Mit einer beeindruckenden Vorführung ist an der Degerlocher Waldschule ein Konzert-Projekt zu Ende gegangen. Daran waren auch Flüchtlinge beteiligt. Insgesamt haben 80 Leute mitgemacht.

Degerloch - Die Turnhalle der Waldschule Degerloch hat sich Ende vergangener Woche für zwei Stunden in eine Konzerthalle verwandelt. Eine Nebelmaschine schickte kleine Schwaden in die von bunten Scheinwerfern umrahmte Bühne, Trompetenklänge und rhythmisches Trommeln kündeten schon vor Beginn der Veranstaltung von dem, was bald kommen sollte. Die voll besetzten Stuhlreihen reichten nicht für das Publikum aus, so dass ein paar Dutzend Schüler auf dem Turnboden Platz nehmen mussten. Sie alle hatten das draußen stattfindende Sommerfest verlassen, um das Migrationsprojekt der Schule zu verfolgen.

 

Flüchtlinge gehören zum Ensemble

„Das war eine intensive Woche mit vielen Sprachen und vielen Rhythmen“, sagte Michael Schwienert, der Initiator des Projekts, zu Beginn. So lange nämlich, oder besser gesagt, so kurz hatten die Beteiligten Zeit, den Abend vorzubereiten. Sechs Flüchtlinge – Afghanen, Syrer und Kongolesen – konnte er für das Projekt gewinnen. Sie wohnen an drei verschiedenen Standorten in Stuttgart, die meisten sind derzeit im Flüchtlingswohnheim am Gazi-Stadion untergebracht. „Wenn das Flüchtlingswohnheim schon so nahe ist, dann wollten wir das auch einmal thematisieren“, sagte Kai Buschmann, der Leiter der Waldschule. „Jeden Morgen standen die Geflüchteten um 7.45 Uhr auf der Matte“, so Buschmann anerkennend über deren Engagement.

40 Geflüchtete waren insgesamt beim Konzert anwesend, denn die sechs Mitwirkenden hatten auch ihre Angehörigen mitgebracht. „Mit den Leuten von der Technik kommen wir auf 80 Leute, die am Projekt beteiligt sind“, sagte der Musiklehrer Simon Brommer. Auch er mischte intensiv mit, castete die Kinder, teilte sie den Gruppen zu und lud die Familien der Geflüchteten aus den Wohnheimen ein.

Die sechsköpfige Weltmusikband „Diversité“ um den Gitarristen Steve Bimamisa und den Tänzer Yahi Gahe Nestor prägten den Abend künstlerisch mit Chören, tänzerischen, schauspielerischen und akrobatischen Einlagen. Dabei spreizte Nestor seinen Körper bis zur Schmerzgrenze, tanzte auf der Stelle, bis ihm der Schweiß in Bächen über die Stirn lief, während er einen Krug auf dem Kopf balancierte – Szenenapplaus. Ganz nebenbei bekam das Publikum dabei auch noch Anschauungsunterricht in afrikanischem Flirtverhalten.

Wilde Choreografien

Eine ganze Horde von in schwarze Leggins und T-Shirts gekleideten Schülern unterstützte die Protagonisten, flitzte vor der Bühne auf und ab und bot wilde Choreografien dar. Ein Highlight der Aufführung stellte die Mischung aus Schuhplattler und dem „Gumboot Dance“ dar. Der dem traditionellen bayrischen zum Verwechseln ähnliche Tanz ist in unter anderem in Südafrika verbreitet und gilt als Vorläufer des Stepptanzes. Dabei trat Nestor mit seiner Tanzpartnerin passend in Lederhosen auf, jodelte wild und schlug sich dabei auf die Füße. „Für die Kinder war es eine große Bereicherung“, fasste Michael Schwienert seine Eindrücke zusammen.