ist ebenfalls sehr schön eingefädelt.

Der Ausgang der Geschichte mag erwartbar sein, aber am Ende schüttelt Henman noch einige Überraschungen aus dem Ärmel; und natürlich ist es dann an Philipp, ins Feindesland zu reisen.